Federschwingen
hat fallen lassen?“
Dantalion ließ sich wieder nach hinten kippen und starrte die Decke an.
„Ich weiß auch nicht“, erklärte er schlicht. Natürlich, wie sollte Morten es verstehen, wenn nicht einmal er selbst es verstand. „Ich hätte gern mehr als einmal, aber er wollte nicht, weil er sich in mich verschossen hat.“
„Kann ich nachvollziehen, ich würde nicht gern mit jemandem ficken, der mich nicht liebt, obwohl ich ihn liebe.“
Statt einer Antwort nagte Dantalion an seiner Unterlippe. Also war Erael im Recht? Das konnte doch wohl nicht wahr sein!
„Ich brauch erst mal ein wenig Abstand von den Engeln, so allgemein gesehen.“
Das galt nicht nur für Erael, obwohl Zamael ihm in der letzten Zeit nicht mehr unter die Augen gekommen war.
„Warum sprichst du nicht noch einmal mit ihm? Seit wann hält der große Dantalion weglaufen für eine passende Lösung?“, bohrte Morten nach. „Nun, Erael ist wirklich ein hübsches Ding, da kann man durchaus schwach werden.“
Dantalion schluckte. Er war schwach geworden. Er war sogar so weit gekommen, dass er Erael nicht verletzen wollte. Das war erbärmlich!
Unwillig brummte er statt einer Antwort. Morten fühlte ihm für seinen Geschmack viel zu intensiv auf den Zahn.
„Er hat sich in mich verliebt und ich will nicht einen weiteren Konflikt zwischen Engeln und Dämonen auslösen“, knurrte er schließlich.
Morten lachte hell auf und schüttelte den Kopf. „Ne gute Ausrede ist auch was wert, hm? Aber mal im Ernst. Wie kann das denn passieren, dass sich ein Engel in einen Dämon verliebt? Gibt es da nicht irgen dwie einen Rassenkode x, der euch vor so einem Unsinn schützt?“
Dantalion grummelte kehlig. So gern er Morten mochte, dass der mit seinen Fragen aber haargenau ins Schwarze traf, war eine lästige Sache.
„Es ist eher eine Frage der Ehre als ein wirkliches Verbot“, versuchte er sich herauszureden und fragte sich dabei, warum er anfing, Erael zu verteidigen.
„Es ist nicht einmal verboten? Was spricht dann dagegen, dass ihr etwas miteinander anfangt? Ich meine, Seere und ich sind auch nicht unbedingt die Norm. Trotzdem funktioniert es gut, wenn ich nicht gerade entführt werde und er deswegen ausrastet.“
Morten hatte recht. Es könnte funktionieren, das war ja das Schlimme! Dantalion wollte es nur nicht ausprobieren. Das ging zu weit, das ging ihm zu nah.
„Es ist nicht so leicht, wie du glaubst“, ereiferte er sich.
„Warum denn nicht?“
Dantalion druckste herum. Eine handfeste Begründung hatte er nicht. „Ich weiß nicht, wie Jelial darauf reagieren würde, und auch nicht, was Leonard dazu sagen würde. Und ich habe keine große Lust, es zu erfahren, indem ich es darauf anlege.“
Morten zog die Brauen hoch. „Du bist also feige?“
Langsam sah sich Dantalion in die Ecke gedrängt. „Ich versteh nicht, wie Seere es bei dir aushält. Oder löcherst du ihn nicht so?“
Die Frage klang im Ansatz ärgerlich. Mortens Talent, ihm das Wort im Mund umzudrehen, war teuflisch. Ebenso wie das Lachen, das erneut erklang.
„Hab ich einen empfindlichen Nerv getroffen?“, sagte Morten mit sanftem Lächeln, dann wurde er ernst.
„Dan, du verhältst dich seltsam. Es muss einen Grund geben, dass du so reagierst. Das ist sonst nicht deine Art.“
Dantalion spürte, wie die Wut in ihm hoch brodelte, was sich höchstwahrscheinlich in seiner Miene widerspiegelte, doch zu seinem Leidwesen zeigte sich Morten davon gänzlich unbeeindruckt. Klar, wer mit Seere zusammen war, war wohl solche Art Blicke gewöhnt. Und die Meisterschaft in Todesblicken hielt Leonard, da konnten sie üben, solange sie wollten.
Doch nicht einmal der vermochte es, Morten einzuschüchtern. Ein wenig bewunderte er Morten dafür, immerhin war er ein Sterblicher und somit nichts als Spielzeug für jemanden wie Leonard. Dennoch wagte er es, ihm die Stirn zu bieten.
Dantalion seufzte und stützte seinen Kopf in die Hand. Warum wurde es stets kompliziert, wenn es um Gefühle ging? Er hätte sich nie darauf einlassen sollen!
„Du hast recht“, entschied er schließlich. „Ich werde das tun, was ich immer tue – nämlich ficken.“
Er hatte auf einmal das Gefühl, das Herz würde ihm im Brustkorb zerspringen und sich in scharfkantige Splitter verwandeln. Um das loszuwerden, presste er die Zähne so fest aufeinander, dass ihm die Kiefer schmerzten. Das war gut, das lenkte ab. Noch besser wäre es, wenn er jetzt jemanden gehabt hätte, an dem er seine Laune
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