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Fehlfunktion

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Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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und ihrer Hand drohten ihr das Bewußtsein zu rauben und erstickten jeden klaren Gedanken. Geräusche von reißendem Gewebe durchdrangen ihr rasch dunkler werdendes Universum. Sie spürte heiße, feuchte Luft zwischen ihren Beinen.
    »Wir können machen, daß es aufhört«, sagte der Chor von Stimmen in ihrem Kopf. »Wir können dich retten. Laß uns herein.«
    Sie spürte einen zunehmenden Druck auf ihrem Bewußtsein. Es war wie ein warmer Wind, der durch ihren Schädel wehte.
    »Geht zur Hölle«, stöhnte Jenny. Sie schickte einen letzten, auf das Äußerste entschlossenen Gedanken in ihre neurale Nanonik: einen Kamikaze-Kode. Der Befehl wurde in die Hochleistungsenergiezelle der Nanonik transferiert und verursachte einen Kurzschluß. Sie fragte sich, ob noch genügend Energie darin gespeichert war, damit die anschließende Explosion die menschenähnlichen Monster mit sich reißen würde.
    Ihre Hoffnung wurde nicht enttäuscht.
     
    Die Ekwan befand sich in einem Orbit um den Äquator Lalondes, sechshundert Kilometer über dem Streifen brauner und ockerfarbener Wüste, die den Kontinent Sarell überzog. Mit den fünf wie Windmühlenflügel angeordneten, weit ausgefahrenen Wärmeableitpaneelen rund um seine Zentralsektion rotierte der Kolonistentransporter langsam um seine Antriebsachse, eine Umdrehung alle zwanzig Minuten. Auf der vorderen Rumpfsektion war eine McBoeing BDA-9008 mit ausgefahrenem Verbindungsschlauch angedockt.
    Es war eine ruhige, gelassene Szene. Raumschiff und Orbitalfähre glitten lautlos über die felsige Küste Sarells hinaus und über das tiefer werdende Blau des Ozeans hinweg. Tausende von Kilometern voraus warf die Terminatorlinie einen schwarzen Schleier über halb Amarisk. Alle paar Minuten entwich eine Wolke aus gelbem Dampf aus einem Ventil zwischen den Wärmeableitpaneelen des Schiffs – und war im nächsten Augenblick schon wieder verschwunden.
    Die majestätische Stille und Langsamkeit der Szene stand im krassen Gegensatz zu dem, was sich im Andockschlauch abspielte. Kinder weinten und schrien und übergaben sich, und Eltern mit hochroten Köpfen brachten sich fluchend vor den widerlichen klebrigen Kugeln aus Mageninhalt in Sicherheit. Niemand hatte Zeit gehabt, sich auf die hastige Abreise vorzubereiten. Sie hatten nicht mehr bei sich als das, was sie am Leib trugen, und ein paar persönliche Dinge, die sie hastig in Rucksäcke gestopft hatten. Die Kinder hatten nicht einmal Tabletten gegen Übelkeit erhalten. Das Personal gab wütende Kommandos und machte damit die Erleichterung vergessen, daß sie Lalonde endlich verließen, sowie den Ekel über das schwerelos umhersegelnde Erbrochene. Wenigstens war die Besatzung der Ekwan an das Verhalten von Planetenbewohnern gewöhnt; sie schwebten mit kleinen Vakuumreinigern durch die Gegend und beschwatzten die Kinder so lange, bis sie sich freiwillig in eines der fünf großen Null-Tau-Abteile begaben.
    Captain Farah Montgomery beobachtete das Chaos auf einem AV-Projektor von der Brücke aus, ohne sich eine Regung anmerken zu lassen. Sie hatte das alles bereits mehr als einmal gesehen. »Wollen Sie mir endlich verraten, wie unser Reiseziel lautet?« fragte sie den Mann, der sich in der Beschleunigungsliege ihres Ersten Offiziers festgeschnallt hatte. »Ich könnte schon einmal damit anfangen, einen Kursvektor auszurechnen. Dadurch würden wir ein wenig Zeit sparen.«
    »Ombey«, sagte Sir Asquith Parish, der Botschafter Kulus auf Lalonde.
    »Wie Sie meinen. Sie sind der Boß«, erwiderte Montgomery bissig.
    »Das alles gefällt mir genausowenig wie Ihnen.«
    »Wir haben immer noch dreitausend Kolonisten in Null-Tau. Was werden Sie den Leuten sagen, wenn wir sie zurück in das Fürstentum bringen?«
    »Ich weiß es nicht. Obwohl ich bezweifle, daß sie sich beschweren, wenn sie erst erfahren, was sich auf Lalonde abspielt.«
    Captain Montgomery dachte mit einem Anflug von Schuldgefühlen an die Flek in ihrer Brusttasche. Die Berichte, die sie im Verlauf der letzten Woche aus Durringham empfangen hatten, waren ziemlich verstümmelt gewesen. Vielleicht war es tatsächlich besser, wenn sie so schnell wie möglich von hier verschwanden. Wenigstens konnte sie die Verantwortung auf den Botschafter abschieben, wenn ihre Muttergesellschaft anfing, Fragen zu stellen.
    »Wie lange noch, bis wir den Orbit verlassen?« erkundigte sich Sir Asquith.
    »Sobald Kieron zurück ist. Sie hatten absolut kein Recht, ihn zu einer so gefährlichen Mission wie

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