Federzirkel 02 - Verführung und Hingabe
und Zorn. Jetzt war er sicher, sie wusste nicht, wo sie sich befand, es war etwas anderes.
Kannte er sie? Er musterte sie und verbarg es nicht. Sie reagierte mit Nervosität, die er noch steigern wollte. Er führte sie zu dem sündigsten Bild der Ausstellung, seinem persönlichen Favoriten. Miles‘ Gesicht lag im Schatten, die Handfläche umfasste die Kehle seiner Partnerin Jocelyn, der Frau von Violas ehemaligem Boss. Eine Augenbinde raubte ihr die Sicht. Eine Hand knetete die linke Brust, und der rosige Nippel lugte zwischen den Fingerspitzen hervor. Der Daumen der Hand, der die Kehle umspannte, lag auf ihrer Unterlippe.
„Wie gefällt dir das Gemälde? Es heißt Zähmung und Hingabe .“
Kim betrachtete es mit zunehmend roten Wangen, ihr blasser Teint intensivierte die Reaktion. Wem versuchte sie, diese Scharade vorzuspielen? Die Szene regte sie an. Ob jede Stelle ihres Körpers so rot wurde? Ihre Pussy? Ihr Arsch?
„Ein anregendes Motiv. Allerdings stehe ich nicht auf Fesselspiele.“
Er trat näher an sie heran, und sie konnte nur nach hinten ausweichen. Sie tat es, bis ihr Rücken die Wand berührte.
„Wieso nicht? Schlechte Erfahrungen?“
Sie schüttelte zu vehement den Kopf. In ihre Augen trat ein gehetzter Ausdruck, als ob eine düstere Erinnerung sie plagte, zudem wirkte sie unheimlich verletzlich.
Shit!
Jetzt wusste er, weshalb sie ihm bekannt vorkam. Im Gegensatz zu John und ihm hatte Kim sie beide sofort erkannt. Daher rührte der Zorn.
„Kann es sein, dass ich dich kenne?“ Er machte einen Schritt zurück, um ihr Platz zu geben.
Sie lachte, und es wirkte genauso halbherzig wie der klägliche Versuch, ihre Fassung aufrechtzuerhalten. „Auf keinen Fall, dich hätte ich nicht vergessen.“
Sie wollte ein Spielchen. Was heckte sie aus?
Er schlenderte mit ihr durch das Haus, versorgte sie mit Sekt, nicht zu viel, nur genug, dass sie nicht ganz Herrin ihrer Sinne war.
Er gab Tom ein Zeichen. Der Maestro nickte, umfasste Iris zärtlich und flüsterte in ihr Ohr. Iris liebte Zuschauer, ihr Gesicht leuchtete auf, und sie sah Dean frech an.
Die arme Kim war in der Höhle des Löwen gelandet. Sie dachte, er sei die Beute, dabei hing sie selbst – in völliger Unkenntnis ihrer Lage – in seinen Fängen. Er würde aus Frigido Blue eine Libido Blue zaubern und sie zu ungeahnten Höhen führen.
Vielleicht sollte er sie nackt Fenster putzen lassen, um ihr wenigstens eine ihrer seltsamen Fantasien zu erfüllen, während er ihre Pussy leckte und ihr den Daumen in den Anus bohrte.
Die Vorstellung reichte, er bekam eine Erektion.
Sie hasste ihn, sie verachtete ihn, sie verabscheute ihn. Immer wieder zitierte Kim die Worte, versuchte verzweifelt, die Versuchung, die er auf sie ausübte, zu ignorieren. Rief sich die Schmach in Erinnerung, wie sehr er sie verletzt hatte. Zudem beunruhigte das Haus sie und bereitete ihr Schwierigkeiten, sich auf eine Emotion zu konzentrieren.
Er führte sie durch einen Raum, der mit einer Strafbank, einem großen Bett mit ledernen Handschellen und Fesselvorrichtungen an der Decke ausgestattet war. Wozu Dean überhaupt Fesseln benötigen könnte, war ihr ein Rätsel. Die Kraft, die von ihm ausging, gepaart mit der gefährlichen Ausstrahlung, reichte, um bei jeder Frau zitternde Knie zu verursachen. Wie würde es sein, von ihm gefesselt zu werden? Seiner Gnade ausgeliefert zu sein? Sie presste das Sektglas gegen ihre Wange, sehnte einen Kübel Eiswürfel herbei.
In dem Raum hingen außerdem mehrere großformatige Fantasybilder – eine rothaarige Schönheit auf einem Moosbett, ein Dämon, der zwischen den gespreizten Schenkeln einer Frau kniete und sie oral befriedigte.
Lieber Himmel! Woher nahm Viola die Ideen? Und dass sie den Mut besaß, sie umzusetzen!
Vergeblich versuchte Kim, die Bilder abstoßend zu finden, versagte aber auf der ganzen Linie, denn dazu zeigten sie nicht genug; nur genug, um über eine verflucht erotische Wirkung zu verfügen. Den Rest gab ihr Dean, der sie ständig wie zufällig berührte und sie ansah mit diesen grauen Augen, die unter ihre Oberfläche drangen, sie anzogen mit der Gefahr, die in ihnen lauerte.
Sie wusste es.
Er auch?
Verdammt, sie war eine erwachsene, erfahrene Frau und kein dummer Teenager mehr, den man zu einem See lockte und dann nackt zurückließ, mit einem zerstörten Herzen und Minderwertigkeitskomplexen. Es hatte derart wehgetan, dass es noch heute schmerzte. Sie musste es in eine der Schubladen ihres
Weitere Kostenlose Bücher