Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
unter einem
Tarnumhang näher, der genau die Farbe und Wärmesignatur des
Waldbodens hat. Alex schießt einen Pfeil durch die Tarnung, und
der Elf hechtet mit einem Aufschrei ins Unterholz. Der zweite
Schuß geht daneben, und als Alex sich umwendet, sieht er keine
zwanzig Meter entfernt einen neuen Angreifer – hochgewachsen und
extrem dünn, mit einem langen Hals, der plötzlich mit einer
Pendelbewegung nach vorn schnellt. Ein dicker Spucketropfen landet
auf dem Glas der Nachtsicht-Brille, und als Alex ihn wegwischen will,
verätzt ihm das Zeug die Finger.
    Rays Kanone dröhnt los, während Alex die Brille
abstreift. Der Giftspeier ist verschwunden, aber selbst im schwachen
Mondschein kann Alex erkennen, daß sich eine ganze Schar von
wilden Feen zwischen den Bäumen auf ihn zubewegt. Eine
Menschengestalt steht in ihrer Mitte. Sie trägt ein Geweih und
ist an die drei Meter groß.
    Alex und Ray weichen zurück und lassen den toten Vampir-Fuchs
liegen. Alex feuert seine Pfeile ab, wann immer Ray in ein
Gebüsch zeigt, aber er scheint nichts zu treffen und hat das
Magazin erschöpft, als sie die Tempelruine erreichen.
    Katrina und die überlebenden Zornigen erwarten sie bereits.
Viele sind es nicht. Mistress Powell verbindet einem der
Geschöpfe den Kopf. Als es nach ihr schnappt, gibt sie ihm eine
Ohrfeige und beendet gelassen ihr Samariterwerk.
    Katrina atmet so heftig, daß sie fast hyperventiliert. Sie
stößt hervor, daß sie zwar mindestens zwei Angreifer
getötet hat, daß jedoch einer von den Feinden weggezerrt
wurde und der andere einen Kopfschuß abbekam.
    »Hoffentlich hast du ihn trotzdem mitgebracht«, sagt
Alex.
    »Er liegt dort drüben.«
    Es ist ein unförmiges Ding, nackt und stachelig, mit langen,
muskelbepackten Armen, die, als es noch lebte, sicher bis zum Boden
reichten und nachschleiften. Seine Haut ist zäh wie ein
Dachsbalg, und Alex hat Mühe, eine Ader zu finden. Er macht
einen Fembot-Test, entleert dann das restliche Blut in einen kleinen
Plastikbecher und trinkt es in einem Zug. Es ist kalt und schmeckt so
widerlich, daß er würgen muß, aber er behält es
unten.
    »Wie lange?« fragt Ray. »Wie lange, bis wir
handeln?«
    »Ein halber Tag, vielleicht auch weniger«, erwidert
Alex. Er friert und schwitzt zugleich. Jetzt kann er nicht mehr
zurück. Die Feen-Fembots werden durch die Schleimmembranen in
die Kapillaren vordringen, sich von dort einen Weg in die Adern und
dann ins Herz bahnen. Ihre Anwesenheit wird innerhalb von Minuten
sein umgebautes Immunsystem aktivieren. Wenn alles nach Plan
läuft…
    Etwas schießt durch das Blätterdach der dunklen
Bäume und detoniert über ihren Köpfen. Ein blauer
Schein breitet sich aus, der die Ruinen mit Licht und huschenden
Schatten erfüllt. Alle starren nach oben.
    »Das ist kein Erkundungstrupp«, sagt Katrina. »Das
ist ein Rollkommando.«
    Ray läuft zu dem Zweg-Mammut hinüber, flüstert ihm
etwas zu und ist in ein paar Sprüngen wieder bei Alex. »Wir
gehen, treffen uns später wieder.« Er verhaspelt sich vor
Aufregung. »Du reitest, dicker Mensch. Keine Gefahr für
dich. Es heißt Hannibal und kennt Menschen. Sag ihm einfach,
was zu tun ist.«
    Das Mammut bestätigt seine Worte. Als Alex näherkommt,
hebt es den Vorderfuß an und bildet damit eine Art Trittleiter.
Alex widersteht dem Drang, sich in den langen Zottelhaaren
festzukrallen und klettert mühsam in die Holzsänfte auf dem
Rücken des Tieres. Auf dem schwankenden Sitz, der mehr
Ähnlichkeit mit einem Hocker als mit einem Sattel hat und nur
einen dünnen Lederriemen zum Festhalten besitzt, scheint der
Boden weit, weit weg zu sein.
    Ray reicht Alex sein Gepäck nach oben und sagt:
»Stütz die Beine vorne auf, das ist bequemer. Und mach dir
keine Sorgen – Hannibal kennt den Weg.« Er kommt ganz nahe
und fügt leise hinzu: »Wir lassen die Alte da, eh? Nicht
viel Fleisch an ihren Knochen, aber sie sind dankbar für alles,
was sie kriegen.«
    Der blaue Schein wird schwächer, als er in die Tiefe schwebt.
Er verströmt süßlich riechende Rauchschwaden. In
ihrem fahlen Licht wirkt Rays Schatten riesengroß.
    »Wir bleiben zusammen«, sagt Alex. »Ich habe nicht
die Absicht, allein loszureiten.«
    »Ray hat recht«, widerspricht Katrina. »Du bist der
einzige von uns, der den Kreuzzug entwaffnen kann. Zieh los, Mann,
wir kommen nach.«
    »Ich soll auf einem haarigen Elefanten dreißig
Kilometer über Stock und Stein reiten, während in meinen
Adern Feen-Fembots kreisen?«
    »Wir

Weitere Kostenlose Bücher