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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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zusammenzuarbeiten. Aber ich
will mich nicht beklagen. Immerhin erhielt ich eine Einladung zu
seiner Party.«
    Sie sitzen im Schatten der Betonplattform, die früher mal
eine Laderampe war, in der Zeit, da der langgestreckte, auf
Stahlträger gestützte Bau noch als Lagerhalle eines
Supermarkt diente. Ray kauert auf den Fersen, ein
fünfzigjähriger Kobold in engen schwarzen Radlerhosen und
einem losen T-Shirt mit dem Holzer-Aufdruck Machtmißbrauch
ist ein alter Hut. Sein graues Haar ist zu einem Zopf geflochten,
der ihm lang über den Rücken hängt.
    »Gehst du hin?« fragt Alex.
    »Rechne nicht mit mir.« Ray macht eine Pause, dann
fügt er hinzu: »Wie ich höre, hast du Probleme mit
Billy Rock.«
    Alex nimmt einen Schluck Wasser. »Man könnte sagen,
daß ich ihm aushelfe. Die Sache hat im Grunde auch mit diesem Killing Fields- Projekt zu tun.«
    Ray starrt in die Ferne. Auf dem einstigen Parkplatz rund um die
Lagerhalle warten endlose Reihen alter Autos auf die Schrottpresse
und das anschließende Recycling. Jenseits eines Wasserarms
müht sich ein Kurzstart-Fanjet damit ab, vom Terminal des London
Airport wegzukommen, mal scharf und mal verschwommen sichtbar in den
Hitzewellen, die über dem Beton wabern.
    Nach einer langen Pause sagt Ray: »Es heißt, daß
Billy Rock nach oben will. Allem Anschein nach kommen ein paar
einflußreiche Typen, um sich dieses Ding anzusehen, das er auf
der anderen Seite des Flusses baut.«
    »Die Killing-Fields- Arena.«
    »Wußtest du, daß Kubrick seinen Vietnam-Schinken
hier in der Gegend gedreht hat? Ließ künstliche Palmen
aufstellen, damit das Ganze echter wirkte.« Ray lacht. »Er
hätte dreißig Jahre warten sollen, Mann, bis die Welt
seine Kulissen eingeholt hatte. Wie ich höre, arbeitet Michelle
Rocha seit kurzem für Billy Rock.«
    »Yeah?« Alex drückt sich um das Eingeständnis,
daß er keine Ahnung hat, wer Michelle Rocha ist.
    »Erinnerst du dich an ihre Ausstattung für Mao and
Me? Prima Numero Uno in Sachen Gruseleffekte. Billy Rock lernt
dazu. Wie gesagt – der Junge will nach oben. Macht findet immer
zu Macht.«
    Alex denkt an die Telefon-Nachricht, die er vorfand, als er von
seiner unheimlichen Begegnung mit dem kleinen Mädchen Milena
heimkam. Howard Perse, der ihn bat, sofort zurückzurufen, egal
zu welcher Uhrzeit. Und als Alex der Aufforderung nachkam, war Perse
stockbesoffen und faselte etwas von einer großen
Verschwörung.
    Alex sagt zu Ray: »Ich glaube nicht, daß Billy Rock
sich diese Sache selbst ausgedacht hat. Das ist eher die Handschrift
seiner Onkel, aber die halten sich im Hintergrund, weil Billy Rock
der Thronerbe ist. Da sie nicht zulassen können, daß er
sein Gesicht verliert, muß es so aussehen, als habe er das
Sagen.«
    Perse hatte etwas in der Art angedeutet. Es gab Verbindungen zur
hohen Politik. Ein Szenario, in dem Puppen bei echten Kampfspielen
umkamen, war die ideale Gegenpropaganda zu den Argumenten jener
beängstigenden Allianz militanter Christen, Moslems und
Tierschutz-Aktivisten, die aus völlig unterschiedlichen
Gründen versuchten, die Puppen-Arbeit per Gesetz
abzuschaffen.
    »Ich werde unter Druck gesetzt«, hatte Perse
erklärt. Er sah schlimmer aus, als sich Alex fühlte. Obwohl
Mitternacht längst vorbei war, hing er immer noch im Einsatzraum
des Drogen-Dezernats herum. Er drückte eine Zigarette in den
Plastikbecher, der verschwommen am Rand des Telefon-Bildschirms zu
erkennen war, und zündete sich mit einem Einweg-Feuerzeug die
nächste an. »Die fahren schwere Geschütze auf. Was mit
Ihnen passiert, ist denen scheißegal!«
    »Sie haben mich in Ihre idiotische Vendetta mit
hineingezogen. Und jetzt wollen Sie einfach kneifen?«
    »Passen Sie auf!« sagte Perse mit dem Ernst und der
Eindringlichkeit des Schwerbetrunkenen. »Ich weiß nur,
daß dieses Dings – dieses Killing Fields von Billy
Rock eine ganz große Presse kriegen soll. Diese Party, von der
er Ihnen erzählte, wird seit Wochen vorbereitet. Angeblich kommt
die halbe Schickeria von London. Und ein Kabinettsminister. Glauben
Sie, daß ich da einfach losziehen und den kleinen Drecksack
verhaften kann, wenn er auf höchster Ebene gestützt
wird?«
    »Sie haben die Hose gestrichen voll, Perse!«
    Perse trat von der Kamera zurück, aufgelöst und wild
entschlossen. »Wir werden sehen, Sharkey. Noch habe ich ein oder
zwei Trümpfe im Ärmel, aber von jetzt an müssen Sie
Ihren fetten Arsch selbst in Sicherheit bringen.«
    Alex wollte ihm noch sagen: »Das ist

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