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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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richtig auslassen konnte.
    Heute würde er sich seine verdorbene Seele aus dem Leib vögeln – auf die harte Art. Es gab genug Leute mit einer masochistischen Neigung.
    „Ich geh heute Abend weg“, teilte er Morten seine Entscheidung mit, bevor er es sich lange anders überlegen konnte. „Hast du einen Schlüssel für mich? Dann brauch ich dich nicht irgendwann rausklingeln.“
    Morten schaute Dantalion mit hochgezogenen Brauen an.
    So wie er das sagt, klingt sein Plan eher nach einer lästigen Pflicht, als nach Vergnügen.
    Dantalion hörte sehr genau, was Morten über ihn dachte und ärgerte sich maßlos darüber.
    „Es ist meine Sache, was ich tue! Hast du nun einen Schlüssel für mich oder nicht?“
    Morten seufzte. „Ja, habe ich. Diesen Tonfall lasse ich mir von dir übrigens nur gefallen, weil du mein Freund bist.“
    „Schon klar“, knurrte Dantalion, der glaubte, es keinen Moment länger mit Morten auszuhalten. Dieser Kerl machte ihn wahnsinnig, so wie er die Wahrheit formte, deutlicher machte und ihm umgehend vor die Nase hielt.
    Morten reichte ihm seinen eigenen Schlüsselbund, was Dantalion verriet, dass er heute nicht mehr ausgehen würde.
    „Treib es nicht zu wild“, riet er ihm, als ahnte er, was Dantalion vorhatte. Der Mensch, der ihm heute unter die Finger kam, war nicht zu beneiden. Blieb nur zu hoffen, dass er sich beherrschen könnte.
     
    In der Nähe des Hauptbahnhofs landete Dantalion, ließ seine Flügel unsichtbar werden und schlüpfte in die schwere nietenbesetzte Lederjacke. Durch eine heftige Kopfbewegung schüttelte er seine Locken auf, scho b die Hände in Taschen der Jacke und bog um die Ecke, die ihn vom hiesigen Straßenstrich trennte. Er musterte bereits aus der Entfernung die jungen Mädchen und Männer, die sich den Freiern anboten, und fragte sich, wie viele von ihnen mögliche Kan didaten für seinen Oberboss sein mochten. Die Hälfte? Mehr?
    Vorsorglich behielt er die Lider lasziv auf Halbmast gesenkt, als er sich den Prostituierten näherte. Hundertprozentig sicher war er sich nämlich nicht, dass seine Augen ihre normale Farbe hatten und nicht in einem dämonisch-wütenden Rot leuchteten, und nur für einen Fick wollte er sich nicht offenbaren.
    Am Ende der Straße stand ein junger Mann mit markanten Gesichtszügen und langem blondem Haar. Dantalion hielt die Luft an, als er beobachtete, wie ein Wagen vor dem Stricher anhielt. Oh nein, den Jungen würde ihm niemand vor der Nase wegschnappen! Es dauerte keine Sekunde und kostete ihn nicht mehr Anstrengung als ein Blinzeln, um eine Verbindung mit dem Fahrer des Wagens zu erstellen und ihm die Kopfschmerzen seines Lebens zu verpassen. Dantalion grinste böse, als das Auto mit durchdrehenden Reifen losfuhr, noch bevor sich der Stricher in Bewegung hatte setzen können. Manchmal liebte er seine Telepathie abgöttisch!
    Lässig steuerte er auf den blonden Mann zu und verdrängte dabei eine Erinnerung, die sich ihm prompt aufzwang: die an Moroi. Hatte er mit ihm nicht etwas ganz Ähnliches versucht wie jetzt? Doch, hatte er. Und was hatte es ihm gebracht? Nichts. Scheiße.
    Dantalion zwang sich, weiterzugehen. Er musste es durchziehen, um sich selbst zu beweisen, dass er keineswegs bis über beide Ohren in den verfluchten Engel verliebt war. Und austoben hatte noch nie geschadet. Der Stricher lächelte ihm verführerisch entgegen, wahrscheinlich hatte er das Interesse an seinem Körper an Dantalions Art und Gesten gemerkt. Dantalion beschwor seinen Magen, sich bitte nicht umzudrehen.
    „Hey, Süßer!“ Das Schnurren des Prostituierten schürte die brennende Übelkeit in Dantalions Innereien. Trotzdem grinste er den Jungen an.
    „Hey. Schon was vor heute?“
    „Kommt drauf an, wie viel Geld du hast.“
    Dantalion hätte beinahe gelacht. Der Kerl hielt sich für cool, oder wie? Aber das war egal, er würde bald schreiend und wimmernd unter ihm liegen.
    „Genügend“, erwiderte er ruhig. „Und wenn ich mit dir zufrieden bin, gibt’s eine nette Belohnung für dich.“
    Damit waren sie sich einig. Der Stricher stieß sich von der dreckigen Wand ab, an die er sich gelehnt hatte. Dantalion ging voraus, er hasste die billigen Absteigen, die hier für die käufliche Liebe wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Sein Ziel war ein besseres Hotel, ein paar Straßenzüge entfernt.
    Stur und ohne nach links und rechts zu sehen überquerte er die Straßen. Der Stricher folgte ihm, Dantalion fühlte die mentalen Ströme dicht

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