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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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weniger, was Alex und Katrina längst
geahnt haben – daß die Mitglieder des medizinischen
Hilfstransports in Wahrheit Angehörige der kleinen
Sicherheitstruppe sind, die Glass aufgebaut hat.
    Katrina gibt eine glaubwürdige Vorstellung, das muß man
ihr lassen. Sie überschüttet den Kommandanten mit
Flüchen, kommt trotz ihrer auf dem Rücken gefesselten
Hände hoch und läuft drohend auf ihn zu. Einer der
Männer stellt ihr ein Bein, und sie schlägt der Länge
nach hin. »Man sagte uns, wir sollten gut auf den Mann
achten«, erklärt der Kommandant lachend. »Von Ihnen
war nicht die Rede. Seien Sie friedlich, sonst lassen wir Sie
hier!«
    Katrina kommt mühsam auf die Knie. Ihre Nase blutet, und ihre
Stimme klingt belegt. »Ich kämpfe gegen jeden, der den Mut
hat, es allein und ohne Waffen mit mir aufzunehmen. Wenn ich gewinne,
laßt ihr uns frei.«
    »Halt den Mund, Kat!« Alex spürt, wie sein Blut in
Wallung gerät.
    »Vielleicht später, wenn wir Zeit zum Spielen
haben«, sagt der Kommandant. »Aber jetzt geben Sie bitte
Ruhe. Sie bekommen zu essen, zu trinken. Wir haben noch acht Stunden
Fahrt vor uns, und die Straßen sind schlecht.«
    Die Männer des Sicherheitstrupps öffnen ihre Rationen.
Alex bemerkt, daß sie keinen Wachtposten aufstellen. Sie sind
keine Soldaten.
    Das Essen ist wiederaufbereitet, aber gut. Alex bedient sich
reichlich, insbesondere von den klebrig süßen
Honigkuchen.
    »Noch zwei Minuten«, sagt Katrina.
    Es ist sehr heiß. Grillen lärmen im Farnkraut. Einige
der Männer dösen. Der Kommandant hat sich eine VR-Maske und
-Handschuhe übergestreift und fuchtelt mit beiden Armen in der
Luft, während er eine offenbar ziemlich einseitige Unterhaltung
führt.
    Alex schiebt erst Katrina und dann sich selbst Filter in die
Nasenlöcher. Ein dumpfer Schlag ertönt hinter ihnen, als
der Gaskanister explodiert. Katrina hatte ihn unter den leeren
Leinwandsäcken auf der Ladefläche des vorderen Jeeps
versteckt, und diese Säcke, manche in Flammen, fliegen jetzt
hoch in die Luft. Der Kommandant kippt nach vorn. Nur ein Mann war
außer Reichweite des Narkosegases, aber jetzt rennt er auf
seine ohnmächtigen Kumpel zu und bricht ebenfalls zusammen. Das
Gas brennt in den Augen. Die Filter verstopfen die Nasenlöcher,
und es kostet Alex große Mühe, nicht durch den Mund zu
atmen.
    »Jetzt sind sie platt«, sagt Katrina, als Alex ihre
Handschellen mit einem Schlüssel öffnet, den er dem
Kommandanten aus der Brusttasche seines Blousons gefischt hat. Sie
nimmt dem Kommandanten das Kreuz ab, das er um den Hals trägt,
und hängt es sich selbst um.
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob sich so etwas
gehört«, meint Alex. »Alles in allem
betrachtet.«
    »Das heißt nicht, daß ich bekehrt bin. Aber
vielleicht schützt es mich vor Vampiren.«
    »So oder so – von der Semiotik her abzulehnen.«
    »Verdammt, Sharkey, du hast einfach keinen Sensor für
Witze!«
    Katrina sucht eine Maschinenpistole und pustet damit einem der
Jeeps das Gehirn aus. Dann beugt sie sich mit Datenhelm und
-handschuhen über sein Computerdeck und verhandelt mit dem
anderen Jeep. Alex sammelt die restlichen Waffen des Trupps ein und
wirft sie in die Schlucht. Dann rollt er die bewußtlosen
Männer in Seitenlage, damit sie nicht an ihrem eigenen
Erbrochenem ersticken, falls ihnen von dem Gas schlecht wird.
    »Du solltest sie der Reihe nach erschießen«, sagt
Katrina. Sie hat den Helm abgenommen. Der Jeep verweigert die
Kooperation.
    »Ich glaube nicht, daß sie uns folgen werden«,
meint Alex. »Sie sind nicht als Soldaten ausgebildet. Und wenn
sie es doch versuchen, können wir dafür sorgen, daß
sie nicht sehr weit kommen.«
    Er erläutert Katrina seinen Plan, und sie grinst und
entgegnet, das sei die verrückteste Sache, von der sie je
gehört hätte.
    »Ich dachte mir, daß es dir gefallen würde. Was
hast du übrigens mit Mister Avramites angestellt?«
    »Na, was wohl?«
    »Das war unklug, Kat. Gewöhn dir endlich an, erst zu
denken und dann zu handeln! Jetzt können wir nicht mehr
zurück.«
    »Ein Glück, oder?«
    »Wir müssen genau absprechen, was wir tun.«
    »Was sollte ich denn machen? Der alte Drecksack hat uns voll
verkauft.«
    »Klar, was dachtest du? In einem Krieg wird jeder verraten
und verkauft. Kannst du dieses Ding nicht dazu bewegen, daß es
dir gehorcht?«
    »Wir sollten sie der Reihe nach erschießen«,
wiederholt Katrina. »Dann wüßten wir sicher,
daß sie uns nicht verfolgen.«
    »Ob die hier oder ihre

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