Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
Vom Netzwerk:
Dantalion ihn tatsächlich gehen ließe, nach allem, was er über ihn gehört hatte.
    „Wage es nie wieder, mich so zu nennen. Und jetzt hau ab.“
    „Du siehst aus wie ein Mädchen und findest nicht selbst, dass du niedlich bist?“, fragte Erael, der seine Worte bewusst überspitzt formulierte.
    Dantalions Miene verdunkelte sich signifikant, und Erael wurde erneut daran erinnert, wie gefährlich er war. Mit langen Schritten kam Dantalion auf ihn zu und packte ihn ohne Vorwarnung an den langen Haaren.
    „Das wird dich teuer zu stehen kommen“, zischte der kleine Dämon.
    „Ach? Wird es das? Ja, jetzt, wo du es sagst …“ Erael war klar, dass eine solche Antwort absolut verkehrt war. Er konnte sie sich trotzdem nicht verkneifen.
    Mit einem harten Ruck zerrte Dantalion seinen Kopf nach unten und küsste ihn direkt auf den Mund. Erael war so überrascht, dass er nach Luft schnappte und dabei auf der Stelle Dantalions Zunge im Mund hatte.
    Na, wie schmeckt dir dein erster Kuss von einem Kerl? , hörte er die gehässige Frage in seinem Kopf. Dantalions Fähigkeit war beeindruckend. Er konnte sich ohne Weiteres auf einen Dialog konzentrieren, während seine Zunge in Eraels Mundhöhle beschäftigt war. Erael konnte sich nicht helfen, ihm klappten die Lider nach unten. Ganz automatisch schmiegte sich seine Zunge an Dantalions, erwiderte das sanfte Streicheln und die verspielten Bewegungen. Das hier war falsch, so fürchterlich falsch, aber es fühlte sich so fantastisch an. Erael konnte sich nicht dazu durchringen, sich von Dantalion zu lösen. Er war hin und her gerissen, und seufzte leise, als sich Dantalion behutsam zurückzog.
    „Geh jetzt.“ Der heisere Ton schickte einen weiteren Schauer über Eraels Körper. Sein Denkvermögen war auf unbestimmte Zeit ausgeschaltet, er reagierte allein auf die Aufforderung, wandte sich ab und ließ sich aus dem Fenster kippen.
     
    Dantalion atmete langsam aus, während er aus dem Fenster schaute und beobachtete, wie sich die weißen Federschwingen ausbreiteten. Er lächelte schief und sagte leise: „Erael. Wir sehen uns bestimmt wieder.“
    Er beschloss, zu warten, bis Seere und Morten sicher hier waren, und nutzte die Zeit, um ein wenig aufzuräumen. Dabei fand er Zamaels rote Federn auf dem Boden neben dem Bett. Grinsend hob er sie auf und drehte die längste davon zwischen den Fingern.
    Vielleicht waren Engel tatsächlich ein interessanterer Zeitvertreib als Menschen. Dantalions Überlegungen wurden von der ins Schloss fallenden Wohnungstür unterbrochen. Er sprintete ins Wohnzimmer hinüber, um zuzuschauen, wie Seere Morten zärtlich auf die Couch legte. Morten war sichtlich angeschlagen.
    „Geht es ihm gut?“, fragte Dantalion leise.
    „Ja, er ist nur noch nicht ganz bei sich“, sagte Seere grimmig. „Und er ist verletzt. Wer war das da an seinem Hals?“ Dass Seere angesichts Mortens körperlicher Versehrtheit nicht begeistert sein würde, war klar gewesen. Wenn er erfuhr, dass es Erael gewesen war, der Morten die Schnittwunde am Hals zugefügt hatte, würde das schlimme Folgen für den Engel haben. Dabei war Erael der harmlosere der beiden Entführer.
    „Zamael.“ Ohne zu zögern, schob er die Schuld auf den Falschen. Der hätte es wenigstens verdient, Seeres Zorn zu spüren. Niemand versuchte ungestraft, ihn beim Abspritzen zu erwürgen! Der Bastard hatte versucht, ihn zu töten, obwohl er es ihm so toll besorgt hatte! Das hatte Dantalions Stolz tief verletzt und das war nichts, was er so schnell verzieh.
    „Den Kerl bring ich um“, zischte Seere hasserfüllt. „Und zwar langsam.“
    „Komm schon, Seere, lass es gut sein“, sagte Dantalion beruhigend.
    „Wie sollte ich?“, schnappte Seere laut. Daraufhin regte sich Morten und Seere kniete sich neben ihn, um ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen.
    „Wach auf, Morten.“ Seere flehte beinahe, und Dantalion konnte wahrhafte Sorge in seinen Worten hören. „Was haben diese Monster mit dir gemacht?“
    Dantalion hielt sich mühsam davon ab, Seere darauf hinzuweisen, dass Engel in der Regel keine Monster waren, auch wenn sie nicht so nett und unschuldig waren, wie viele Menschen glaubten. So, wie Dämonen nicht so grausam waren, wie ihr Leumund behauptete. Er knuffte Seere in die Seite und zauberte ein zuversichtliches Lächeln in seine Züge.
    „Er wird schon wieder“, sagte er beschwichtigend. Auf einen offenen Konflikt zwischen Engeln und Dämonen hatte er keine Lust. Krieg war sinnlos und

Weitere Kostenlose Bücher