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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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Klinge erneut gefährlich nahekam. Automatisch sorgte er für etwas Distanz zwischen der Dämonenklinge und Eraels Haut. Er hatte keine Ahnung, warum, aber er wollte ihm nicht zwingend Schmerz zufügen. Nicht, wenn es nicht unbedingt sein musste. Eigentlich passte das nicht zu ihm, ganz und gar nicht, aber Erael hatte etwas an sich, das seinen Beschützerinstinkt weckte. Bevor Dantalion weiter darüber nachdenken konnte, unterbrach Seere mit einem bösen: „Zamael, wenn du nicht willst, dass Erael qualvoll stirbt, stehst du jetzt auf und bringst mich zu Morten! Und du halt die Klappe, Erael, sei froh, dass ich dich nicht auf der Stelle in deine Einzelteile zerlege!“
    Mühsam setzte sich Zamael auf und fummelte an den Knoten der Seile, die seine Beine am Bett fixierten. Anschließend wickelte er das Lederband von seinen Genitalien. Er stand auf, die Hose rutschte ihm zu den Knöcheln hinunter, ehe er sich bücken und sie festhalten konnte.
    Dantalion registrierte Eraels resigniertes Seufzen und verkniff sich ein Lachen.
    „Komm jetzt, Zamael“, befahl Seere. „Aber ein bisschen plötzlich. Alle zehn Minuten wird Dantalion sich mit einem hübschen Schnitt auf deinem Freund verewigen. Also solltest du dich beeilen.“
    Dantalion nannte Seere die Adresse, damit der sich dorthin teleportieren konnte.
    Zamael richtete rasch seine Hose, begab sich zu dem zerstörten Wohnzimmerfenster und sprang in den Flug. Kurz danach dematerialisierte sich Seere mit einem zornigen Knall.
    „Zehn Minuten“, sagte Dantalion und schaute auf die Uhr. „Startend ab jetzt.“
     
    ~*~
     
    Erael versuchte, sich so wenig wie möglich in Dantalions Umklammerung zu bewegen. Er wollte ihn nicht provozieren. Ärgerliches Schnauben entkam ihm. Der Ausgang dieser Entführung war von vorneherein klar gewesen, auf die eine oder andere Weise. Wie Yashiel prophezeit hatte, setzte Seere Himmel und Hölle in Bewegung, um seinen Freund zu befreien. Nervös fiel sein Blick auf den digitalen Wecker auf dem Nachtkästchen. Trotz des Hellraisers an seinem Hals empfand er weniger Angst, als er wahrscheinlich sollte, obwohl das ausgesprochen merkwürdig war. Immerhin hielt ihn ausgerechnet Dantalion fest, der als eiskalter Bastard beschrieben wurde. Warum musste der heute hier sein? Die ganze Aktion war schwierig genug gewesen, auch ohne die höllische Version von Schneewittchen, das zu lange im Solarium gelegen hatte. Dantalions gebräunte Haut wirkte dunkel im Vergleich zu seiner.
    Eraels Anspannung wuchs, sie waren jetzt bei der neunten Minute und bisher hatte keiner von ihnen sich bewegt oder etwas gesagt. Allerdings rechnete er nicht damit, dass Dantalion die Uhr aus den Augen lassen oder Seeres Befehl nicht befolgen würde.
    Woher willst du wissen, dass ich das nicht tue? , hörte er Dantalions sanfte Stimme in seinem Kopf. Nun, er musste schließlich davon ausgehen, allerdings wunderte er sich auch. Der Griff des Dämons entbehrte nämlich jeglicher sinnlosen Gewalt, jeder Feindseligkeit. Vollkommen anders als das, was er über ihn gehört hatte. Im Grunde fragte er sich, warum Dantalion ihm nicht vergnügt grinsend die Haut abzog. Er hatte ungeschriebene Regeln gebrochen und einen Dämon direkt angegriffen. Dantalion hatte alles Recht auf Vergeltung und nutzte es nicht.
    Du befolgst doch auch nur Befehle, oder?
    Das stimmte wohl. Keiner von ihnen war mit Jelials Order einverstanden gewesen und dennoch hatten sie gehorcht.
    Das ist der Grund, beantwortete Dantalion seine ungestellte Frage. Aber ich werde das nachholen, sollte Zamael Morten nicht rausrücken.
    Erael nickte knapp und stumm. Es war seltsam, dass Dantalion direkt in seinem Kopf sprechen konnte, aber es war auf merkwürdige Art auch angenehm. Zudem zweifelte er daran, ob seine Stimme so fest gewesen wäre, wie seine Gedanken es waren. Sein Körper betrog ihn und bebte nach wie vor unter den Nachwirkungen des Ritzers, der Kaskaden heißer Qual durch seinen Leib geschickt hatte. Erael war nicht zimperlich, aber eine solch vernichtende Pein hatte er nie zuvor gefühlt.
    Die Ziffern der Uhr sprangen ein weiteres Mal um. Erael zog scharf die Luft zwischen den Zähnen durch, hielt den Atem an und kniff die Lider zusammen. Jeder Muskel in ihm spannte sich in Erwartung des brennenden Schmerzes an, ungewollt zitterte er, als hätte er Schüttelfrost.
    Mach schon! , forderte er Dantalion bewusst auf. Damit ich es hinter mir habe!
    Ich warte noch, erwiderte der Dämon ruhig. Ich warte, bis Seere

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