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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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aushalten.«
    »Ich habe Ihnen eine kleine Dosis Fembots verpaßt. Das
hilft vorübergehend. Deshalb fühlen Sie sich im Moment gut.
Das Verlangen wird sich einstellen, sobald ihre Wirkung
nachläßt, stärker als je zuvor. Und die Wirkung
läßt rasch nach. Wenn Sie mir helfen, helfe ich Ihnen. Ich
werde Ihnen noch eine Dosis geben. Was halten Sie davon?«
    »Ich fühle mich gut.«
    »Aber nicht immer, stimmt’s? Es ist ein hartes Leben im
Grenzbereich. Ich weiß es, denn ich war selbst schon mal ganz
am Rand. Vielleicht bin ich es immer noch. Erzählen Sie mir von
Ihren Freunden!«
    »Hassan ist mein Freund. Er fand heraus, daß ich mal in
der Fremdenlegion war. Und wann ich geboren bin. Er hat meinen Chip
untersucht.«
    »Tatsächlich? Hat Ihr Freund sonst noch etwas
entdeckt?«
    »Chambéry.«
    »Wie bitte?«
    Armand lächelt, denn nun ist es ihm gelungen, den Dicken zu
verwirren. Spucke steht in seinen Mundwinkeln, und er wischt sie mit
dem Ärmel ab. »Da bin ich geboren«, erklärt er.
»In Chambéry. Ein Mitternachtskind. Hat Hassan
gesagt.«
    »Das wußten Sie also nicht? Das hatten Sie vergessen.
Warum sind Sie mir gefolgt?«
    »Damit ich den Zwillingen über Sie berichten
kann.«
    »Die Zwillinge sind Menschen?«
    »Vielleicht.«
    »Eine Frau ist nicht dabei? Eine Frau namens
Milena?«
    »Nur die Zwillinge.«
    »Und die haben auch Freunde?«
    »Das Kleine Volk.«
    »Und das Kleine Volk bringt Sie ins Feenland. Wo ist das?
Wohin begeben Sie sich, um ins Feenland zu gelangen?«
    Armands Zunge preßt sich gegen die Zähne und die
gerippte Wölbung der Mundhöhle. Er kann nicht sprechen.
Jemand ist hinter ihm. Er sieht, wie sich rote Erde in die Ferne
erstreckt, eine ausgedörrte, gemarterte Ebene aus roter Erde,
durchsetzt von Rauchsäulen, die in den riesigen Himmel
aufsteigen. Punkte bewegen sich zwischen den Rauchsäulen,
Helikopter, so klein wie Fliegen. Die Erde wankt.
    Mister Mike ist hier. Er ist schwach wegen der Fembots, aber immer
noch stark genug, um zu lachen, als der dicke Mann mit einem Sprung
zurückweicht und einen Taser zieht, immer noch stark genug, um
schrill zu lachen und sich auf die Suche nach seiner Beute zu
begeben.

 
7    Der Beginn eines großen
Abenteuers
     
     
    Während der Taxifahrt ins Zentrum von Paris wird Morag wieder
einmal klar, wie sehr sie diese Stadt liebt, die breiten Boulevards,
die Prachtbauten, die Sehenswürdigkeiten. Ein Mann im
knöchellangen Pelzmantel, der im Schimmer diffusen Laserlichts
an einem Café-Tisch sitzt; ein Füllhorn im erhellten
Schaufenster einer Pâtisserie, aus dem ein Berg von
goldgelben Brioches quillt; Transvestiten-Nutten auf dem Boulevard La
Villette, schrill aufgestylt in hautengen Pants und BH-Tops, die
Haare aufgetürmt und die Augenpartie schillernd wie Pfauenfedern
bemalt; eine Schar Puppen, bewacht von einem bewaffneten Führer
und ausgerüstet mit ferngesteuerten Kamerahelmen; sie schwenken
den Kopf hierhin und dorthin, jede unter der Kontrolle eines
virtuellen Touristen, der auf diese Weise Paris bei Nacht aus
zweiter Hand erlebt.
    Am Horizont tauchen stets ein oder zwei der großartigen
Bauwerke auf, die im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrtausends
entstanden, und als das Taxi in den Quai de la Mégisserie
einbiegt, sieht Morag die mächtige gotische Kathedrale, von
Licht umhüllt wie ein Insekt von Bernstein, und die Turmspitzen
der Nationalbibliothek, die hinter dem Eiffelturm aufragen. Sie
bittet den Fahrer, hier anzuhalten, weil sie den Rest des Wegs zu
Fuß gehen möchte.
    »Verpassen Sie ja nicht den großen Moment«, sagt
der Fahrer, nachdem er den Betrag von Morags Karte abgebucht hat.
»Sie sind fast unten.«
    Erst als er losfährt, begreift Morag, daß er die
Landung der Mars-Astronauten gemeint hat. Die Stadt bereitet sich
allmählich auf die Nacht vor. Vom Fluß steigen kalte
Luftschwaden auf; sie fühlen sich an wie Sprühregen. Es
herrscht kaum Verkehr. Die Autos rollen mit einem verängstigten,
einsamen Wispern durch die nassen Straßen. Jeder in seinen vier
Wänden eingesperrt, um die Geschichte aus zweiter Hand zu
erleben. Morag kommt am Museum vorbei. Ein riesiges, langsam
rotierendes Hologramm des pockennarbigen Mars hängt blutigrot
über der Glaspyramide im Zentrum des großen
Museum-Innenhofs. Schlangen schwarzer Limousinen warten im Leerlauf
auf der Straße und blasen Abgase in die Luft, bereit, ihre
Passagiere einsteigen zu lassen. Die reichen Alten, die mit ihrer
Macht protzen. Morag, tief in

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