Feenfuchs und Feuerkuss
sich von ihr und
schob sie sanft an den Schultern von sich. Sein Gesicht zeigte nicht die
gewohnte Maske aus charmanter Arroganz, sondern strahlte untypisches Erstaunen
aus.
Luisa versuchte ihr rasendes Herz
zu beruhigen und ordnete ihre zerzausten Locken.
„Ich weiß nicht, was in mich gefahren
ist. Entschuldige“, sagte Jonathan heiser.
Luisa räusperte sich und
versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch in ihrem Kopf herrschte
gähnende Leere. Verwundert beobachte sie, wie Jonathan schnell nach Ophelias
Zügeln griff, die Luisa fallen gelassen hatte.
Sie trat wieder auf ihn zu und
fasste nach seiner Hand. „Du musst dich nicht entschuldigen. Es war schön.“
Jonathan drückte ihre Hand und zeigte
sein strahlendes Lächeln. „Gut. Dann rauf mit dir.“ Er deutete auf Ophelia.
Mühelos warf er sie in den
Sattel, wobei seine Hand länger auf ihrem Knie liegen blieb als nötig.
Luisa nahm die Zügel auf und
wendete Ophelia nach rechts. Als sie von Jonathan weg ritt, stahl sich ein glücklicher
Ausdruck auf ihr Gesicht. Ihr erster richtiger Kuss!
12 Funkstille
Das
Wasser aus dem großen Duschkopf prasselte auf Luisas Kopf herab und hüllte sie
in seine Wärme ein.
Sie
wusste nicht, wie lange sie schon in diesem angenehmen Regen stand, aber sie
war froh, dass Eva nicht da war, um ihr die Wasserrechnung unter die Nase zu
halten.
Sie
strich sich über die Lippen, die Jonathan gerade noch geküsst hatte. Sie fragte
sich, ob sie alles richtig gemacht hatte, es war immerhin ihr erster Kuss
gewesen. Sie jedenfalls war sehr zufrieden, war völlig in die Berührung
vertieft gewesen, hatte nicht nachgedacht und die Nähe zu Jonathan einfach
genossen.
Auch
jetzt noch, musste sie spontan lächeln, als sie daran dachte. Es hatte ihr Spaß
gemacht. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass sie ihren ersten Kuss
ausgerechnet von Jonathan Lichthang bekommen würde. Er war rheinländischen
Pferdewelt ein kleiner Superstar und sie, Luisa Frost, hatte ihn dazu gebracht
sich einen Kuss von ihr zu stehlen. Denn so viel war sicher, es war Jonathans
Initiative zu verdanken, dass sie sich auf diese Weise angenähert hatten. Gut
so, denn die Gedanken um Sam und seine unerwartete Beziehung wurden dadurch gewaltsam
in den Hintergrund gedrängt.
Sie
stieg aus der Dusche und trocknete sich ab. In ihrem Zimmer stellte sie ihre
Stereoanlage an und drehte Bruno Mars‘ Unorthodox
Jukebox laut auf.
Sie
hatte sich gerade durch ihre verknoteten Haare gekämpft, als ihr die Uhrzeit
bewusst wurde.
Wie zur
Hölle, konnte es schon sechzehn Uhr sein?
Sie
hatte die Nachhilfe völlig vergessen. Luisa hastete zu ihrem Handy und sah mit
wild klopfenden Herzen, dass Sam bereits dreimal angerufen hatte.
„Mist“,
fluchte sie und rief ihn zurück.
Es
klingelte und klingelte, aber er ging nicht dran.
Bestimmt ist er bei Pia ,
dachte Luisa verdrossen und spürte, dass ihre Niedergeschlagenheit mit voller
Wucht zurückkam. Warum hat Sam nicht
einfach gesagt, dass er eine Freundin hat?
Am
nächsten Morgen stand sie zusammen mit Jess und Molly vor den Kunst-Räumen
„Luisa!“
Sie zuckte zusammen, als sie Sam nach sich rufen hörte. Molly tätschelte
schnell ihren Arm, bevor Luisa sich zu ihm umdrehte.
„Hallo,
Sam“, sagte sie und ging ihm ein Stück auf dem Schulflur entgegen.
„Du
bist ja wie ein Phantom. Ich krieg dich gar nicht mehr zu Gesicht“, sagte er
und lächelte nur mit einem Mundwinkel.
Luisa
hatte das Gefühl, dass sie seine Art zu lächeln plötzlich noch süßer fand als
jemals zuvor. Ihr wurde regelrecht schlecht, als sie sich ausmalte, wie Pia
diesen hübschen Mund küsste. Da sie nun wusste, wie es sich anfühlte zu küssen,
war diese Vision grausam klar.
„Geht’s
dir nicht gut?“, fragte Sam und berührte ihre Wange.
Luisa
zuckte zurück. „Nein“, stammelte sie wie elektrisiert von seiner Berührung.
„Bist
du krank?“
Sie musste
nicken. Auf die Schnelle würde ihr keine bessere Ausrede für ihr nerdiges
Verhalten einfallen.
„Dann
warst du gestern auch schon krank?“
Luisa
spürte, dass sie wieder nickte und tiefer in diese Lüge hineinrutschte, als ihr
lieb war. „Ich hab versucht dich zu erreichen, als ich gesehen hab, dass du
angerufen hast. Hab’s nicht gehört… Weil ich geschlafen hab.“
„Ja,
ich war da beim Sport“, sagte Sam. „Ich dachte schon, es wäre etwas passiert,
weil du am Samstag auch so schnell aus der Zeche verschwunden bist.“
Luisa
starrte ihn an. Der hat ja
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