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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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sein, wie Dantalion erst kürzlich wieder erlebt hatte. Die Bruderschaft war nicht vollständig ausgelöscht.
    „Gewöhn dir deine Überheblichkeit ein wenig ab und du kannst ein guter Wächter werden“, sagte er und gab Moroi einen kleinen Kuss auf den Mund. „Und jetzt verschwinde hier.“
    „Schade“, erwiderte Moroi grinsend. „Ganz so schlimm hätte ich es nicht gefunden, dich zu nehmen.“
    „Wer sagt, dass du dazu Gelegenheit bekommen hättest?“, konterte Dantalion mit frechem Grinsen, das Moroi aber nicht im Geringsten erschütterte.
    „Das ist allgemein bekannt.“
    Na vielen Dank auch. Vielleicht sollte er seine Ausschweifungen nicht mehr in der Hölle ausleben. Ein Grund mehr, sich eher mit Erael zu befassen.
    „Ich bring dich nach oben“, sagte er und hielt Moroi die Hand hin. Er wollte allein sein. Die letzte Stunde hatte sehr an seinen Nerven gezerrt. Moroi hatte ihm eine Menge Stoff zum Nachdenken gegeben und seinen Ärger geschürt. Erael war nicht das Zentrum des Universums! Und doch wollte er im Moment nichts anderes, so vielversprechend es auch sein mochte. Vermutlich würde er Ruhe haben, wenn er ihn erst einmal im Bett gehabt hatte.
    Moroi lächelte schwach und ging an ihm vorbei auf die Treppe zu. Dantalion setzte sich ebenfalls in Bewegung und folgte ihm. Sein Blick fiel auf den festen kleinen Hintern in den engen Jeans, und er grinste. Unter anderen Umständen hätten sie bestimmt eine Menge Spaß miteinander haben können.
    „Danke, dass du rechtzeitig aufgehört hast“, sagte Moroi, als sie oben auf dem Dach standen. „Ich hätte das wahrscheinlich nicht gekonnt.“
    Er beugte sich zu Dantalion hinab und küsste ihn sanft auf die Lippen, der das ausnahmsweise zuließ. „Ich wünsche dir viel Glück. Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“ Moroi grinste und zwinkerte ihm zu. „Dann vielleicht als Kollegen?“
    Dantalion grinste zurück. „Vergiss es. In hundert Jahren vielleicht. Du bist nicht mal trocken hinter den Ohren und willst einen Job, der was für Erwachsene ist.“
    „Ich hab ein halbes Menschenleben hinter mir!“
    „Lachhaft.“
    Moroi lachte wirklich und ließ sich Flügel wachsen, ebenso schwarz wie Dantalions, nur etwas größer, damit sie sein Gewicht tragen konnten.
    Ohne einen Abschiedsgruß flatterte er los und Dantalion schmunzelte. So sicher war er mit dem Fliegen noch nicht. Jeder andere hätte sich einfach vom Turm geworfen und den Aufwind unter den Flügeln genutzt. Dieser Grünschnabel musste noch sehr viel lernen.
    Als Moroi nicht mehr zu sehen war, stieg Dantalion in seine Behausung. Im Wohnzimmer legte er sich auf die Couch und schwang die Beine auf die Rückenlehne. Sein Blick wanderte an die Decke, die in diesem Fall fünfzig Meter über ihm war und das Dach des Turms darstellte.
    Wenn Moroi es tatsächlich schaffen sollte, Wächterdämon zu werden, würde mächtig etwas auf sie zukommen – und Leonard würde seine helle Freude mit einem weiteren verliebten Mitglied haben … Er stellte sich bildlich vor, was sein Boss sagen würde, wenn er erführe, wem Morois Herz gehörte. Wahrscheinlich würde er es ihm herausreißen und zum Frühstück verspeisen. Seine Gedanken wanderten weiter zu Seere und Morten. Die beiden brachte nichts und niemand mehr auseinander. Ob er jemals jemanden finden würde, mit dem er solche starken Gefühle teilen konnte?
    Nein, Liebe bedeutete Bindung und Verpflichtung, beides Dinge, auf die er beileibe keine Lust hatte. Schon gar nicht mit Erael. Der prüde Engel war garantiert nicht der richtige Kandidat dafür, allein, weil ein Engel wohl kaum die Gefühle eines Dämons teilte.
    Wir sind beide in jemanden verliebt, den wir nicht haben können. Morois Worte hallten in Dantalion nach und verursachten ihm Magenschmerzen. Natürlich konnte er Erael haben. Er musste es nur richtig anstellen. Er musste in Erfahrung bringen, was Erael wollte und ihm genau das geben. Allerdings würde das einer eingehenden Tiefenrecherche bedürfen und das würde von Erael sicher nicht unbemerkt bleiben. Also brauchte er einen Vorwand, um in dessen Kopf zu kommen und dort fleißig herumwühlen zu können.
     
    Die folgenden Tage zogen sich zäh wie alter Kaugummi. Manchmal glaubte Dantalion, die Zeiger der Uhr liefen rückwärts. Er verließ seinen Turm kein zweites Mal, kontaktierte allerdings auf geistigem Weg die Ratsmitglieder , die er persönlich kannte, um sie auf Moroi aufmerksam zu machen. Sitri, eine ranghohe Dämonin, versprach

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