Federschwingen
zusammengebissenen Zähnen wandte Dantalion sich dem Waschbecken zu, überlegte es sich jedoch anders, als er vor dem Porzellanbecken stand, riss sich die Kleider vom Leib und stellte sich unter die mit schwarzem Marmor ausgekleidete Dusche. Die war wenigstens keine passende Umgebung für Erael, daher hoffte er, sich ohne weitere erotische Zwischenfälle waschen zu können.
Eine halbe Stunde und eine weitere Erael-Fantasie später kam Dantalion wenig entspannt aus der Dusche. Allein die Vorstellung von einem schlanken, aber festen Körper an seinem hatte ihn dazu bewegt, sich selbst die Finger in den Arsch zu stecken. Zur Hölle, das hatte er nicht nötig, oder? Warum bekam er diesen Kerl nicht aus dem Kopf? Jeder andere konnte es doch auch sein, oder? Vor allem würde es ihm jeder andere so hart und wild besorgen, wie er es brauchte. Was wollte er mit einem zögerlichen, prüden Engelchen?
Er biss sich auf die Lippen, die bei der Erinnerung an ihren leidenschaftlichen Kuss prickelten. Und wenn er Erael so weit bekäme? Wenn der ihn an die Wand pressen und einfach nehmen würde? Dantalion erschauderte erregt, als ihn diese gedanklichen Bilder überkamen. Das Verlangen, genau das zu spüren, wurde mit jeder Stunde seiner Einsamkeit mächtiger, bis er es nicht mehr in seinen vier Wänden aushielt. Er rannte die gewundene Treppe nach oben, bis er bei der Hälfte des Turms angekommen war. Hier befand sich sein Schlafzimmer und darin ein Kleiderschrank. Keine drei Minuten später war er von Kopf bis Fuß in schwarzes Leder gehüllt.
Er brauchte Ablenkung, und zwar dringend, und zwar jetzt, und z war sofort auf der Stelle!
Im Sturzflug ließ er sich vom Dach seines Turms fallen und steuerte auf die Stadt zu. Die zehnte Stunde war lang vorbei, jetzt brach das Nachtleben an und er wollte dabei sein, sich im Rausch von Nektar und Sporen, dem höllischen Äquivalent zu Alkohol und Drogen, verlieren und in den Armen eines Dämons erwachen, der ihn die ganze Nacht hart gefordert hatte.
Allerdings war ihm bewusst, dass er allein aufwachen würde. Das gab der Aussicht auf die kommende Nacht einen bitteren Beigeschmack. Nichtsdestotrotz wusste er haargenau, wo er einen passenden Partner finden konnte. Obwohl die gesamte Stadt quasi ein Vergnügungsviertel war, gab es einen Bezirk, in dem die Ausschweifungen und das Laster schier unendlich waren. Dantalion landete geschickt in der Mitte dieses Distrikts, schob die Hände in die hinteren Hosentaschen und schaute sich um. An jeder Ecke gab es hier willige Dämonen, meistens noch sehr junge. Eines war ihnen allen gemein: sie waren keine geborenen Dämonen, sondern ehemalige Menschen, die nach ihrem Tod zur Dämonenseele geworden waren. Das Schöne an diesen jungen Dämonen war, dass sie zwar in einem Abbild ihrer sterblichen Körper wiedergeboren waren, ihre Kräfte aber frisch und ungeübt waren. Mit ihnen konnte er leicht Spielchen treiben.
Hier tummelten sich die unerfahrenen Dämonen, die auf eine Chance warteten, bei einem wie ihm zu landen. Heute würde er eine dieser Chancen vergeben, an jemanden mit Potenzial.
Langsam schlenderte er die Straße entlang, musterte die Männer und Frauen, die sich ihm mehr oder weniger eindeutig anboten. Keiner von ihnen erfüllte auch nur ansatzweise die Anforderungen, nach denen ihm heute der Sinn stand. Hinter ihm ertönte ein scharfes Aufhissen. Dantalion wandte sich um und entdeckte einen Schemen, der sich aus dem Schatten eines Hauseingangs löste. Der Schemen wurde zu einem jungen Mann, der deutlich nervös auf ihn zukam.
„Du bist Dantalion, nicht wahr? Der Wächter?“
Das überraschte Dantalion. Ja, er hatte einen gewissen Ruf hier, im Sündenpfuhl der Hölle. Aber dass er erkannt wurde, damit hatte er nicht gerechnet.
„Ja“, erwiderte er schlicht.
„Ich bin Moroi“, erklärte der nun und streckte ihm die Hand entgegen.
Als ob ihn das interessierte! Dantalion zuckte gleichgültig die Schultern. Moroi war nicht sein Typ, ganz und gar nicht. Nur wenig größer als er, schulterlange, leicht gewellte Haare in einem rötlichen Braun ... ziemlich langweilig insgesamt. Das einzig Interessante an ihm waren die strahlend blauen Iriden.
Gerade wollte sich Dantalion umdrehen und seine Suche fortsetzen, als Moroi ihm folgte und weiterredete: „Ich bewundere euch Wächter schon seit meiner … Geburt. Ich hoffe, ich kann selbst irgendwann einer werden. Immerhin bin ich Gestaltwandler, das ist eine seltene Fähigkeit.“
Wie
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