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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Foucher
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mir?“
    „Ich wollte dich kennenlernen“, sagte er leise und machte ebenfalls einen Schritt auf sie zu, „du siehst wirklich genau aus wie sie.“
    „Ich bin nicht sie.“
    „Du bleibst hier, bis ich Ning getötet habe. Erschreckt dich das?“
    Er sah sie abwartend an. Fee seufzte.
    „Ich habe so etwas erwartet.“
    Seine Stimme wurde noch leiser. „Hast du schonmal jemanden getötet?“
    Fee verzog angewidert das Gesicht. „Was ist denn das für eine Frage? Natürlich nicht!“
    „Was wirst du empfinden, wenn ich Ning töte?“
    Er sprach so leise, dass sie ihn kaum verstand. Fee dachte sich, dass sie ihm besser nicht erzählte, dass Ning und sie sich beinahe mal beinahe nahe gestanden hatten. Sie zuckte mit den Achseln.
    „Ich werde mir wahrscheinlich mehr denn je wünschen, ich wäre zu Hause. Ihr findet das vielleicht normal, aber wo ich herkomme, bringen wir uns nicht gegenseitig um. Es ist verboten, einen Menschen zu töten.“
    „Das war es bei uns auch“, zischte Lenyal, „und wir haben uns, trotz allem, daran gehalten. Bis Ning Ennaj getötet hat! Er hat den Tod verdient.“
    Fee legte den Kopf schief. Sie wollte nicht, dass Ning etwas geschah. Aber sie konnte Lenyal verstehen.
    „Was warst du für ein Mensch“, fragte sie leise, „bevor dir das passiert ist?“
    „Masral!“, rief Lenyal und hinter Fee betrat der Krieger, der sie hergebracht hatte, die Halle.
    „Bring Hannaj zu Neni zurück“, befahl Lenyal und Fee begriff, dass sie zu weit gegangen war. Masral packte sie am Arm und zog sie aus der Halle. Fee versuchte gar nicht sich loszumachen. Obwohl sie nun seinen Namen kannte, versuchte sie auch nicht wieder, sich mit ihm zu unterhalten, während er sie durchs dunkle Dorf führte. Sie musste nachdenken.
     
     

Neun zu Eins
     
    Als sie erwachte, fand sie die alte Frau an der Feuerstelle. Neni war dabei, Haferbrei in einem schweren bronzenen Kessel, der an einer Kette über den Flammen hing, zu kochen. Genauso, wie Slowen es im Sonnendorf getan hatte. Ohne viele Fragen zu stellen, half Fee ihr. Nachdem sie gefrühstückt und ihre Schalen gesäubert hatten, verließ Fee das Haus. Masral stand nicht mehr Wache und Fee ging das Dorf erforschen. Ihre Beine und ihr Rücken taten ihr nach dem Höllenritt von gestern weh, aber sie versuchte, dies zu ignorieren. Es schneite wieder und sie hatte sich ein warmes Tuch umgelegt. Sie vermisste ihre Zahnbürste, die im Sonnendorf geblieben war.
    Das Dorf der Schlangenleute unterschied sich nicht sonderlich vom Sonnendorf. Die Häuser waren im Großen und Ganzen vielleicht etwas kleiner und mit anderen Symbolen bemalt. Fee bemerkte kaum Sonnenräder, aber dafür zahlreiche Spiralen. Sie fragte sich, ob diese vielleicht die Schlangen symbolisierten. Schau an, sie dachte an die endlosen Stunden, die sie in Bonn mit dem Versuch verbracht hatte, Typentafeln auswendig zu lernen, das hat überhaupt nichts mit typologischen Reihen zu tun. Das hat mit Abgrenzung und Identität zu tun.
    Die Häuser waren ordentlich in Stand gehalten, die Wände dicht, und die Bemalung wirkte leuchtend und neu, so als ob man sie häufiger erneuerte als im Sonnendorf. Auch die Kessel, Karren und anderen Geräte, die sie bei den Häusern sah, wirkten neu. Im Sonnendorf hatte sie Geräte gesehen, die mehrfach geflickt anstatt ersetzt worden waren. Es schien den Leuten im Schlangendorf besser zu gehen, als sie angenommen hatte. Anders als im Sonnendorf starrten die Menschen, denen sie begegnete, Fee entweder neugierig an oder lächelten, und steckten tuschelnd die Köpfe zusammen, wenn sie vorüber gegangen war. Klar, dachte Fee, hier bin ja auch
ich
die Prinzessin, und man würde Ela misstrauen.
    Wie im Sonnendorf folgte ihr bald eine Traube von kichernden Kindern. Fee kümmerte sich nicht darum. Sie wollte sich nur umsehen, niemanden kennenlernen. Sie fand die große Halle wieder, in der Lenyal sie letzte Nacht verhört hatte und betrachtete einen Augenblick lang die Symbole, die Spiralen, aber auch naturalistische Darstellungen von Schlangen, Vögeln und Pferden, mit denen die Außenwände bemalt waren und ging weiter. Wie im Sonnendorf sah sie eine Gruppe von Großmüttern zusammen sitzen und fand die Töpferei am Rande des Dorfes. Fee war jedoch überrascht von der Anzahl der Pferde. Die Koppel des Schlangendorfs war viel größer als die Koppel im Sonnendorf und darauf standen mindestens doppelt so viele Pferde. Auf einer Seite zog sich ein Unterstand über die gesamte

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