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Federschwingen

Federschwingen

Titel: Federschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Seidel
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stumpfen Spitzen seiner Hörnchen darunter hervor ragten.
    Dantalion hatte nicht mit Mortens Widerstand gerechnet. Der packte die Decke und zerrte sie von Dantalion weg.
    „Es geht mich insofern etwas an, dass du die Spuren deiner Machenschaften in MEINE Wohnung schleppst. Ich erwarte, dass du sie auf der Stelle wegbringst und dich selbst dazu.“
    Dantalion war nun wirklich genervt. „Oder was? Willst du mir etwa drohen? Womit denn?“
    Er hörte, wie es in Mortens Kopf rumorte und wie er verzweifelt nach einer Erwiderung suchte.
    „Ich denke nicht, dass Seere begeistert sein wird, wenn er erfährt, wie du mit mir umgehst! Inzwischen ist das auch seine Wohnung!“
    „Ooooch, will der kleine Junge petzen gehen? Tja, leider ist Seere nicht da. Und ich will jetzt schlafen, also verpiss dich!“ Am Rande seines Bewusstseins war Dantalion klar, dass er so nicht mit Morten, seinem Freund, reden durfte. Aber er war einfach zu mies drauf und hatte zu große Schmerzen, um auf ihn Rücksicht zu nehmen.
    „Ich will dich nie wieder sehen!“
    „Auch gut“, grummelte Dantalion, dem langsam aber sicher die Augen zufielen, zu müde, um über die Tragweite von Mortens Worte nachzudenken. Er angelte nach der Decke und bugsierte sie einmal mehr über sich. Im Moment war ihm egal, was Morten über ihn dachte oder wie er ihn kritisierte. Sie waren Dämonen, keine Schmusetiere. Wenn Morten das vergaß, war das seine eigene Schuld. Er hatte die Menschen nicht von sich aus angegriffen, aber das wollte Morten ja gar nicht hören, dieser Idiot. Außerdem hatte er keinen von diesen scheiß Brüdern wirklich umgelegt.
    Brummend wälzte sich Dantalion mit dem Gesicht zur Rückenlehne und vergrub die Nase im Kissen. Schlaf und Ruhe, mehr wollte er jetzt nicht.
    „Ich will, dass du hier verschwindest, Dantalion!“, fauchte Morten. „Und zwar sofort!“
    „Zwing mich doch, schaffst du eh nicht“, murrte Dantalion. Und wenn hier alles einstürzte, er würde nicht aufstehen.
    „Da wäre ich mir nicht so sicher“, zischte Morten zornbebend. Dennoch nahm er Reißaus, Dantalion hörte, wie er in der Küche herumrumorte. Offenbar hatte er aufgegeben.
    Zumindest dachte er das, bis er von einer scharf riechenden Flüssigkeit getroffen wurde. Zusammen mit dem Klacken eines Zippo-Feuerzeugs öffnete Dantalion die Augen und sah Morten, der mit einer Flasche Hochprozentigem und dem kleinen Flammenspender vor ihm stand.
    „Du hast drei Sekunden, um von dieser Couch aufzustehen und zu verschwinden, ehe ich sie anzünde.“
    Dantalion lachte ihn aus. „Das bringst du nicht!“
    „Eins.“
    Dantalion suchte in Mortens Gehirn nach einem Bluff, fand aber nur Entschlossenheit. Für eine genauere mentale Untersuchung hatte er zu arge Kopfschmerzen.
    „Zwei.“
    „Du bist doch irre!“, rief er aus.
    „Ich will nur nicht, dass du dich hier einnistest. Letzte Chance!“
    Ein abfälliges Schnauben war die Antwort. „Nee, oder?“
    Morten schaute ihm fest in die Augen und ließ das Feuerzeug auf die wodkabesudelte Couch fallen.
    „Drei.“
    Dantalion hätte nicht gedacht, dass er das tatsächlich tun würde. Und er hätte ebenfalls nicht gedacht, dass sich das Feuer mit der Geschwindigkeit eines Wimpernschlags ausbreiten würde.
    Mit einem Satz sprang er von der Couch und rollte sich über den Boden, um seinen brennenden Flügel zu löschen. Eine doppelte Qual angesichts dessen, dass er sich da vorhin etwas verknackst hatte.
    „Spinnst du?“, brüllte er und schaute Morten dabei zu, wie er mit einem Feuerlöscher seine ruinierte Couch einschäumte.
    Dichter Rauch hatte sich in Mortens Wohnzimmer gebildet, aber die Kürze des Brandes hatte zumindest die restliche Einrichtung verschont. Zudem stand Mortens Sofa frei und die Flammen hätten höchstens noch den Couchtisch aus Glas erreichen können. Dieser Mistkerl hatte das Risiko genau kalkuliert und diese Aktion sorgfältig vorbereitet, wenn er sogar den Feuerlöscher zur Hand hatte. Dantalion hatte nicht schlecht Lust, ihn zu lynchen.
    „So und jetzt raus hier, ich habe wenig Lust, auch mein Bett anzuzünden, damit du nicht darin schläfst. Aber glaub mir, ich würde es tun.“
    Dantalion breitete seine Flügel aus und besah sich den Schaden, den Morten angerichtet hatte. Ein Flügel war angeknackst, der andere war verkokelt und stank nach verbrannten Federn. Beides schmerzte höllisch. Fliegen war also nicht drin. Das bedeutete das Ende einer Freundschaft, soviel stand fest!
    Dantalion knurrte

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