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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Rückzugsmöglichkeit erkunden. Ich nehme Sewell und Ariadne mit ins Dorf, der Rest von euch verschafft uns Deckung. Wir gehen davon aus, daß jeder, den wir treffen, feindlich gesinnt und sequestriert ist. Noch Fragen?«
    »Ich würde gerne mit Ihnen gehen«, sagte Kelly.
    »Ihre Entscheidung«, entgegnete Reza ungerührt. »Irgendwelche richtigen Fragen?«
    »Nach welcher Art von Informationen suchen wir?« fragte Ariadne.
    »Absichten und Fähigkeiten des Feindes. Physische Möglichkeiten, und wie wir ihnen begegnen können – falls sich eine Gelegenheit dazu ergibt«, sagte Reza.
    Kellys Nackenhaare sträubten sich unter dem Kampfanzug. Sie ließ sich ein paar Elektronenmatrixzellen aus dem Hovercraft in den Rucksack stopfen, dann machten sich alle wieder auf den Weg. Reza wollte nicht, daß sie in einer Reihe marschierten, aus Furcht vor einem möglichen Hinterhalt; statt dessen fächerten sie weit auseinandergezogen und mit eingeschalteten Chamäleonanzügen unter den Bäumen hindurch und vermieden Wildwechsel. Es gab eine Methode, sich einen Weg durch den ungezügelten Dschungel zu bahnen, wie Kelly rasch lernte – und für sie bestand die Methode darin, sich an Jalal zu halten. Er schien instinktiv den leichtesten Weg durch das Unterholz zu erahnen und mußte sich fast nie mittels Gewalt einen Weg durch Ranken und dichtes Gestrüpp bahnen. Also hielt sie ihre Helmsensoren auf den winzigen ultraviolett leuchtenden Markierungspunkt in seinem Nacken gerichtet und strengte ihre Beine an, um nicht zurückzubleiben.
    Sie benötigten fünfzig Minuten, um das Dorf zu umgehen und wieder am Fluß anzukommen. Sewell und Jalal machten sich daran, die Hovercrafts oben am Rand einer kurzen steilen Böschung direkt über dem Wasser zu reaktivieren. Kelly schob ihren Rucksack in das Staufach im Heck des zweiten Gefährts und hatte für einen Augenblick das Gefühl, als könnte sie ohne die Last auf dem Rücken fliegen. Nachdem sämtliche Ausrüstung verstaut war, machten die Söldner ihre Waffen bereit, überprüften ein letztes Mal die Energie- und Projektilmagazine und machten sich auf den Weg zurück nach Pamiers.
     
    Reza entdeckte den ersten Leichnam. Er lag zweihundert Meter außerhalb der Lichtung, auf der das Dorf errichtet war. Ryall hatte die Witterung aufgenommen, ein scharfer Geruch nach totem Fleisch, den selbst die muffig-feuchte Luft des Dschungels nicht übertönen konnte. Reza schickte den Hund hinter der Witterung her, und Ryall entdeckte prompt eine zweite Leiche. Hastig dämpfte Reza seine Affinität zu den Geruchsorganen des Hundes.
    Es war ein Kind, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, wie er schätzte, und es saß zusammengesunken am Stamm eines Mayope-Baums. Das Alter war nur schwer zu erkennen; es war nicht mehr viel übrig, deswegen mußte Reza nach der Größe gehen. Insekten und Feuchtigkeit hatten die Zersetzung beschleunigt. Merkwürdig nur, daß kein größeres Tier über den Kadaver hergefallen war. Nach Rezas didaktischer Erinnerung waren Sayce recht brutale und wahllose Fleischfresser.
    Er führte Sewell, Ariadne und Kelly zwischen den Bäumen hindurch zu dem Leichnam und schickte Ryall nach dem zweiten.
    »Es ist ein Mädchen«, sagte Ariadne, nachdem sie die sterblichen Überreste untersucht hatte. Sie hielt einen kaum zu erkennenden, schmutzigen Fetzen Stoff in die Höhe. »Das war einmal ein Rock.«
    »Wie ist sie gestorben?« fragte Reza.
    »Ich konnte keine gebrochenen Knochen und keinerlei Hinweise auf Gewaltanwendung entdecken«, antwortete Ariadne. »Nach der Art und Weise zu urteilen, wie sie hier am Fuß des Stamms zusammengekauert gelegen hat, würde ich sagen, daß sie zum Sterben hergekrochen ist. Vielleicht vergiftet? Oder verhungert? Das läßt sich jetzt kaum noch mit Bestimmtheit feststellen.«
    »Sie hatte Angst vor den Invasoren«, sagte Reza nachdenklich. »Wahrscheinlich haben sie sich nicht die Mühe gemacht, die Kinder ebenfalls zu sequestrieren.«
    »Sie meinen, die Erwachsenen haben sie einfach ignoriert?« fragte Kelly entsetzt.
    »Entweder ignoriert oder sogar aus dem Dorf gejagt. Ein Kind, das noch so jung ist, würde von allein nicht auf den Gedanken kommen, durch den Dschungel zu irren. Das Dorf steht bereits lange genug, daß die Kleine den Dschungel und seine Gefahren gekannt haben wird.«
    Ryall trabte zum zweiten Leichnam und übermittelte ein Gefühl von Zufriedenheit, als er mit der Nase das verwesende Fleisch anstieß. Reza empfing das Gefühl von

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