Feenfuchs und Feuerkuss
die Augenbrauen.
„Ich werde mich durch Hypnose
daran erinnern können, welcher Mensch ich in meinem früheren Leben gewesen bin“,
erklärte Jeska vollkommen ernst und versuchte das alberne Giggeln ihrer
Freundinnen zu ignorieren.
„Wetten, du bist als Hexe im 16.
Jahrhundert auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden?“ Molly schaute Jeska
herausfordernd an.
Das konnte diese natürlich nicht
auf sich sitzen lassen: „Und du warst eine bucklige Nonne mit fauligen Zähnen.“
Luisa konnte nicht mehr vor
Lachen, auch Jeskas immer düsterer werdende Miene half da nichts.
„Luisa, du brauchst gar nicht so
zu lachen. Du warst garantiert ein holdes Burgfräulein, das sich nicht zwischen
dem dunkelhaarigen Minnesänger aus England und dem gut aussehenden blonden
Ritter entscheiden konnte. Es kam zu einem dramatischen Duell zwischen den
beiden und...“
„Stopp, bitte kein Blutvergießen
vor zehn Uhr.“ Luisa hob beschwichtigend beide Hände.
Als Jeska erneut ansetzte,
wiederholte Luisa: „Echt, Jess! Hör auf. Jonathan ist meine einzige Chance,
Ophelia reiten zu können.“
„Ja, schrecklich, dass du dich
mit ihm abgeben musst, Luisa. Er ist ja so unerträglich hässlich und völlig
untalentiert“, meinte Molly ironisch.
„Er kann ja nichts dafür, dass
er…“ Luisa wurde durch das Piepsen ihres Handys unterbrochen und zog es aus der
Innentasche ihrer kurzen Lederjacke.
Jeska versuchte ihr das Handy zu
entreißen und rief: „Das ist er bestimmt. Er will einen romantischen Ausritt
mit dir machen.“
Luisa wehrte Jeska lachend ab,
hatte aber nicht mit Molly gerechnet, die das weiße Handy ergatterte und
vorlas: „‚Verehrtes Fräulein Frost. Zu meinem Bedauern kann ich Ihnen wegen
unserer Auktion heute nicht zur Verfügung stehen. Kuss J.‘„ Molly klappte erstaunt
der Kiefer runter.
„Unglaublich! Ich hab es doch
gewusst. Du und dieser arrogante Schönling“, rief Jeska rechthaberisch.
Luisa wurde rot. „Ja, ich weiß“,
stammelte sie, „Ich muss euch was beichten: Er hat mich geküsst.“
Jeska ergriff sie bei den
Schultern. „Luisa! Das hätte ich dir ja gar nicht zugetraut. Du bist ja eine
ganz Wilde.“
Luisa lachte auf, aber dann sah
sie, dass jemand den Raum betreten und wahrscheinlich gehört hatte, was Jeska
gerufen hatte: Sam. Er starrte sie für einen Moment an, der Luisas Blut in den
Adern gefrieren ließ.
„Shit“, flüsterte sie, „Dass Sam
sauer auf mich ist, hab ich euch auch noch nicht erzählt…“
„Was hast du denn gemacht?“,
fragte Molly.
„Ich musste flunkern und er hat’s
rausgefunden.“ Luisa schaute betreten drein.
Sam war zu seinen Stufenkollegen
hinüber gegangen. Sein kantiges Gesicht wirkte noch härter als sonst.
„Spätestens jetzt werden wir Sam Weston
wohl nie wieder lächeln sehen“, frotzelte Jeska. „Aber was interessiert uns denn
Sam noch? Du hast dich ja anscheinend für den finanzkräftigen
Profi-Springreiter entschieden, Lu. Hoffentlich kommst du gegen die Konkurrenz,
sein Ego, an.“
Luisa schüttelte den Kopf. „Ich
hab gar nichts entschieden. Ich sagte doch, er hat mich geküsst.“
„Dann solltest du dich bei Sam
entschuldigen“, meinte Molly und traf damit ins Schwarze.
„Genau das hab ich mir auch
gedacht. Aber ich muss noch den richtigen Moment erwischen. Das Beste kommt
aber noch“, sagte Luisa und machte ein betretenes Gesicht. „Meine Mutter hat
gedroht, dass sie Ophelia verkauft, wenn ich noch irgendetwas falsch mache.“
Molly fielen fast die Augen aus
dem Kopf. „Das würde sie doch niemals tun, oder?“
Luisa verschränkte die Arme vor
der Brust. „Ich traue ihr im Moment alles zu. Und bei meinem Geschick, trete
ich bald bestimmt in das nächste Fettnäpfchen.“
Nach der letzten Stunde wollte
Luisa Sam auf dem Schulhof abpassen. Ihr Herz klopfte wie verrückt.
Sie entdeckte ihn in einer Gruppe
von Oberstufenschülern und hob zaghaft ihre Hand zum Gruß. Entweder sah Sam sie
nicht oder er versuchte, sie zu ignorieren.
Verdammt , dachte Luisa, jetzt wird es unangenehm.
Sie trat entschlossen auf die
Gruppe zu und zupfte an seiner Jacke. „Sam, hast du vielleicht einen Augenblick
Zeit? Ich würde dir gerne was erklären.“
Er drehte sich sichtlich genervt
um, nickte aber, fasste sie nicht gerade sanft am Ellenbogen und führte sie,
unter den neugierigen Blicken seiner Freunde, einige Meter weiter weg.
Luisa versuchte, sich an die
Worte zu erinnern, die sich zurechtgelegt hatte, aber sie gingen in
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