Feenfuchs und Feuerkuss
Nerven ,
dachte sie und sagte: „Molly und Jess wollten gehen. Und… Und ich wollte dich
und deine Freundin nicht stören.“
Oh
Gott, ihr unverbesserliches Mundwerk! Manövrierte sie mit voller Fahrt in eine
todespeinliche Situation hinein. Luisa spürte ihren Puls in ihrem gesamten
Körper hämmern, während Sams Miene undurchdringlich wurde.
„Du
meinst Pia?“, fragte er.
Natürlich, wen den sonst ,
dachte Luisa erbost. Sie nickte nur, vertraute ihrem Mund nicht länger.
„Sie
ist nur eine Freundin. Nicht meine Freundin.“ Sam fesselte sie mit
seinem Blick.
Luisa
starrte zurück. Dann spürte sie, dass Erleichterung wie eine frische Brise
durch sie hindurch fegte. Sie fühlte sich wie befreit, aber ihr Körper benahm sich
unmöglich: Sie konnte ihre Arme und Beine nicht mehr richtig spüren.
Hoffentlich würde sie auf den Füßen bleiben, denn Sams Blick rüttelte an ihr
wie ein schweres Erdbeben.
Ihr
Handy gab den Nachrichten-Ton von sich. Er war unfassbar laut. Luisa kam zuckend
zu sich und holte ihr Handy hervor.
Jonathan.
Genau im richtigen Moment. Als würde das Schicksal ihr einen kleinen Wink mit
dem Zaunpfahl geben wollen.
‚Komm
sofort, dann kannst du wieder reiten. Mein Vater ist gerade abgehauen. Ophelia
erwartet dich. J.‘
Sie sah
zu Sam auf. „Ich muss sofort zum Stall.“
„Ist
was passiert?“
„Ich
kann reiten, wenn ich sofort komme. Kannst du mich fahren?“
„Ist
das dein Ernst?“
„Ja,
bitte. Ich hab jetzt eh nur Kunst.“
Sam
wandte sich, schüttelte den Kopf. „Ich hab deiner Mutter versprochen, dich
nicht zu Ophelia zu fahren.“
„Bitte,
Sam. Ich brauche jetzt deine Hilfe. Du ahnst nicht, was mir das bedeutet!“
Er rieb
sich über das Gesicht. „Du machst mich fertig.“
Sie
jauchzte auf. „Ich hol‘ meinen Helm.“
„Ich
muss unbedingt einen zweiten, richtigen Helm in meinen Spind tun“, murrte er.
Luisa
wusste nicht, worüber sie sich mehr freuen sollte, über die Aussicht Ophelia
reiten zu können, oder über seine Überlegung, einen Helm für sie in seinen
Spind zu tun.
Der Weg
zum Gestüt fühlte sich an, als würden Weihnachten und Ostern auf einen Tag
fallen. Luisa saß auf Sams Roller, drückte sich fest an ihn, hatte ihre Arme um
seine Taille geschlungen und ließ die Erkenntnis in sich hinein sickern, dass
Sam doch nicht mit Pia zusammen war.
Die
Fahrt verging wie im Fluge, sodass Luisa fast aufschreckte, als sie plötzlich
in den unebenen Waldweg einbogen und die Schlaglöcher den Roller zum Holpern
brachten.
Dann
kam ihre helle Fuchsstute in Sicht und die Vorfreude wurde fast unerträglich.
Sam brachte den Roller zum Stehen und Luisa sprang ab.
Dann
sah sie in Jonathans Gesicht und ihre Ausgelassenheit war mit einem Schlag getrübt:
Er sah Sam abschätzend und wütend an.
Ach du je ,
durchfuhr es Luisa, als ihr bewusste wurde, dass dies die schlechteste
Konstellation war, die sie hätte herstellen können – nur ihre Mutter fehlte
noch für den Super-GAU.
Sie
eilte zu Jonathan hinüber und griff in Ophelias Zügel. Der zornige
Gesichtsausdruck hatte sich auch auf Sam übertragen, wie Luisa mit einem Blick über
die Schulter feststellen konnte.
Hastig rief
sie Sam zu: „Danke fürs Herbringen, du kannst jetzt ruhig zurückfahren.“ Doch er
wirkte wie versteinert auf seinem Roller.
„Ich
dachte, du würdest dich wenigstens nach gestern mal von alleine melden“, sagte
Jonathan nun zu allem Überfluss und sah sie von oben herab an.
Luisa
spürte, dass ihr diese Situation entglitt.
Und als
Jonathan hinzufügte: „Wie war denn dein Tag noch?“, fragte Luisa sich, wie sie
nur so dumm hatte sein können, ausgerechnet Sam zu fragen, ob er sie zu Ophelia
fahren konnte.
Sie
drehte sich erneut zu Sam um und erkannte, dass sie in der Patsche saß. Sein
Gesicht war ganz ruhig, aber seine Augen waren aufgewühlt, wie ein
Wasserstrudel, der einen das Leben kosten konnte, wenn man in ihn hineingeriet.
Verzweiflung
stieg in ihr auf. „Sam!“
Doch er
antwortete nicht, setzte seinen Helm auf und warf seinen Roller wieder an.
Sie
lief zu ihm und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Bitte. Ich erklär‘s dir“, flehte
sie, aber Sam schüttelte den Kopf.
„Ich
vertraue dir nicht, Luisa. Du lügst zu gerne.“ Damit wendete er seinen Roller
und fuhr davon.
Luisa
sah ihm bebend nach.
Jonathan
räusperte sich hinter ihr. Sie musste sich einen kurzen Moment sammeln. Sams
Worte hatten gesessen. Er vertraute ihr nicht.
Luisa
setzte eine
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