Federschwingen
gewesen. Er schluckte, konzentrierte sich auf Eraels dunkle, sanfte Stimme.
„Aah! Komm, mein Süßer, lass uns Spaß haben!“ Die Illusion war perfekt. So perfekt, dass Dantalion die Luft wegblieb, als er diese Worte mit Eraels Stimme zugeflüstert bekam. Er konnte vollkommen vergessen, dass es nicht Erael war, der vor ihm stand und ihn lüstern anfunkelte. Und er würde es vergessen.
Er spürte ein sehn süchtiges, verlangendes Ziehen in seinen Hoden, die seine Bereitschaft andeuteten. Er schluckte den entstehenden Kloß im Hals hinunter, während er zu dem falschen Erael aufblickte.
„Folge mir“, sagte er knapp und erhob sich in die Lüfte.
Moroi tat es ihm gleich, zu seiner Verwunderung klappte es sogar mit dem Fliegen recht gut, auch wenn die Erael-Kopie dabei ein hochkonzentriertes Gesicht auflegte. Dieser Bastard musste das geübt haben. Zwar hatte er selbst keine Flügel, aber seine Fähigkeit sorgte dafür, dass er alle körperlichen Attribute anderer Dämonen imitieren konnte.
Ihm kam ein schrecklicher Gedanke. „Fähigkeiten kannst du aber nicht imitieren, oder?“
Moroi lachte mit Eraels Stimme, was irgendwie seltsam klang. Dabei kam er mit den Flügelschlägen aus dem Takt und musste sich wieder konzentrieren. „Nein. Nur das Aussehen . Also keine Sorge, ich konnte deine Gedanken nicht lesen.“
Dieser Mistkerl wusste genau, worauf er hinauswollte. Er wäre vielleicht wirklich kein so schlechter Wächter. Scharfsinnig, begabt ... gefährlich. Überlebte der Junge sein erstes Jahrhundert, konnte er einer von den wirklich Großen werden, obwohl ausschließlich reinblütige Dämonen die Führung des Rats übernehmen konnten.
Dantalion nahm Kurs auf seinen Turm. Dabei schoss ihm durch den Kopf, dass seine Fantasien von vorhin Realität werden würden. Dieser Gedanke allein reichte, um ihn sogar im Flug steinhart werden zu lassen. Scheiße, dass er derart scharf auf Erael war, war nicht gut . Ganz und gar nicht. Hielt das an, könnte es zu einem Problem werden. Aber vielleicht verging diese Gier nach dem Engel, wenn er sich mit dem Imitat ausgetobt hatte.
Punktgenau landete er auf den Zinnen des Turms und schaute zu, wie Erael … Moroi nicht hundertprozentig sicher aufkam. Eine kurze Sekunde befürchtete Dantalion sogar, Moroi würde der Platz ausgehen und er auf der anderen Seite des Daches abstürzen. Er schien nicht zu wissen, dass er keine ‚Landebahn‘ brauchte. Allzu oft konnte er das noch nicht geübt haben. Irgendwie beruhigend.
Als Moroi mit den Armen rudernd vor den gegenüberliegenden Zinnen zum Stehen kam, hopste Dantalion von seiner Zinne, ging auf die in den Boden eingelassene Tür zu, entriegelte und öffnete sie, bot seinem Gast höflich den Vortritt. Als Moroi auf ihn zukam, zeigte sich der Unterschied zwischen ihm und dem echten Erael: Während Eraels Gang etwas Anmutiges, Ästhetisches hatte, bewegte sich Moroi ungelenk, als käme er mit dem fremden Körper nicht vollends zurecht.
„Diese Flügel sind unpraktisch, wenn man durch eine Tür will“, bemerkte Moroi lächelnd und stieg durch die Tür nach unten. Im Gang angekommen, war Moroi aber durchaus in der Lage, normal zu laufen, allerdings war es bei ihm wirklich nur ein Gehen. Erael dagegen schien zu schweben, seine Bewegungen waren fließender. Aber das würde keinen Unterschied machen, wenn er Moroi erst einmal im Bett hatte.
„Warum ein Engel, Dantalion? Will der böse Junge etwa bestraft werden?“, raunte Moroi und Dantalion hatte plötzlich nicht schlecht Lust, ihm eine reinzuhauen.
„Vergiss nicht, mit wem du sprichst. Erlaube dir eine weitere Frechheit und ich werfe dich aus dem Fenster.“
Moroi wirkte betroffen und senkte den Kopf.
„Ich dachte, es wäre gut zu wissen, was du erwartest. Ich kann alles sein, was du willst, Dantalion. Ich kann dich verführen oder mich gegen deine Zudringlichkeiten wehren und dir schließlich doch verfallen. Wie willst du mich haben?“
Dantalion fühlte etwas, das er selten fühlte: Fassungslosigkeit und Verwundbarkeit. Obwohl er Moroi haushoch überlegen war, entblößte der seine Gelüste innerhalb eines Wimpernschlags, analysierte ihn bis auf den Grund seines tiefsten Begehrens. Dieser Mann war wirklich gefährlich. Moroi konnte ihn zu leicht durchschauen. Wo hatte er ihm den Raum dazu gegeben?
„Halt die Klappe. Niemals werde ich einem Wurm wie dir die Führung überlassen“, zischte er überheblicher, als er sich fühlte.
Dantalion dirigierte ihn zu der
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