Feenland
Soldaten werfen sich in
Hauseingänge und erwidern das Feuer. Marku gerät in die
Schußlinie und wird gegen eine Wand geschleudert. Einer der
Superkrieger umklammert Todd, reißt ihn herum – und dann
bäumt er sich auf, bricht zusammen und begräbt Todd unter
sich.
Einen schrecklichen Augenblick lang glaubt Todd, daß er
ebenfalls getroffen ist, aber das Blut, das seine Kleidung
durchtränkt, ist das Blut des Soldaten. Er verliert seinen Hut
und einen Schuh, bis es ihm endlich gelingt, sich unter dem Toten
hervorzuwälzen und zurück in den Hof zu rennen. Er entdeckt
eine Tür und rammt sie mit Schulter und Hüfte. Sie ist
unversperrt.
Todd taumelt durch einen leeren Raum, stößt mit dem
Fuß eine weitere Tür auf, stürzt in einen schmalen
Korridor, rappelt sich hoch und rennt dann einfach weiter. Er sieht
die Hornisse erst, als sie gegen seine Brust klatscht. Der stechende
Schmerz läßt ihn zunächst an einen Herzanfall denken,
aber dann erkennt er die winzige Drohne, die sich mit acht
dünnen Drahtbeinen an sein T-Shirt klammert. Er schleudert sie
weg, aber sie kehrt in einer engen Schleife um und sticht ihn in den
Nacken. Es gelingt ihm noch, ein paar Schritte weiterzulaufen, doch
dann muß er sich auf eine Türschwelle setzen. Dort finden
ihn die überlebenden Soldaten, nachdem sie die Angreifer
getötet und den Armeelaster in Brand gesteckt haben.
5 Jenseits der Grenze
Der Leiter des medizinischen Hilfstransports ist alles andere als
erfreut, daß Alex ihn allein in der frostigen Dämmerung
vor dem Hotel erwartet. Als die beiden Jeeps anhalten und Alex ihnen
entgegengeht, läßt der Kommandant die Blicke über den
leeren Platz schweifen und fragt streng: »Wo ist die
Frau?«
Das würde Alex auch gern wissen. Er und Katrina hatten am
Abend zuvor wieder einmal heftig gestritten, aber am Ende war sie mit
seinem Plan einverstanden gewesen.
»Unter Vorbehalt«, hatte sie gesagt. »Doch sobald
uns die Typen links kommen, garantiere ich für nichts
mehr.«
»Das ist im Moment die kleinste unserer Sorgen.«
»Ich kümmere mich um dieses medizinische Einsatz-Team.
Aber uns kann ohnehin nichts Schlimmeres passieren, als daß sie
uns zu Glass und deiner angebeteten Schwarzen Dame bringen.«
»Ja, aber ich will nicht mit leeren Händen dort
eintreffen. Ray sagt, daß er unsere, nicht ihre Hilfe braucht,
und ich glaube ihm.«
»Der kleine Stinker! Er hat uns in Paris verkauft, und er
wird es wieder tun.«
»Die Lage hat sich geändert«, widersprach Alex,
aber Katrina blieb skeptisch. Sie ging zwei Stunden vor
Sonnenaufgang, und nun ist der Konvoi da, und sie fehlt.
»Sie mußte noch etwas erledigen«, erklärt
Alex dem Kommandanten. »Sie stößt sicher unterwegs zu
uns.«
»Das ist gegen die Abmachungen.«
»Nun, Sie können jederzeit ohne mich
aufbrechen.«
»Unsinn. Ist das Ihr ganzes Gepäck?«
Alex hat sein Computerdeck und eine kleine Reisetasche
mitgenommen. Einer der Männer verstaut die Sachen, und Alex
klettert mühsam auf den Sitz neben dem Kommandanten.
Sie nehmen die Straße nach Kakavia. Katrina wartet einen
Kilometer vor der Stadt. Sie sitzt inmitten des verdorrten Unkrauts
am Wegrand, auf der windabgewandten Seite des Galgens, an dem ein
verschrumpelter, von Krähen angefressener Feenleichnam baumelt.
Mister Avramites ist nicht bei ihr. Alex hat ein ungutes Gefühl,
aber jetzt ist nicht der geeignete Moment für Fragen.
Die beiden Jeeps des medizinischen Einsatz-Teams sind
halbintelligente Zahnrad-Modelle, die guten Kontakt mit der
zerstörten Straße halten. Der kleine Konvoi schleppt eine
Staubfahne hinter sicher, während er mit
gleichmäßigen fünfzig Stundenkilometern dem Paß
entgegenrollt. Die Sonne sticht aus einem weißen Himmel
herunter. Alex klebt das Hemd am Rücken; er ist froh um seinen
schwarzen Schlapphut. Hinter ihm hat sich Katrina auf der engen
Ladefläche des Jeeps ausgestreckt; sie scheint den entgangenen
Schlaf nachzuholen.
Der Kommandant des Einsatztrupps ist ein kräftiger junger
Mann mit aufrechter Haltung und einem bleistiftdünnen
Schnurrbart. Er versteht immer dann kein Englisch, wenn es ihm
zweckdienlich erscheint. Alex erzählt ihm von seiner
Gefangenschaft in Makedonien, und er entgegnet achselzuckend,
daß die Leute dort oben ein verrücktes wildes Volk
sind.
»Sie behaupten, daß sie seit dreitausend Jahren da
leben, und warum nicht? Glauben Sie mir, die hätten selbst die
Spartaner bezwungen. Sie sind wie Wölfe.«
»Weil sie
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