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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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sich zurückgezogen. Das Opferfeuer ist niedergebrannt. Auf
der anderen Seite der Lichtung verlagert das Zwerg-Mammut sein
Gewicht unruhig von einem Fuß auf den anderen.
    Das melancholische Hornsignal ertönt von neuem – und das
Zwerg-Mammut hebt den Rüssel und gibt Antwort.
    Ray grinst Alex an. »Du glaubst, daß nur einer kommt?
Das hier ist die Heimat des ältesten Feenvolkes auf der Welt.
Sie sind von Anfang an hier. Viele ihrer seltsamen Kinder leben im
Wald.«
    Wilde Feen unterscheiden nicht zwischen den Puppen, die sie
umprogrammiert haben, und den Geschöpfen, die sie mittels
Genmanipulationen entwickeln.
    »Hast du Angst, Ray?« fragt Alex. »Ich muß
die Wahrheit wissen.«
    »Keine Spiele, dicker Mensch!« warnt der Elf. »Wir
sind eingekreist. Sie haben die Überzahl und mindestens einen
Werwolf. Ich glaube, sie haben auch die Waffen-Überzahl. Die
Feen hier nehmen, was sie finden, und sie finden viel, weil ihr
Menschen immer kämpft. Aber ihre Munition war wenig, und jetzt
bringen diese anderen alles, was fehlt, von draußen mit.
Schlechtes Karma.«
    Jemand kommt über den Grasstreifen zwischen den Ruinen auf
sie zugerannt.
    Es ist Katrina. Sie trägt nur ihr T-Shirt und die
Leder-Jeans, hat ihr Gesicht und die nackten Arme mit schwarzem
Ruß beschmiert und gepolsterte Knie- und Ellbogenschützer
übergestreift. Eine winzige Infrarot-Lampe ist unter der
Mündung ihrer Maschinenpistole befestigt; ihre Nachtsicht-Brille
hat sie auf die Stirn geschoben.
    »Sie haben den Durchbruch geschafft«, sagt sie.
»Wenn das Glück auf unserer Seite steht, handelt es sich
nur um einen Spähtrupp, aber ich weiß nicht, wie viele da
draußen lauern. Dieser Blödtyp von einem Avramites!
Wetten, daß der uns die Stinker auf den Hals gehetzt
hat!«
    »Du verpestest die Luft im Umkreis von Meilen«, sagt Ray
zu ihr.
    Alex wirft Katrina einen fragenden Blick zu. »Wir brauchen
einen von ihnen. Tot oder lebendig, das spielt keine Rolle. Nur den
Chip und ein paar Milliliter Blut, wenn du das Opfer nicht
hierherschleppen kannst – aber der ganze Körper wäre
besser.«
    »Sie verwandeln uns«, sagt Ray. »Sie haben magische
Kräfte.«
    »Dich verwandeln sie bestimmt nicht, Ray«, beruhigt ihn
Alex. »Deine magischen Kräfte sind ebenso wirksam wie die
ihren.«
    »Da hast du recht.« Ray zieht seine Pistole. »Und
ich habe meine Zauberkugeln.«
    »Wenn ich einen Chip und etwas Blut bekomme, können wir sie vielleicht verwandeln«, erklärt Alex.
»Oder zumindest abschalten.«
    »Sie sind in spätesten zwei Minuten am Perimeter«,
sagt Katrina.
    Sie läuft geduckt und im Zickzack den Weg zurück, den
sie gekommen ist. Sekunden, nachdem sie unter den Bäumen
verschwunden ist, knattert eine Automatik los. Die harte, trockene
Salve bricht sich an den Klippen hinter der Tempelruine.
    »Was kann ich tun, Mister Sharkey?« erkundigt sich
Mistress Powell. »Ich bin vielleicht nicht völlig
unnütz, wenn es zu einem Kampf kommt. Zumindest besitze ich
einen Erste-Hilfe-Koffer. Und ich habe eine Zeitlang bei einem
Fliegenden Doktor in Afrika ausgeholfen.«
    »Dann richten Sie Verbandszeug her«, sagt Alex.
    Er findet sein Gepäck und streift die Nachtsicht-Brille
über. Die mondhelle Lichtung verstärkt sich zu einem
verblüffenden Chiaroscuro. Kleine Gestalten wuseln auf dem
bewaldeten Abhang hin und her, aber selbst mit
Falschfarben-Verstärkung kann er die Zornigen nicht von den
wahren Angreifern unterscheiden. Es fallen nur wenige Schüsse;
Feen bevorzugen den Nahkampf und setzen die Menschenwaffen nur in
wirklich verzweifelten Situationen ein. Um so besser, denn die
meisten Feen-Kugeln sind Hohlspitzgeschosse, angefüllt mit
Fembots, die sich im Blutkreislauf des Opfers ausbreiten und die
Hauptadern zerfressen. Die gelegentlichen Feuerstöße
stammen vermutlich aus Katrinas Waffe.
    Alex holt seine beiden Luftpistolen aus dem Gepäck und
lädt sie mit kurzen Hohlspitzpfeilen.
    »Ich bin keine schlechte Schützin, Mister Sharkey«,
läßt Mistress Powell verlauten.
    Alex reicht ihr eine der Pistolen. »Das ist gut, denn ich
habe eine lausige Trefferquote. Das hier sind Narkosepfeile. Achten
Sie darauf, daß Sie die Spitzen nicht berühren. Einer
betäubt einen Elf, zwei werfen einen Menschen oder Werwolf um,
ein Dutzend unser kleines Mammut. Ich hätte gern ein lebendes
Exemplar, wenn es sich irgendwie bewerkstelligen läßt. Und
zielen Sie bitte nicht auf den Kopf! Wenn ich an einen Chip
herankomme, kann ich vielleicht den

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