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Feenkind

Feenkind

Titel: Feenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Zeißler
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rein und startete stattdessen einen Gegenangriff. Wieder prallten die zwei Klingen aufeinander, so fest, dass Funken sprühten. Dhalias Arme schmerzten. Lange würde sie diesen Kampf nicht mehr aushalten. Sie war zwar geschickter und schneller als die meisten Männer, an purer Kraft war sie ihnen jedoch einfach unterlegen. Aber sie hatte mittlerweile gelernt, diesen Mangel zu kompensieren.
"Mehr hast du nicht drauf, Mädchen?" spottete er weiter. "Kannst du nicht einmal einen alten Mann besiegen?"
Ohne auf die Bemerkungen einzugehen, umfasste sie den Griff ihres Schwertes ganz fest mit beiden Händen und führte eine schnelle Folge von kurzen Schlägen aus, so dass es aussah, als wäre ihr Schwert lebendig und würde sich geradezu um das Schwert ihres Gegners winden. Ehe er sich versah, hatte sie es ihm schon aus der Hand geschlagen. Schwer atmend und stolz hielt sie ihm ihre eigene Schwertspitze vors Gesicht.
"Für einen alten Mann reicht es noch allemal, Vater."
Er lachte herzlich. "Wo du Recht hast, hast du Recht, Kleine. Wann hast du denn diese Finte wieder gelernt?
    Ich
habe sie dir bestimmt nicht beigebracht."
Sie zuckte mit den Achseln. "Ich weiß nicht, ist mir eben so eingefallen."
"Das war verdammt gut. Ich habe gar nicht gemerkt, was du vorhattest, bis ich deine Schwertspitze an meinem Hals spürte." Voller Stolz betrachtete ihr Vater ihre aufrechte, schlanke Gestalt, die langen blonden Haare, die sie zu einem schlichten Zopf geflochten hatte, damit sie sie beim Kampf nicht störten, und ihre vor Anstrengung rosigen Wangen. Wenn man sie betrachtete, wäre man nie auf den Gedanken gekommen, dass sie ein Schwert mit tödlicher Präzision zu führen vermochte oder dass sie reiten konnte wie der Wind oder dass sie mit ihrem Bogen auch auf hundert Schritte Entfernung immer ins Schwarze traf. Es war erstaunlich, was dieses Kind, denn das war sie trotz allem noch immer für ihn und würde es auch immer bleiben, in den letzten fast achtzehn Jahren gelernt hatte. Er hoffte, es würde genug sein. Nein, er wusste es ganz sicher. Jedes Mal, wenn er sie ansah - die anmutige und stolze Haltung des Kopfes, die verborgene Kraft der geschmeidigen Glieder, den funkelnden Glanz ihrer so ungewöhnlich grünen Augen - spürte er, dass ihr ein außergewöhnliches Schicksal bevorstand. Er brauchte keine Prophezeiung, um daran glauben zu können.

Dhalia spürte, wie sie unter dem wohlwollenden Blick ihres Vaters errötete. Doch sie war stolz auf sein Lob zu ihrem Kampf. Es machte ihr Spaß, neue Figuren auszuprobieren, und es freute sie, wenn sie erfolgreich waren. Der Schwertkampf war für sie einem Spiel oder einem Tanz vergleichbar, es ging um Geschicklichkeit, Strategie und Ausdauer. Sie konnte sich nicht vorstellen, damit einem lebendigen Wesen etwas anzutun. Sie bezweifelte, dass sie jemals die Kraft haben würde, durch lebendes Fleisch zu schneiden, oder dass sie ihr Schwert nach so einer Tat jemals wieder würde in die Hand nehmen können.
Gedankenverloren spielten ihre Finger mit dem silbernen Blatt, das an einem Lederband um ihren Hals hing. Seit sie sich erinnern konnte, hatte sie es immer bei sich gehabt. Und immer noch schaute sie mehrmals am Tag hinein. Doch außer ihrem eigenen Spiegelbild konnte sie darin rein gar nichts erkennen. Seit dem denkwürdigen Tag, von dem ihr ihre Eltern so oft erzählt hatten, hatte der Spiegel nie wieder etwas gezeigt.
Sie fragte sich oft, ob ihre Eltern die Geschichte nicht bloß erfunden hatten, denn sie fühlte sich so überhaupt nicht zu Höherem berufen.

Ihr Vater, der ihr Mienenspiel verfolgt hatte, legte einen Arm um sie, während sie zum Essen in die Burg zurückkehrten. "Du wirst es schon schaffen, das weiß ich."
Sie blieb stehen und sah ihn scharf an. "Was? Was soll ich schaffen? Wie soll ich etwas tun, wenn ich noch nicht einmal weiß, was dieses etwas ist und warum ich es tun sollte? Du erwartest doch nicht ernsthaft von mir, dass ich losziehe, um die Welt zu verändern, ohne zu wissen, wie und wieso, bloß weil ihr vor achtzehn Jahren etwas in diesem Dingsda gesehen habt!" Frustriert ließ sie das Blatt gegen ihre Brust fallen.
Ihr Vater blieb ruhig, doch sie spürte, dass sie ihn verärgert hatte. Er sah sie lange und ernst an, während sie sich immer kleiner vorkam und sich wünschte, im Erdboden zu verschwinden. "Es ist gut, dass du nachdenkst, Dhalia. Und es ist gut, dass du skeptisch bist. Wie du richtig erkannt hast, würden wir niemals von dir erwarten, dass du

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