Fee und der Schlangenkrieger
Grinsen.
„Nein“, sagte sie.
„Wieso nicht?“, fragte Fee. „Ich habe die Geschichte erst einmal gehört, es wäre bestimmt gut für mich, sie noch einmal von jemand anderem zu hören.“
„Ein andermal vielleicht. Jedenfalls wäre es sehr nett von dir, wenn du uns helfen könntest.“
Fee hatte das Gefühl, dass sie nicht wirklich eine Wahl hatte, aber Frejas Art, es so darzustellen als täte Fee ihr aus Freundlichkeit einen Gefallen und nicht, weil sie eine Gefangene war, fand Fee nett.
„Findest du auch“, fragte Fee, „er sollte das Sonnenvolk in Ruhe lassen, oder bist du dafür, dass er Rache nimmt?“
„Ich finde es gut, dass du jetzt hier bist“, wich Freja der Frage aus, „vielleicht hört er nun endlich auf, über Ennajs Tod zu brüten und begreift, dass das Leben weitergeht.“
Wenn er das in vier Jahren noch nicht begriffen hat, dachte Fee, wird meine Anwesenheit wohl kaum einen Unterschied machen.
„Und dann kann er entscheiden, ob er das Sonnendorf vernichtet oder nicht.“
Freja schien keinen Zweifel zu haben, dass Lenyal in der Lage dazu war.
„Gut“, sagte Fee, „ich freue mich, wenn ich euch hier helfen kann. Ihr müsst mir nur sagen, was ich machen soll.“
Am Abend lag Fee in ihrem Alkoven und starrte nachdenklich an die Wand. Es war angenehm warm in Frejas Haus. Sie hatte den Tag damit verbracht, die Felle und Decken auszuklopfen und das Haus zu fegen. Dann hatte sie mit Juja Brotteig geknetet und das Abendessen, mit Gemüse und Fleisch gefüllte Teigtaschen, vorbereitet. Jujas Augen hatten aufgeleuchtet, als Lenyal nach Hause gekommen war. Nach dem Abendessen hatte sich Fee zurückgezogen. Sie war einfach erschöpft von der Aufregung und von allem Neuen der letzten zwei Tage. Und nun konnte sie nicht schlafen. Sie dachte über die absurde Situation nach, dass sie nun tatsächlich Lenyals
Gast
war. Sie hatte beim Abendessen seinen Blick gemieden. Was war das für ein Mensch? Seine Schwester war sehr nett, auch wenn sie etwas eigen war und nur die Fragen beantwortete, die sie beantworten wollte. Fee machte sich keine Illusionen, dass sie hier bei Freunden sei. Im Augenblick war sie scheinbar einigermaßen sicher, aber Freja sagte selbst, dass ihr Bruder besessen war.
Sie hörte ihren Namen.
„Meinst du wirklich, sie schläft schon?“, fragte Lenyal leise.
„Ja“, antwortete Freja genauso leise, „sie war erschöpft beim Abendessen.“
„Wie hat sie sich den ganzen Tag lang benommen?“
„Vorsichtig“, flüsterte Freja, „sie weiß nicht, ob ihr von dir Gefahr droht.“
„Hat sie was über das Sonnenpack gesagt?“
„Nein, gar nicht. Sie machte auch nicht den Eindruck auf mich, als vermisse sie die Sonnenleute. Sie kommt mir wie eine ziemliche Einzelgängerin vor.“
Das stimmt nicht, dachte Fee, Schlotte und ich sind ein Team.
„Ich will wissen“, flüsterte Lenyal und Fee musste sich anstrengen, um ihn zu verstehen, „welche Loyalitäten sie dem Sonnenpack gegenüber fühlt. Und ob sie uns genauso hasst wie sie es tun. Sie hat schließlich lange genug unter ihnen gelebt.“
„Aber sie ist keine von ihnen, Lenyal. Sie war den ganzen Tag sehr freundlich, und sie war nicht fleißig um mich zu beeindrucken, sondern weil sie nicht herumsitzen wollte. Sie wollte etwas zu tun haben. Sie singt sehr hübsch.“ Fee riss die Augen auf. Wann hatte sie denn gesungen? „Ich habe den Eindruck, sie hat versucht, sich einzugliedern. Wenn es stimmt, was sie dir erzählt hat, dann hat sie genau das getan, als sie zum Sonnenpack kam. Hat das beste aus der Situation gemacht. Und nun versucht sie dasselbe hier. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass sie Todesangst vor dir hat.“
Mist, dachte Fee, das hatte Freja gemerkt.
„Hat sie das?“, fragte Lenyal amüsiert, sie hörte es genau in seiner Stimme.
„Ja“, sagte Freja.
„Sehr weise von ihr“, antwortete Lenyal, „denn ich weiß noch nicht, was ich mit ihr mache.“
Am nächsten Morgen wurde Fee von Juja geweckt. Gemeinsam fütterten sie die Rinder und melkten die Ziegen. Dann half Juja Freja, sich zu waschen. Dazu erwärmte sie an der Feuerstelle Wasser und begab sich dann damit zu Frejas Alkoven. Fee schnitt einen kleinen harten bitteren Apfel in Stückchen, die sie im Haferbrei mitkochte, als Lenyal und Masral sich zu ihr gesellten. Freja ging es nicht gut, sie hatte keinen Appetit und war müde.
„Ich konnte nicht schlafen“, sagte sie, „ich werde mich nach dem Essen wieder
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