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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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findet ihn viel netter als Perse. Heute hat sich
Cryer gegen die Hitze gerüstet. Er trägt weite blaue
Shorts, ein langärmeliges graues T-Shirt und einen eleganten
Strohhut, der schräg auf seinem dünnen blonden Haar sitzt.
»Ich höre, Sie bringen was Neues auf den Markt, Alex.
Können Sie sich deshalb diese schicken Fummel leisten?«
    Alex sagt: »Ich habe ein Problem mit Ihrem Partner.«
    Cryers wirft Alex einen Blick aus seinen verwaschenblauen Augen
zu. Seine Miene wirkt wie immer ein wenig gelangweilt und belustigt,
so als könnte ihn nichts von dem beeindrucken, was die Welt zu
bieten hat. »Dann müssen Sie das mit ihm
klären.«
    »Es geht um Billy Rock. Perse ist schon wieder hinter ihm
her.«
    »Darin sieht er nun mal sein Lebensziel.«
    »Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Also, das geht nur ihn und mich was an«, meint
Cryer.
    »Ich möchte nicht, daß er Sie da mit
hineinzieht.«
    »Sie drücken sich nicht gerade deutlich aus, Alex.
Wollen Sie mir etwas Bestimmtes sagen?«
    »Ich wäre ruhiger, wenn ich wüßte, daß
ich Sie anrufen kann – falls die Dinge aus dem Ruder
laufen.«
    »Wir sind immer für Sie da, Alex. Aber jetzt
entschuldigen Sie mich bitte. Ich muß mich um die beiden Toten
kümmern.«

 
5    Genhacken
     
     
    Alex verbringt den restlichen Tag damit, alles aufzulisten, was er
braucht, um Billy Rocks Auftrag durchzuführen. Der beste Weg, so
entscheidet er nach einem Paarigkeitsvergleich der mutmaßlichen
Puppen-Hormone mit einer Bibliothek äquivalenter Substanzen,
besteht wohl darin, im Handel erhältliche Bakterien zu kaufen,
die gentechnisch so aufbereitet sind, daß sie als Grundlage der
Hormonsubstitutions-Therapie verwendet werden können, um dann
die in sie eingefügten Plasmide mit Hilfe einer Punkt-Mutagenese
zu verändern. Darin liegt übrigens das Geheimnis für
die postklimakterische Vitalität der Premierministerin.
    Es ist eine altbekannte Technik, mit der sich die grenzenlose
Mutabilität des bakteriellen Stoffwechsels nutzbar machen
läßt. Bakterien, die niedrigsten Lebewesen der
Biosphäre, sind leicht zu manipulieren, da sie eine einfache
genetische Struktur haben. Im Gegensatz zu Pflanzen und Tieren, die
ihre genetische Information in bis zu hundert separate Chromosomen
packen, von denen wiederum jedes einzelne einen immens langen,
komplex gefalteten DNS-Strang darstellt, besitzen Bakterien eine
einzige DNS-Schleife, die durch kleinere Satelliten-Schleifen, die
sogenannten Plasmide, verstärkt werden kann. Bakterien tauschen
Plasmide wahllos aus. Natürlich vorkommende Plasmide bewirken
Eigenschaften wie die Resistenz gegen Antibiotika; künstliche
Plasmide werden übertragen, um Bakterien in sich selbst
vervielfachende Fabriken zu verwandeln, die ein bestimmtes Produkt
auf Befehl clonen. Mit Hilfe der Punkt-Mutagenese kann Alex die
Plasmid-DNS der genmanipulierten Bakterien selektiv verändern,
so daß sie anstatt menschlicher Hormone puppenspezifische
Hormone herstellen.
    Die Punkt-Mutagenese und das Wiedereinsetzen der Plasmide werden
etwa einen Tag in Anspruch nehmen. Sobald Alex das Material gesichtet
und ausgesondert hat, kann er in seinem kleinen Bioreaktor den ersten
Schwung transformierter Bakterien züchten; drei bis vier Tage
später dürfte er genug gereinigte Hormone für den
ersten Test besitzen.
    Es wird spätabends, bis Alex seine Vorbereitungen
abgeschlossen hat, aber verglichen mit seiner eigenen Arbeit ist das
hier ein Klacks. Im Prinzip ist Genhacken nichts weiter als das
Verändern von Nucleotiden-Basen entlang einer DNS-Helix. Sobald
du die Gene kennst, die du modifizieren möchtest, besteht der
Rest aus simpler Naßgewinnung – chemischen und technischen
Verfahren, die so alt und erprobt sind wie die Herstellung von
Enzymen für bioaktive Waschpulver. Dagegen ist die Produktion
von psychoaktiven Designer-Drogen und -Viren um ganze
Größenordnungen komplexer.
    Alex hat als Kind George Gamows Klassiker Mister Tompkins
Explores the Atom gelesen. Ein Lehrer lieh es ihm, weil er
irgendwann einen Funken in dem mürrischen dicken Jungen, der
kaum mit den anderen sprach, der sich die meiste Zeit in seine eigene
Gedankenwelt zurückzuziehen schien, glimmen sah. Das Buch
öffnete eine Tür. Es wies Alex einen Weg in die Zukunft. Um
sich in die zenähnliche Trance zu versenken, die ihm das
Genhacken erleichtert, benutzt er eine Bildassoziation: Er sieht sich
als fetten, zufriedenen und starken Nukleus im Innern eines Atoms,
der seinen

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