Feenland
Steuercode entschlüsseln.
Der Zugriff auf Chip-Codes erfolgt meist durch visuelle Eingaben
– mit der richtigen Kombination von Lichtpulsen kann man ihn
ausschalten. Sie bleiben am besten hier, während ich mich nach
einer geeigneten Beute umsehe.«
Mistress Powell sieht ihn an. Ein halbes Dutzend Schüsse
knattert aus der Schlucht herauf, aber sie zuckt nicht einmal
zusammen.
»Sie wären da unten nach einer Minute außer
Gefecht«, sagt Alex.
»Ich kenne mich aus mit Feen, Mister Sharkey.«
»Eben nicht. Nicht einmal ich weiß, was uns erwartet.
Feen können ihren Fembots befehlen, das Genplasma der
infizierten Opfer ganz gezielt zu verändern. Wie das
Zwerg-Mammut dort drüben oder den Troll, dem Sie
begegneten.«
»Ich weiß alles über ihre Magie. Ich kenne die
Geschöpfe der Wälder. Ich habe mich lange Zeit
gründlich mit ihnen befaßt. Mir ist beispielsweise
bekannt, daß sie echte Drachen entwickelt haben.«
»In einem Kampf wie diesem wären Drachen nur hinderlich.
Warum, das erkläre ich Ihnen, wenn alles vorbei ist. Lassen Sie
sich durch nichts, was auf Sie zukommt, aus der Fassung bringen,
sondern schießen Sie einfach! Und achten Sie auf mein
Gepäck! Das enthält all meine Zaubermittel.«
Mit Ray im Schlepptau bahnt sich Alex an knorrigen Eichen vorbei
vorsichtig einen Weg zum Schauplatz der heftigen, aber kurzen
Schußwechsel. Ein Gefühl der Kraft und Schnelligkeit
durchströmt ihn, eine sonderbare Erregung, die den Eindruck
vermittelt, als würde er durch die frostige Nachtluft schweben.
Das Unheimliche an dem Feenangriff ist, daß er sich beinahe
lautlos abspielt. Keine Rufe und kein Schmerzgeheul; nur vereinzelte
Schüsse, raschelnde Schritte und Schreckenslaute, die noch im
Ansatz unterdrückt werden.
Ray zupft ihn am Arm, und als Alex sich umdreht, deutet er auf
eine Fee, die leblos unter hohen, trockenen Farnen liegt.
»Einer der Zornigen«, wispert Ray.
Sanft dreht Ray den Toten um. Die Kehle ist aufgerissen, und die
Augen sind von dickem Schleim überzogen. Ray späht umher
und sagt: »Da drüben sind noch drei.«
Aber auch diese Toten gehören alle zu den Zornigen.
Alex meint, sie könnten auch hier warten, bis sich der Kampf
in Richtung Tempel verlagert, und geht zwischen den Wurzeln einer
gespaltenen Eiche in Deckung. Die Nachtsicht-Brille enthüllt in
Falschfarben Details, die das menschliche Auge niemals wahrnehmen
würde. Etwa hundert Meter entfernt jagt ein Schatten einen
anderen Schatten durch ein Bromberdickicht. Ein kurzer, heftiger
Tumult, und nach etwa einer Minute rennt eine einzelne gebeugte
Gestalt davon. Alex legt seine Luftpistole an, aber das Ding ist
außer Reichweite, ehe er abdrücken kann, und verschwindet
rasch hangabwärts.
Ray erkundet ungeduldig die Umgebung ihres Verstecks. Der Angriff
erfolgt, als er von einer Seite auf die andere wechselt.
Etwas Langgestrecktes, Geschmeidiges springt ihn an und wirft ihn
zu Boden. Alex feuert einen Pfeil in den Boden ab. Einen Moment lang
ist das Ding abgelenkt, und Ray kann sich losreißen. Er springt
auf und drückt seine mächtige Pistole ab. Der
Rückschlag bringt ihn ins Taumeln. Das Ding springt ihn erneut
an, und diesmal kann Alex einen Treffer landen. Es sackt zusammen,
schnappt nach seiner Flanke und rührt sich nicht mehr.
Es ist ein Fuchs, aber ein Fuchs mit Riesenohren und einer
runzligen, langgestreckten Schnauze. Von seinem Unterkiefer
hängen vergrößerte Drüsen, die an Kehllappen
erinnern – Giftsäcke, schätzt Alex, aber Ray
schüttelt den Kopf und deutet auf die hohlen Vorderzähne.
Das Geschöpf ist ein Vampir, und die Kehlsäcke enthalten
Fembots, mit denen er seine Opfer infizieren kann.
»Die Hälfte meines Volkes wird von diesen Wesen
verwandelt«, sagt Ray.
Alex streift Einmalhandschuhe über und entnimmt den
Drüsensäcken des Fuchses mit einem Aufziehröhrchen
eine milchige Flüssigkeit. Er steckt das Röhrchen in einen
Tester und nickt, als der rote Fembot-Indikator aufblinkt. Es
wäre verschwendete Mühe, die Fullerene näher zu
bestimmen; wenn Ray recht hat, ist es ein ähnlicher oder gar der
gleiche Stamm, mit dem die Anhänger des Kinder-Kreuzzugs
infiziert sind. Der Fuchs hat winzige, mit einer derben Schutzhaut
überzogene Augen, und er trägt keinen Chip.
»Zumindest können wir sein Blut verwenden«, meint
Alex.
Ray hebt den Kopf, und seine großen Ohren zucken. Alex
erspäht etwas, das sich hinter einem dicken Eichenstumpf in
Deckung wirft. Etwas anderes schlängelt sich
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