Federzirkel 02 - Verführung und Hingabe
ihm akzeptierte sie, doch jedes Mal, wenn er glaubte, sie würde es aufgeben, gegen ihn als Dean anzukämpfen, begann sie doch wieder zu grübeln und holte abstruse Gedanken an die Oberfläche. Er könnte sie zwingen, sich ihm offenzulegen, doch er tat es nicht. Er wollte, dass sie es freiwillig tat, ihm genügend vertraute.
Er dachte an John, wie fasziniert er von der ersten Sekunde an von Viola gewesen war, und er spürte, dass Kim diese Wirkung auf ihn ausübte. Sie reizte und verführte ihn mit ihrem Widerstand und ihrer Hingabe. Kim hatte keine Hemmungen, sich bei den Sessions fallen zu lassen, doch sobald ihr Körper abkühlte, kletterte sie zügig in ihr Sicherungsnetz, wo sie irgendwelche Pläne schmiedete.
Dean zog die Schublade auf, weil Kim vorhin eine SMS bekommen hatte. Er nahm ihr Mobiltelefon und ging ins Badezimmer. Die Nachricht war von einer Geena, die fünf Mal angerufen hatte. „Hey, Kim, ich hoffe du genießt deinen Kurztrip, bitte ruf mich an, dringend !“
Dean sah auf die Uhr: Es war kurz nach elf. Er betätigte die Rückruftaste, und eine junge Stimme antwortete nach dem zweiten Klingeln.
„Kim, na endlich!“
„Hier ist Dean.“
„Dean?“ Der Tonfall drückte pures Misstrauen aus.
„Ich bin ein guter Freund von Kim. Sie ist gerade verhindert und hat mich gebeten, dich anzurufen. Ist etwas mit den Pferden?“
Es war ein Schuss ins Blaue, der sich als Volltreffer entpuppte. Der Argwohn verschwand aus ihrer Stimme.
„Nein, mit Silk und Velvet ist alles bestens. Aber ich habe jetzt schon zum zweiten Mal so einen Kerl mit einem Fernglas gesehen.“
Dean spürte, dass sämtliche Warnleuchten bei ihm angingen.
„Ich will Kim nicht beunruhigen, aber irgendwie jagt mir sein Anblick Angst ein.“
„Wo kann ich dich erreichen?“
„Na, über die Nummer, die du gerade angerufen hast. Ich bin die Nachbarin von Kim. Geena McCarthy.“
„Frank McCarthys Tochter?“
„Du kennst meinen Vater?“
Und ob er ihn kannte. Frank nahm ab und zu an Sessions im Federzirkel teil.
„Wir sind befreundet. Hast du ihm von deinen Beobachtungen erzählt?“ Er merkte an ihrem Zögern, dass sie es nicht getan hatte. „Schon gut, Geena, ich nehme mich der Sache an. Du solltest vorsichtshalber nicht allein ausreiten, bis ich die Angelegenheit geklärt habe.“
Sie zögerte.
„Ich sehe mich sonst gezwungen, deinem Vater davon zu berichten.“ Er sagte es mit Schärfe und traf erneut ins Schwarze. Frank würde sie an die kurze Leine nehmen, wenn er wüsste, was seine Tochter für Befürchtungen hegte. Aus seinen Erzählungen wusste Dean, dass Geena ihren alleinstehenden Vater um den Finger wickeln konnte, aber nur so weit, wie er es zuließ. Er besaß keine Hemmungen, sich durchzusetzen, auch nicht bei einer Tochter, die gerade volljährig geworden war.
„Okay. Kim kommt ja bald zurück.“ Sie lachte. „Jetzt weiß ich, warum sie dermaßen geheimnisvoll getan hat, mit ihrem Urlaub. Sie hat nichts von einem Kerl erwähnt.“ Sie zögerte. „Ich hoffe, du bist nett zu ihr!“
Damit unterbrach sie die Verbindung, und Dean machte sich auf die Suche nach John und Miles. Er fand sie in Violas Atelier, wo Viola auf dem Boden lag. Miles hielt ihre Arme gestreckt über ihrem Kopf, während John ihre Schenkel umfasste und sie unter seiner Zunge stöhnte. Er sah ihrem Po an, dass die Brüder Viola nicht geschont hatten – und dass es ihr sehr gut gefiel.
Dean stellte sich neben sie und traf ihren Blick – sie sah ihm direkt in die Augen, als sie den Höhepunkt erreichte, und wurde immer noch entzückend rot. John bemerkte es, und sah sie so liebevoll an, dass Dean sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
Sein Bruder sah von seiner Tätigkeit hoch und tätschelte zärtlich Violas Bein. „Du bleibst auf dem Boden liegen, genauso, wie du jetzt bist, Cara.“
Er warf ihr einen drohenden Blick zu, der ihren Herzschlag beschleunigte und gleichzeitig ihren Trotz weckte – man sah es ihr deutlich an.
John nickte Miles zu, und sie gingen vor die Tür. „Was ist los, Dean?“
Miles wirkte fast angespannter als John, und Dean weihte die beiden ein. Die Ereignisse um Viola hatten sie sensibilisiert.
„Ruf Frank und Timothy an, sofort!“ John seufzte. „Vielleicht sind die falschen Leute auf sie aufmerksam geworden. Ihre Radioeskapaden waren nicht taktvoll.“
Timothy hob nach dem ersten Klingeln ab und sie vereinbarten, sich morgen zu treffen.
Bei Frank dauerte es länger, bis er sich meldete.
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