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Feenland

Feenland

Titel: Feenland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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ihrem Steppmantel vergraben, bemerkt
die Kinder erst, als eines sie anspricht.
    Es ist eine pausbäckige Kleine, nicht älter als zehn
oder elf, mit haselnußbraunen Locken, die ihr Gesicht
einrahmen, und einem gewinnenden Lächeln. Sie schiebt Morag
etwas zu, eine Art Buch, und einen Moment lang ist Morag versucht, es
zu nehmen. Dann wird ihr klar, was hier läuft – eine
Bekehrungskampagne des Kinder-Kreuzzugs.
    Das Buch klappt auf, als es zu Boden fällt. Seine Stimme,
dunkel, gemessen und eindringlich, beginnt mitten im Satz. Das kleine
Mädchen bückt sich wieselflink, hebt das Buch auf,
schüttelt es, um die Stimme zum Schweigen zu bringen, und will
es erneut Morag in die Hand drücken.
    »Warum bittest du nicht einfach um ein paar Francs für
eine Tasse Kaffee?« fragt Morag. Die Kreuzzugsbewegung arbeitet
mit Hormontherapie, und die erschreckend ernsthafte Kleine ist
vermutlich doppelt so alt wie sie scheint.
    »Bitte, Mademoiselle!« beharrt das Mädchen. Es hat
etwas in Morags Zügen entdeckt, eine Schwäche, ein
Zögern. Sein Gesicht glänzt, als sei es frisch
geschrubbt.
    Morag kann den Anblick kaum ertragen. »Bitte, Mademoiselle,
ich sehe, daß Sie ein gütiges Herz besitzen. Öffnen
Sie es weit für unsere Liebe! Legen Sie die Bürde Ihres
Lebens ab, und kommen Sie zu uns!«
    Morag gelingt es, sich von der Kleinen loszureißen. Am
Eingang des Museums stehen ein paar Polizisten in weiten
Umhängen, aber sie scheinen sich keine Gedanken über die
Kinder zu machen, die entlang der doppelt geparkten Limousinen auf
und ab wandern. Schließlich ist jeder, der zählt, mit
einem Universalimpfstoff gegen die vielfältigen Fembot-Plagen
geschützt.
    Was Morag Angst einjagt, ist jedoch weniger die Möglichkeit
einer Infektion als das, was sie in den Augen des kleinen
Mädchens, in der Gestalt seiner Körpersprache
gelesen hat. Ähnlich wie die Flüchtlinge, die mit dem
Loyalitäts-Virus angesteckt sind, ist die Kleine nicht mehr als
ein hohles Gefäß, bewohnt und besessen von einer fremden,
fernen Macht. Morag denkt mit besonderer Wehmut an die Kinder des
Lagers, an ihre ernsten und doch verwirrten Mienen, an die Art und
Weise, in der sie sich bewegten, vorsichtig und steif wie schlecht
geführte Marionetten. Sie geht ein wenig schneller, als
könnte sie dadurch ihren Erinnerungen entfliehen.
    Selbst zu dieser späten Stunde schwärmen große und
kleine Autos in verknäuelten Strängen um die Place de la
Concorde. Gegenüber dem Metro-Eingang gibt es ein großes,
rund um die Uhr geöffnetes McDonald-Restaurant. Ein weißer
Lieferwagen parkt im Leerlauf vor den hell erleuchteten Glasfenstern.
Zwei Männer in weißen Schutzanzügen schleusen eine
Kolonne Puppen durch eine Art Türrahmen, wohl eine
Sicherheitsschleuse mit Metalldetektoren. Die Puppen tragen die
karierten Hosen und weißen Hemden der Küchenmannschaft.
Ihre blauen negroiden Gesichter verschwinden halb unter den Schirmen
der roten Käppis. Einer nach dem anderen passiert den
Detektorrahmen unter den wachsamen Augen und der Computerkontrolle
der beiden Männer.
    An der Metro-Station halten die Obdachlosen und Enteigneten
Einzug, um sich einen Schlafplatz zu sichern. Sie schlagen ihre Lager
auf, noch während die letzten Kneipenbummler schwankend die
Züge verlassen und die Treppen nach oben hasten, um in der Nacht
zu verschwinden. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen
Großstädten lassen die Pariser U-Bahn-Behörden die
Obdachlosen erst um Mitternacht ein, wenn der Zugverkehr zum
Stillstand kommt. Es gibt keine permanenten Camps in den
Metro-Stationen, und so müssen die Ärzte und
Pflegekräfte der Klinik an der Place de la Concorde notgedrungen
nachts arbeiten.
    Morag kommt zu spät, und der Einsatzleiter wartet bereits auf
der Plattform vor der Klinik, um sie anzuraunzen. Morag lächelt
und erklärt, daß sie an einem so schönen Abend
einfach zu Fuß gehen mußte.
    »Louis, nicht wahr? Dr. Science hat mir von Ihnen
erzählt.«
    Louis ist ein säuerlicher Typ mittleren Alters mit einem
grünen Kittel und einer weißen Plastikschürze. Wie er
so dasteht, die dicht behaarten Arme über dem ansehnlichen Bauch
verschränkt, erinnert er eher an einen bärbeißigen
Metzger als an einen Arzt. »Hat er?« knurrt er. »Ich
weiß auch einiges über Sie und Ihren Freund. Um es gleich
mal klarzustellen – das hier ist kein Sanatorium! Ihr beide
werdet härter ran müssen als bei dieser läppischen
mobilen Staffel!«
    »Mein Freund?« Dann fällt

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