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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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Abendessen heraus. "Sei bitte so nett und deck schon mal den Tisch. Chris, komm, hilf mir Wasser aus dem Brunnen zu holen." Mit diesen Worten scheuchte sie Chris hinaus und führte ihn in den Hinterhof.
"Also los, jetzt raus mit der Sprache. Woher kennst du das Mädchen?" verlangte sie zu wissen, sobald sie außer Hörweite der Küche waren.
"Wie sie gesagt hatte, ich wollte sie ausrauben und sie hatte mich überrumpelt", sagte er leicht verlegen. "Eigentlich spreche ich nicht gerne darüber."
"Dein Ego ist mir im Augenblick egal. Ich möchte wissen, ob von ihr eine Gefahr ausgeht."
"Nein, tut sie nicht", sagte Chris entschieden.
"Ich glaube kaum, dass du in der Lage bist, das zu beurteilen."
"Was willst du damit sagen?" brauste Chris auf.
"Nur, dass das Mädchen nicht das ist, was sie vorgibt zu sein."
"Ich weiß."
"Gut. Weißt du auch, was sie dir verheimlicht?"
"Nein."
"Und du willst trotzdem mit ihr gehen?"
"Ja."
"Weshalb?"
"Wegen der Schätze, die auf uns warten."
Lenuta musterte ihn überrascht, sie war nicht darauf gefasst gewesen, dass er sie anlügen würde. Doch dann erkannte sie, dass er selbst tatsächlich daran glaubte. Manchmal waren Männer ja so blind.
"Du weißt also nicht, was sie in Wirklichkeit vorhat?"
Chris warf ihr einen scharfen Blick zu. "Weißt du es denn?"
"Ich könnte eine Vermutung wagen."
"Und die wäre?"
"Sag du es mir."
"Sie könnte versuchen, das Siegel zum Feenreich zu öffnen."
"Hätte ich auch gedacht. Wie kommst du darauf?"
"Sie hat mich einmal gefragt, ob ich es schon mal versucht habe oder es gerne mal versuchen würde."
"Und was hast du gesagt?"
"Ich sagte, ich wäre nicht verrückt."
"Braver Junge. Ich habe dich nicht zusammengeflickt, damit du bei einem völlig idiotischen Versuch drauf gehst."
Chris lächelte schief. "Das habe ich mir auch gedacht."
"Und doch willst du mit ihr gehen."
"Ich hoffe, dass ich mich irre und dass tatsächlich Reichtum am Ende unseres Weges auf uns wartet. Und wenn nicht, werde ich sie vor einer großen Dummheit bewahren. Die Kleine ist etwas Besonderes, weißt du."
Lenuta nickte nachdenklich. "Ja, ich weiß. Ich habe es auch gespürt. Und doch werde ich nicht schlau aus ihr. Da muss noch mehr dran sein. Ich werde ihr heute aus der Hand lesen, hoffentlich wissen wir dann mehr."
Irgendwie schmerzte es Chris, Lenuta so voller Argwohn gegen Dhalia zu sehen. Er hatte das Bedürfnis, sie und ihre Partnerschaft irgendwie verteidigen zu müssen. "Sie hat ein gutes Herz und würde nie etwas tun, um anderen zu schaden."
Lenuta nickte zustimmend. Im Augenblick zog sie es vor, ihn nicht darauf hinzuweisen, dass auch die besten Absichten katastrophale Konsequenzen haben konnten.
"Na, alles geklärt?" erkundigte sich Dhalia beiläufig, als Chris und Lenuta wieder die Küche betraten.
Chris blickte schuldbewusst zur Seite, doch die ältere Frau verzog keine Miene.
Da sie keine Antwort bekam, zuckte Dhalia leicht mit den Schultern, doch sie mochte es nicht, wenn andere hinter ihrem Rücken über sie sprachen.
Lenuta packte einen großen Laib Brot, etwas Schinken und frisches Gemüse auf den Tisch. Amüsiert beobachtete sie, wie Dhalias und Chris' hungrige Gesichter sich bei dem Anblick erhellten.

Nachdem der Hunger gestillt war, lehnte Lenuta sich zurück und nippte nachdenklich an ihrem Kräutertee, dabei ließ sie Dhalia nicht aus dem Blick.
Dhalia, der dies nicht entging, versuchte, die Frau nach Möglichkeit zu ignorieren. Es hatte keinen Sinn, sie damit zu konfrontieren. Morgen würden sie weiterziehen und diese merkwürdige Frau weit hinter sich lassen. Dennoch fühlte sie sich unbehaglich und nahm es Chris äußerst übel, dass er sie davor nicht bewahrte, obwohl sie ihm, liebenswürdig lächelnd, den Fuß mit dem ihren wahrscheinlich schon zerquetscht hatte. Aber er war irgendwie abgelenkt, als würde er auf etwas warten, das die Alte tun sollte. Das war es wahrscheinlich, worüber die beiden vorhin geredet hatten, sie hatten sich einen Plan zurecht gelegt. Obwohl Dhalia sich dabei sehr albern fühlte - immerhin vertraute sie Chris ja voll und ganz - prüfte sie aus dem Augenwinkel mehrere Fluchtwege.
Dann hatte sie auf einmal keine Lust mehr auf dieses Spiel, das sie alle in völliger Stille, die keinem aufzufallen schien, spielten. Wenn das ein Test von Willenskraft oder Dickköpfigkeit sein sollte - nun, den konnte die alte Frau haben. Ungerührt hob Dhalia ihren Blick und starrte Lenuta offen in die Augen. Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, als

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