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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Hause eine SMS, damit ich weiß, dass ihr gut angekommen seid, ja?«
    »Klar, Buffy«, sagte ich. »Wenn du willst.«
    Buffy ist eine großartige Technikerin und eine gute Freundin, aber ihre Vorstellungen von Sicherheit sind ein bisschen verquer, wahrscheinlich, weil sie in einer Hochsicherheitszone aufgewachsen ist. Im Feld macht sie sich weniger Sorgen als in einem eigentlich geschützten städtischen Einzugsgebiet. Zwar gibt es in den Städten tatsächlich mehr Attacken im Jahr als in ländlichen Gebieten, aber es gibt auch eine Menge mehr großer Männer mit Gewehren, sobald man sich von den Bächen und Maisfeldern entfernt. Vor die Wahl gestellt, würde ich mich jederzeit für die Stadt entscheiden.
    »Wir sehen uns morgen!«, sagte sie und winkte Shaun durch die Windschutzscheibe des Wagens zu, bevor sie Richtung Wachstation ging, wo sie die nächsten fünf Minuten auf Kontaminationen durchgecheckt werden würde. Shaun winkte zurück, ließ den Motor wieder an und setzte vom Tor zurück. Das war mein Signal. Ich hob den Daumen, um anzuzeigen, dass ich bereit war, und wendete das Motorrad, zurück Richtung Telegraph Avenue und in das Gewirr von Vorstadtstraßen, in dem unser Haus lag.
    Berkeley ist genau wie Santa Cruz eine Universitätsstadt, und beim Erwachen wurden wir regelrecht überschwemmt. Kellis-Amberlee erreichte die Wohnheime, vermehrte sich und verbreitete sich dann explosionsartig in einem Muster, von dem so gut wie alle überrumpelt wurden. »So gut wie« sind die entscheidenden Worte dabei. Als die Infektion in Berkeley ankam, tauchten die ersten Onlineberichte über die Vorgänge an den Hochschulen auf. Dabei hatten wir einen Vorteil gegenüber den meisten anderen Universitätsstädten: Wir hatten von vorneherein einen größeren Anteil von Verrückten in der Bevölkerung.
    Man muss wissen, dass Berkeley seit jeher die Spinner und Durchgeknallten der akademischen Welt angezogen hat. Das passiert eben bei einer Universität, die Abschlüsse sowohl in Computerwissenschaft als auch in Parapsychologie anbietet. Die Stadt glaubte sowieso schon an alles Verrückte, was übers weltweite Datennetz reinkam, und wenn all diese mehr oder weniger Irren die Gerüchte über Tote hörten, die sich aus den Gräbern erhoben, taten sie das nicht einfach ab. Vielmehr fingen sie an, sich zu bewaffnen, auf den Straßen nach Leuten Ausschau zu halten, die sich sonderbar benahmen oder Anzeichen von Erkrankungen aufwiesen, und sich ganz allgemein wie Personen zu verhalten, die tatsächlich mal einen Film von George Romero gesehen hatten. Nicht alle trauten ihren Ohren … aber ein paar taten es, und das erwies sich als ausreichend.
    Das soll nicht heißen, dass wir nicht unter dem Ansturm der ersten Infektionswelle zu leiden hatten. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Berkeleys starb im Laufe von sechs langen Tagen und Nächten, einschließlich des biologischen Sohns unserer Adoptiveltern, Phillip Mason, der keine sechs Jahre alt gewesen war. Es war nicht hübsch, aber im Gegensatz zu zahlreichen Städten mit ähnlichen Grundvoraussetzungen – einer großen Anzahl von Obdachlosen, einer großen Universität und vielen dunklen, schmalen Seitenstraßen – hat Berkeley überlebt.
    Shaun und ich sind in einem Haus aufgewachsen, das früher einmal zur Universität gehörte. Es liegt auf einem Gelände, das als »unmöglich zu befrieden« eingestuft wurde, als die Inspekteure der Regierung endlich in die Gänge kamen. Also wurde es verkauft, um den Wiederaufbau des Hauptcampus mitzufinanzieren. Die Masons hatten nicht in dem Haus bleiben wollen, in dem ihr Sohn gestorben war, und aufgrund der Sicherheitseinstufung des Viertels kriegten sie ihre neue Wohnstatt für einen Spottpreis. In dem Versuch, die Einschaltquoten hochzutreiben, unterzeichneten sie die Adoptionspapiere für uns einen Tag vor ihrem Einzug. Anschließend saßen sie mit einem großen Haus in der Gruselvorstadt und zwei Kindern da und wussten nicht, was sie tun sollten. Also taten sie das, was sie immer schon getan hatten: Sie gaben weitere Interviews, sie schrieben neue Artikel, und sie jagten höheren Quoten nach.
    Von außen wirkte es, als versuchten sie voller Hingabe, uns die Art von »normaler« Kindheit zu schenken, die auch sie verlebt hatten. Nie sind sie mit uns in ein geschlossenes Viertel gezogen, sie ließen uns Haustiere halten, die nicht genug Masse für eine Reanimierung hatten, und als die öffentlichen Schulen anfingen, dreimal täglich

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