Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
hier abspielt. Der Randgleiter transportiert einen der
selektiven, von Milena entworfenen Räuber. Die beiden Organismen
sind eine Symbiose eingegangen: Der Räuber hängt sich an
den wirbelnden Derwisch und entzieht ihm rasch soviel Energie,
daß der Randgleiter mühelos mit dem Rest fertig wird.
    Alex erkennt aus seiner Gott-Perspektive, daß es
überall von Randgleitern wimmelt. Sie sind den anderen
Organismen zahlenmäßig weit überlegen. Sie setzen
sich an die Spitze. Der Rand frißt das Zentrum.
    Das erscheint wie eine Botschaft in sich, wenn er sie nur
ergründen könnte. Er kämmt gerade die
K-Leben-BB-Nachrichten durch, in der Hoffnung auf einen raffinierten
Dreh zu stoßen, mit dem Milena ihre Antwort verschlüsselt
hat, als das Telefon klingelt.
    Es ist Leroy, der von einer öffentlichen Telefonzelle
anruft.
    »Setz deine Pfunde in Bewegung und komm so schnell wie
möglich hier vorbei«, sagt Leroy. »Diese
Drecksäcke haben eben die Wohnung deiner Mutter
abgefackelt.«
     
    Das erste, was Alex sieht, als er mit dem klapprigen Transit
angeprescht kommt, ist ein Sanka, der am Eingang des Wohnblocks
wartet. Die rückwärtigen Türen stehen weit offen, und
die beiden Sanitäter unterhalten sich mit einem
hemdsärmeligen Polizisten. Keiner von ihnen beachtet Alex, als
er an ihnen vorbeirennt und die Stufen hinaufhastet. Im
Treppenschacht herrscht Backofenhitze. Es riecht nach Rauch und
feuchter Asche.
    Nachbarn stehen auf dem Gang hinter dem Absperrband und tauschen
die neuesten Gerüchte aus, während sie einen Blick durch
den geschwärzten Türrahmen in die Wohnung von Lexis zu
werfen versuchen. Alex hört eine alte Frau sagen, daß sie
eine Leiche gefunden hätten, und einen Moment lang hat er das
Gefühl, ins Nichts zu fallen.
    Er hebt das rotgelbe Band und schlüpft drunter durch. In der
Wohnung durchsuchen Feuerwehrleute in Helmen und gelben
Gummimänteln die nassen, verkohlten Zimmer. Der stechende Geruch
von verbranntem Holz und Kunststoff reizt Nase und Augen. Ein
Feuerwehrmann schreit Alex an, aber in diesem Moment kommt Leroy aus
dem Wohnzimmer, einen Pappkarton in den Armen. Hier im normalen
Tageslicht wirkt er älter, eingesunken.
    »Es ist okay«, sagt Leroy zu Alex. »Es ist okay.
Deiner Mutter geht es gut.«
    Es war der Freund von Lexis, der in den Flammen umkam. Weder die
Polizei noch die Feuerwehrleute zeigen großes Interesse an
Alex, sobald sie erfahren, daß er nicht hier wohnt und den
Toten kaum kennt.
    Leroy führt Alex die Treppe hinunter. Der Pappkarton, den er
trägt, stinkt nach Rauch; der gleiche Rauchgestank hängt in
ihren Klamotten.
    »Das hier sind die Sachen, die deine Mutter unbedingt retten
wollte«, erklärt Leroy. »Die Plünderer werden
alles wegschleppen, sobald die Polizei das Feld räumt.«
    »Ich bringe das wieder ins Lot«, sagt Alex. Er schnieft
heftig, und schluckt einen Klumpen von der Größe einer
Auster. »Das schwöre ich dir. Ich weiß genau, wer das
war.«
    »Ich auch«, entgegnet Leroy wütend. »Deine
Mutter war bei mir einquartiert, aber ich sorgte dafür,
daß ständig jemand ihre Wohnung beobachtete. Dieser
nichtsnutzige Typ, den sie fürs Bett brauchte, wollte partout
nicht ausziehen, und so erlaubte sie ihm zu bleiben. Kann sein,
daß ich insgeheim gehofft hatte, er könnte so blöd
sein und irgendwas anstellen, ein Mädchen in ihr Schlafzimmer
schleppen oder so. Statt dessen schlugen zwei Kerle das Fenster neben
der Tür ein, verschütteten Benzin und warfen ein brennendes
Streichholz hinterher. Mein Freund sah, was passierte, sprang in sein
Auto und folgte ihnen. Hatte sein Handy dabei und rief mich an. Wir
erwischten sie, als sie um die Ecke vor einem Laden
hielten.«
    »Delbert und Doggy Dog.«
    »Du kennst sie. Hätte mich auch gewundert, wenn’s
nicht so wäre.«
    »Erzähl mir den Rest, Leroy. Anscheißen kannst du
mich später.«
    »Der mickrige Stricher sah uns kommen und rannte weg, aber
der andere versuchte zurück in den Wagen zu flüchten, und
wir klemmten ihn ein. Er will uns seinen Namen nicht verraten. Droht
nur, daß wir uns mächtig Ärger einhandeln werden.
Wenn ich wieder Zeit für ihn habe, ziehe ich ihm die Spikes
einzeln aus den Armen. Mal sehen, ob das seine Zunge
lockert.«
    Alex fragt entsetzt: »Du hältst ihn fest?«
    »Natürlich halte ich ihn fest.« Leroy stellt
den Karton ab und sperrt seinen Wagen auf. »Oder hast du was
anderes erwartet? Das Schwein hat immerhin versucht, deine Mutter
umzubringen, weißer

Weitere Kostenlose Bücher