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FEED - Viruszone

FEED - Viruszone

Titel: FEED - Viruszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Rücken, während er die andere locker über dem Pistolenhalfter platzierte. Wenn wir heute ein weiteres Teammitglied verloren, dann würde die Kugel nicht aus meiner Waffe kommen. Manchmal muss man die Schuld gerecht verteilen.
    »Ich wusste nicht, dass du ein Kind hattest, Ricky«, sagte Shaun beinahe leutselig. »Was hast du uns alles noch nicht erzählt?«
    »Ich trage Frauenunterwäsche«, sagte Rick. Und dann lächelte er ganz leicht. »Ich zeige euch irgendwann mal ein Bild von ihm. Er ist … wegen ihm habe ich bei den Printmedien aufgehört. Dort gab es zu viele Leute, die sich an ihn erinnerten, und zu viele haben seine Mutter gekannt. Zu viele haben mich mit anderen Augen gesehen, nachdem ich sie verloren hatte. Ich bin immer noch mit Leib und Seele Journalist. Also habe ich mir einen anderen Weg gesucht, Nachrichten zu verbreiten.
    Die Lichter blinkten rot und grün und wieder rot.
    »Wie hieß dein Sohn, Rick?«, fragte ich.
    »Ethan«, sagte Rick, und sein Lächeln wurde ernster und nahm einen kummervollen Ausdruck an. »Ethan Patrick Cousins, nach meinem Vater und seinem Großvater mütterlicherseits. Ihr Name war Lisa. Der seiner Mutter, meine ich. Lisa Cousins. Sie war wunderschön.« Er schloss die Augen. »Er hatte ihr Lächeln.«
    Das Licht hörte auf zu blinken.
    »Wir werden uns für dich an ihre Namen erinnern, wenn es so weit kommt«, sagte ich, »aber nicht heute. Du bist sauber, Rick.«
    »Sauber?« Er öffnete die Augen und schaute die Testeinheit an, als handelte es sich um ein fremdartiges Ding, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte. Dann nahm er langsam seinen Finger von der Nadel und drückte den Sendeknopf. »Sauber.«
    »Was verdammt gut so ist, denn ich hätte mich auf gar keinen Fall um deine verlotterte Katze gekümmert«, sagte Shaun.
    »Er hat recht«, sagte ich und streckte Rick die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen. »Shaun hätte sie beim erstbesten Truckstop, an dem wir vorbeigekommen wären, aus dem Fenster geworfen.«
    »Jetzt red keinen Blödsinn, George«, schalt mich Shaun. »Ich hätte auf einen gewartet, bei dem ein Vorsicht-vor-dem-Hund-Schild steht. Lois soll ja nicht ohne Freunde leben müssen.«
    Rick und ich wechselten schockierte Blicke und brachen dann in Gelächter aus. Gleichzeitig begann ich zu weinen, zog Rick hoch, schlang ihm die Arme um die Schultern und hielt mich an ihm fest. Shaun kam herbei und legte die Arme um uns beide, lachte mit und drückte das Gesicht in mein Haar, um seine eigenen Tränen zu verbergen. Ich wusste, dass er welche vergoss, aber Rick musste es nicht erfahren. Manche Geheimnisse muss man nicht teilen.
    Wir blieben so stehen, bis Motorengeräusch uns verriet, dass das Quarantäneteam kam. Hastig lösten wir uns voneinander und versuchten, wenigstens einen Anschein von Haltung anzunehmen. Rick wischte sich mit einer Hand durchs Gesicht, während Shaun die Tränen auf seinen Wangen abtupfte und ich mir mit den Fingern durchs Haar fuhr und mir die Sonnenbrille hochschob. Dann schaute ich zu Shaun, nickte und ging dem Geräusch der herannahenden Autos entgegen, wobei ich meinen eingetüteten Bluttest in der Hand hielt und mit der anderen meine Lizenz herauskramte.
    Der Konvoi hielt etwa zwanzig Meter entfernt vom äußersten Fahrzeug, meinem armen, verlassenen Motorrad. Die Seuchenschutzbehörde von Memphis machte keine halben Sachen. Sie hatten eine komplette Einheit geschickt: zwei standardmäßige Truppentransporter-Jeeps mit stahlverstärkter transparenter Kunststoffpanzerung, einen weißen Krankenwagen, der beinahe doppelt so groß war wie unser Sendewagen, und, was ganz besonders Unheil verkündend war, zwei der massigen, gepanzerten Trucks, die in der Presse von ihren Kritikern gerne als »Feuerwehrautos« bezeichnet wurden. Die riesigen Fahrzeuge waren leuchtend orange und auf allen Seiten mit roten Biohazard-Zeichen versehen, und aus ihren Schläuchen kam kein Wasser. Stattdessen versprühten sie eine bösartige, hochentzündliche Napalm-Variante, vermischt mit einem konzentrierten Insektenvertilgungsmittel. Wenn so ein Feuerwehrauto etwas abgespritzt hat, ist es steril. Der Boden ist danach jahrzehntelang tot, und alles, was sich zufällig in Reichweite befindet und bei Eintreffen der Trucks noch am Leben war, würde hinterher nicht mehr atmen, aber das entsprechende Gebiet würde sauber sein.
    Einer der Männer im vordersten Truppentransporter hob ein Mikrofon, als wir uns näherten, und aus dem Lautsprecher vorne am Auto

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