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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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rieselte ihm über den Rücken. Diese Farbe … Seine Schritte beschleunigten sich, er verfolgte die Spur der Federn. Gleichzeitig öffnete er seine geistige Abschirmung –  und wünschte sich eine Sekunde später, er hätte es nicht getan.
     
    ~*~
     
    Erael zitterte am ganzen Körper und es fiel ihm zunehmend schwerer, seine Stimme zu kontrollieren. Wenigstens konnte er bislang die Tränen wegdrängen, er wollte sich nicht die Blöße geben und vor Seere weinen.
    Wären seine Hände nicht über dem Kopf festgekettet gewesen, er wäre längst in sich zusammengesunken. Seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen, so sehr hatten ihm die wenigen Schnitte mit dem Dämonendolch die Kraft geraubt. Obwohl Seere nicht tief in sein Fleisch geschnitten hatte, so brannte es doch so höllisch, dass ihm die wenigen Stunden, die er hier war, wie Monate vorkamen. Dass es nur Stunden waren, erkannte er am Stand der Sonne, die durch einen kleinen Spalt von oben in den Kellerraum fiel.

Er war durstig, erschöpft und völlig verzweifelt. Sicher wusste er, warum Seere das tat. Aber er konnte nicht nachvollziehen, warum Seere für einen Menschen einen ausgewachsenen Krieg provozieren wollte.
    „Du bist wirklich taff, Kleiner.“
    Erael rollte mit den Augen. Er war größer als Seere.
    „Danke für die Blumen“, murmelte Erael heiser und erntete dafür einen weiteren Schlag ins Gesicht.
    Für einen viel zu kurzen Moment verschwamm die Realität um Erael herum und gnädige Schwärze hüllte ihn ein, in der er nichts mehr spürte. Keine Angst, keine Schmerzen. Doch dieser Moment verging viel zu schnell und Erael konnte nicht anders, als nun doch einen schmerzerfüllten Schrei auszustoßen. Der schwarze Dolch hatte sich ein weiteres Mal in sein Fleisch gefressen.
    Erael versuchte, die trockenen Lippen mit einer noch trockeneren Zunge zu befeuchten. Das Ergebnis war ein widerlicher Geschmack von Blut im Mund, der ihn unwillkürlich würgen ließ.
    „Wie gefällt es dir, entführt und aufgeschnitten zu werden?“, fauchte Seere, der regelrecht Funken der Wut zu sprühen schien, seit sich Erael in seiner Gewalt befand. Genau diese irrationale Wut war es, die Erael am meisten ängstigte. Und er konnte sich nicht einmal genügend konzentrieren, um Seere ein wenig zu besänftigen und ihm klarzumachen, dass es falsch war, was er hier tat.
    „Es ... es war Jelials Auftrag“, brachte er mühsam hervor. „Sie wollte nur ...“
    Ja, was wollte sie eigentlich? Erael wusste es selbst nicht so genau.
    Jetzt verstand er, was Yashiel damit gemeint hatte, dass es falsch war, Befehle einfach blind und unreflektiert zu befolgen.
    „Jelial“, zischte Seere. „Diese verfluchte Schlampe.“
    Erael presste die Lider zusammen. Großartig, nun hatte er seine Vorgesetzte diffamiert. Aber wenigstens war sicher, dass Seere gegen sie nicht ankommen würde.
    Seere trat hinter ihn und setzte ihm die Klinge zwischen die Flügel, die er ebenfalls oben festgebunden hatte . Erael wurde erneut schwarz vor Augen, als Seere das Messer um einen Flügelansatz herum zog. Das waren jetzt je zwei Schnitte am Ansatz seiner Flügel. Bei dem dritten dieser Schnitte hatte er in purem Schmerz unkontrolliert aufgeschrien und Seere auf die Schuhe gekotzt. Bei den vorangegangenen Peitschenhieben und Faustschlägen hatte er sich noch zurückhalten können, aber irgendwann war auch seine Grenze erreicht. Jetzt schien sein Körper langsam aufzugeben. Als er wieder zu sich kam, schaute er Seere unverwandt an.
    „Du stehst wohl auf Schmerzen“, knurrte Seere und schlug ihm diesmal mit der Faust ins Gesicht, dass seine Lippe aufplatzte.
    Erael schaute Seere mit ungebrochenem Blick an. Sicherlich hatte er Angst vor dem, was Seere noch alles mit ihm anstellen würde. Aber er konnte Schmerzen aushalten, wenn es sein musste. Daher sprach er nüchtern, vor allem weil ihm die Kraft fehlte, seine Worte besonders zu betonen.
    „Nein. Ich finde nur, dass das hier sehr sinnlos ist. Es wird das, was passiert ist, nicht ungeschehen machen.“
    „Falsch!“, bekam er zur Antwort. „Es ist keineswegs sinnlos. Es ist eine Warnung an jeden, der nur mit dem Gedanken spielt, Morten etwas anzutun. Du dienst sozusagen als abschreckendes Beispiel. Ist das nicht das, was du willst? Vorbildfunktion?“
    Erael schloss erschöpft die Augen. Er konnte den beißenden Spott in den Worten des Dämons hören, war aber inzwischen so weit, dass er ihn nicht mehr verstand. Seine Knie knickten nun vollends ein,

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