Federschwingen
trockene Ton war alles andere als tröstlich, trotzdem fing Erael zu lachen an.
„So sieht mich wenigstens niemand mehr an.“ Auch Dantalion nicht, der seine Hände so gern in den langen Haaren vergraben hatte. Mit Mühe hielt Erael sich von einem weiteren herzzerreißenden Seufzen ab.
„Das glaubst du doch wohl selbst nicht“, entgegnete Zamael, holte für einen Zusatz Luft, schloss den Mund aber, ohne etwas zu sagen. Erael vermutete, dass Zamael genau das hatte aussprechen wollen, was er sich gerade gedacht hatte, und war ihm dankbar, dass er die Klappe gehalten hatte. Den Namen Dantalion wollte er so schnell nicht mehr hören.
„Welche Filme hast du ausgesucht?“, fragte er, um von seiner Person abzulenken, und setzte sich auf einen Sessel der Sitzecke. Noch so eine Sache, für die er sehr dankbar war: Zamael hatte hier alles vorbereitet, nicht drüben bei seinem Bett. Wäre das der Fall gewesen, hätte Erael die Flucht ergriffen. So aber war er froh, nicht allein sei n zu müssen.
„Ich habe einen Stapel bereitgelegt , da kann st du dir welche raussuchen“, sagte Zamael.
Erael beugte sich über die DVDs und hatte eine sehr umfangreiche Palette an Actionfilmen vor sich. Kein Liebesgeschnulze, keine Dramen, nur Actionkomödien. Genau das, was er brauchte, wie er lächelnd zugeben musste. Zamael nutzte die Gelegenheit, um mit den Fingerspitzen über seinen jetzt schutzlosen Nacken zu fahren. Erael schreckte in sich zusammen und zog die Schultern hoch.
„Es steht dir“, sagte er leise.
„Das klang vorhin noch anders“, entgegnete Erael trocken.
„Einen schönen Mann kann nichts entstellen.“ Zamael grinste so breit, dass Erael gar nicht anders konnte, als mitzugrinsen.
„Das hier ist nicht dein Ernst, oder?“ Erael hob die DVD von Dogma in die Höhe.
„Hey, der ist lustig!“
„Der ist absolut schwachsinnig! Mordende Engel auf Rachefeldzug, das ist …“
„Lustig. Die Menschen haben manchmal abstruse Vorstellungen über uns. Und da haben sie wenigstens interessante Ideen.“
Erael schüttelte entschieden den Kopf. „Wir nehmen das“, sagte er und präsentierte das Cover von Ocean’s Eleven.
Nachdem Zamael den Film eingelegt hatte, ließ er sich wieder gemütlich neben ihm auf der Couch ni eder. Ihre Flügel hatten sie dematerialisiert, sie würden hier nur stören. Während sie die Vorbereitungen der Casinoräuber verfolgten, zog Zamael ihn in seine Arme. Anfangs genoss Erael die Wärme im Rücken und die schützenden Arme um sich. Doch dann begann Zamael, ihm den Nacken zu kraulen und Erael fühlte, wie ihn diese Berührung nervös machte.
„Lass das bitte“, sagte er leise.
„Warum?“, raunte Zamael direkt neben seinem Ohr. Ein feuchter Kuss landete in seinem Nacken und er zog zischend die Luft zwischen den Zähnen ein.
„Deswegen bin ich nicht hier!“, schalt Erael und versuchte, sich aus der Umarmung zu befreien. Warum nur musste dieser Idiot alles kaputtmachen?
„Du willst dich ablenken. Du willst ihn vergessen. Warum probierst du es nicht wenigstens mal mit mir?“
„Weil du mich nicht liebst!“
Zamael seufzte tief und streichelte ihm das Gesicht. Dann setzte er sich wieder normal hin und lehnte sich an ihn. „Natürlich liebe ich dich. Aber wahrscheinlich nicht so, wie du es dir wünschst. Du bist mein Freund und ich liebe dich, wie ich mich selbst liebe. Aber ich kann nicht nur allein für dich da sein. Ich kann niemandem die Treue halten und das wird mich wohl ewig ins Aus bugsieren.“
Erael rückte ein gutes Stück von Zamael ab und sah ihn ernst an. Was sollte das alles? Der eine wollte mit ihm schlafen, ohne ihn zu lieben, und der andere würde nie treu sein können. Nicht, dass er eine Beziehung mit Zamael in Erwägung zog. Aber das alles war unfair. Und zwar hochgradig! Wieso musste er der Spielball für gelangweilte und notgeile Engel und Dämonen sein? Um sich von solchen Gedanken abzulenken, beugte er sich vor, griff nach der Schüssel mit den Chip s und stellte sie sich auf den Schoß. Bewusst begann er zu futtern, schob sich eine Handvoll Chips nach der anderen in den Mund. Zum einen hatte das den Vorteil, dass er jegliches Gespräch unterbinden konnte, zum anderen hielt er sich damit Zamael vom Hals, weil der bestimmt nicht mit fettigen Fingern angefasst werden wollte.
Als der Film beinahe zu Ende war, befanden sich lediglich die letzten Chipskrümel in der Schale, und Eraels Magen protestierte gegen die Überfüllung. Angewidert stellte er
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