FebruarNachtsTraum
zurückzupfeifen. Seit wann bin ich eine gespaltene Persönlichkeit? Ich drehe den Wasserhahn weiter auf. Auch wenn ich nicht mehr Rotz und Wasser heule, bestimmt liegt das alles nur daran, dass ich Roman vermisse und Katharinas Anfängerhypnose ihre Schwächen hat. Ich kann nicht ernsthaft irgendwo in den Tiefen meiner DNA auf diesen Typen programmiert sein! Ich bin treu! Und wie!
Abends, eingemummelt in meine Bettdecke und unbeobachtet von Alexander, fasse ich für Roman meinen Tag noch einmal ausführlicher zusammen und schließe mit: Mir geht es wirklich gut, Mister Right. Du hättest dich nicht so aufregen müssen. Solltest du dich nicht vielmehr um Vlads Wohl sorgen?
Bei Roman müsste gerade die Sonne aufgehen, oder? Vielleicht frühstückt er jetzt, in diesem Augenblick. Prompt folgt per WhatsApp seine Antwort: Der ist erwachsen, meine liebe Lizzy.
Bin ich auch. Meistens. Gebannt starre ich auf mein Display und sehe, dass Roman wieder schreibt.
Das meinte Alexander auch.
Ehrlich? Der Typ, der mich vorhin noch übers Knie legen wollte, ist mein Fürsprecher? Nicht gut. Als ob mich seine Meinung interessiert! Deine ist mir wichtig. Und ich habe das Gefühl, dass du mir nicht vertraust. Roman, wenn ich dir sage, es geht mir gut, dann geht es mir gut. Frustriert drehe ich mich auf der Matratze, bis ich eine Position gefunden habe, bei der mein Rücken aufatmet und meine blauen Knie nirgendwo gegendrücken.
Auch wenn es nicht so ist, Lizzy?
Ausweichend tippe ich: Du kannst mich nicht vor allem bewahren, Roman.
Hast du eine Ahnung, was ich alles kann.
Necken wir uns hier gerade? Roman, du alter Trotzkopf. Mehr fällt mir nicht ein. Draußen auf der Straße lärmen Betrunkene, doch von Alexander ist kein Mucks zu hören.
Ja? Mehr schreibt er nicht. Als würde er sagen 'Na und, was solls?' Wie kann man nur so einen stark ausgeprägten Beschützerinstinkt haben! Ob er auf alles, was zu ihm gehört, so gut aufpasst?
Ich seufze, reibe mir müde die Augen und tippe: Okay, du kannst mich vielleicht vor allem Schlechten auf Erden bewahren. Aber ich will das nicht. Es sind meine Erfahrungen und an ihnen wachse ich. An den schönen immer, an den schlechten noch mehr. Versteht das Roman?
Gründlich lese ich die Nachricht noch einmal durch und drücke dann auf SENDEN. Beziehungsdiskussionen per Chat sind kompliziert. Jedes geschriebene Wort wiegt schwerer als das gesprochene. Es lässt sich nicht so leicht zurücknehmen. Und noch weniger vergessen. Denn es steht im Gesprächsverlauf für die Ewigkeit gespeichert. Am Anfang mag das Wort gewesen sein, am Ende jedoch auch.
Was willst du dann, Lizzy? Die Nachricht folgt nach einer ganzen Weile. Das Brummen in meiner Hand lässt mich aus dem Halbschlaf hochschrecken.
Upps, ich bin wohl eingenickt. Los, Gehirn, komm wieder in die Gänge! Ich blinzle und klappere wie eine Puppe mit den Augen. Auf dass mir die Pause nicht als Zögern ausgelegt wird. Denn was ich will, ist oberklar: Dass Alexander geht.
Und sonst?
Müde seufze ich. Heißt das, das ist nicht verhandelbar?
Genau das heißt es. Wieder entsteht eine Pause. Ist es jetzt nicht Nacht bei dir? Warum hat dich Alexander noch nicht ins Bett gesteckt?
Ich verkneife mir ein Gähnen und wiederhole mich: Weil ich erwachsen bin, Roman. Ich bin kein kleines Kind mehr. Ich war für ein Leben oft genug um sieben im Bett.
Klrk, klrk.
Statt einer Antwort von Roman klopft es zögerlich an meiner Tür. Alexander tapst barfuß im Schlafanzug und ohne Brille zwei Schritte ins Zimmer. Er zeigt mit seinem Smartphone auf meines, zuckt entschuldigend mit den Schultern und verliert kein böses Wort. Ich glaube, er hat schon geschlafen, als Roman ihn hochgescheucht hat. Zumindest sehen seine zerwuschelten Haare so aus.
Das Gute-Nacht-Kommando ist da, Roman. Unter Alexanders Blick werden meine Wangen heiß. Zum Glück ist es dunkel. Aber das weißt du ja schon, weil du es geschickt hast, nicht wahr? Pass auch du auf dich auf. Ich liebe dich.
Roman antwortet mit einem Schwall netter Worte, zahlreichen Herzen, einem Mond und Sternen. Die ganze Palette an Emoticons sieht mir nach einem Versöhnungsangebot aus und ich muss lächeln. Doch ich antworte nicht mehr. So albern bin ich nicht. Na, vielleicht ein bisschen …
Ich durchforste ebenfalls mein Handy nach tollen Bildchen. Bis Roman wieder eine Salve lustiger Zeichen abschickt und ich es nun gut sein lasse. Nichts haben wir geklärt.
Erst jetzt wird mir bewusst, dass Alexander
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