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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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und stapfte ins Bad, um sich die Kleider wieder anzuziehen, die er sich kurz zuvor vom Leib gerissen hatte. Es war nur gut, dass das Blut auf dem schwarzen Leder, aus dem sein Outfit wie üblich bestand, kaum zu sehen war.
    „Es ist besser, du kommst mir in der nächsten Zeit nicht mehr unter die Augen, Morten, sonst könnte es sein, dass du das nicht überlebst. Seere kann dir nicht helfen und ich habe keine Angst vor ihm“, warnte er ihn, ehe er die Wohnungstür mit einem lauten Krachen hinter sich zu schlug.
    ~*~
     
    Erael hatte zu seinem Leidwesen von Jelial die nächste Auszeit verordnet bekommen. Er vermutete, dass sie mehr wusste, als sie erkennen ließ, und ihm zufällige Zusammentreffen mit den Dämonen ersparen wollte. Dummerweise machte das untätige Herumsitzen die Sache für ihn nur schlimmer, weil er dadurch genug Zeit zum Nachdenken hatte. Mit jeder Minute, die verging, sehn te er sich mehr danach, Dantalion wenigstens zu sehen , wenn nicht sogar mehr mit ihm zu tun. Mit ihm reden, ihn berühren, mit ihm schlafen. Das würde sein Herz zwar nicht zufriedenstellen, weil Dantalion ihn nicht liebte, aber es würde seinem Körper geben, wonach der so dringend verlangte. Verfluchter Liebeskummer, der ihn dazu brachte, einen Dämon zu glorifizieren!
    Das Morgengrauen setzte gerade in blassen Winterfarben ein, wie er mit einem trostlosen Seufzen feststellte, als er aus dem Fenster schaute. Was Dantalion wohl gerade tat? Das Klappen der Haustür riss ihn aus den wehmütigen Gedanken. Das konnte nur Zamael sein, logischerweise. Leises, gequältes Ächzen ließ ihn aufhorchen. War Zamael verletzt? Erael erhob sich aus dem tiefen Ohrensessel im Wohnzimmer und ging leise in den Flur. Zamaels Anblick sorgte dafür, dass ihm entsetzt der Mund offen stand. Er hatte seinen Freund über die Jahre in diversen Zuständen erlebt, aber so erledigt hatte er ganz selten gewirkt. Mit einem schnellen Schritt befand er sich neben Zamael und stützte ihn.
    „Was ist denn passiert?“, fragte er aufgeregt. So wie Zamael sich an ihm festhielt, konnte er beinahe nicht mehr selber gehen.
    „Ich kann nicht mehr.“ Zamael nuschelte undeutlich, offenbar vor Erschöpfung. „Bringst du mich nach oben?“
    Das war für Erael keine Frage. Er schob seinen Arm unter Zamaels Achseln hindurch und schleifte ihn mühsam die Treppe nach oben. Bei jedem Schritt zischte Zamael schmerzerfüllt. Um Himmels willen, was musste er durchgemacht haben? Wer hatte ihn angegriffen? Anders konnte er sich die Blessuren nämlich nicht erklären.
    Als sie die Treppe endlich hinter sich gelassen hatten, zitterten Eraels Beine vor Anstrengung, und er schnaufte erleichtert auf, als er nach der Klinke zu Zamaels Zimmertür griff. Ein paar Schritte später standen sie vor Zamaels Bett. Erael fiel ein Stein vom Herzen. Das Gefühl verpuffte ins Nichts, als Zamael gepeinigt wimmerte, während er sich auf die Bettkante setzte. Die Sorge in Erael wurde übermächtig.
    „Ich hole Yashiel!“
    „Nein! Nicht!“ Zamaels Einwand kam für Eraels Geschmack zu schnell. Er blieb stehen und musterte ihn eingehend.
    „Warum nicht?“
    Zamaels schwaches, schiefes Grinsen war eindeutig zu dreckig. „Ich will nicht, dass er mich so sieht. Ihm wäre das wohl peinlich. Außerdem gehört das mit dazu. Ich habe das freiwillig und in vollem Bewusstsein über mich gebracht.“
    „Du hast dich freiwillig in eine Schrottpresse gelegt? Genau so siehst du nämlich aus.“ Erael konnte es nicht fassen.
    „So ähnlich, ja. Schon mal was von SM gehört?“
    Abermals klappte Erael der Mund auf. „Was? Stehst du etwa auf so was?“
    Zamael grinste. „Ich bin der Engel der Lust, also ist es mein Job, alle Spielarten zu kennen und zu beherrschen. Und auch wenn du es vielleicht nicht verstehst, so hatte ich heute Nacht fantastisch guten Sex. Schmerz kann sich ganz schnell in brennende Lust verwandeln, wenn der Partner weiß, was er tut. Und der wusste es auf jeden Fall.“
    Erael schüttelte den Kopf. „Darf ich mir wenigstens deinen Rücken ansehen?“
    Zamael zuckte mit den Schultern. Seine Flügel hatte er praktischerweise dematerialisiert. Trotzdem war sein Rücken ebenso rot wie eben diese, als er sein Shirt auszog.
    Erael atmete scharf ein und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. Der Rücken war komplett gerötet. Hier und da war sogar die Haut aufgerissen und das rohe Fleisch geschwollen und blutverkrustet, dazwischen zeigten sich zornige, dunkelrote Striemen, die

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