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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Zehn-Megatonnen-Bombe an der Brust befestigt, ein fettes, fünfundsiebzig Zentimeter durchmessendes Ei, schwerelos und doch schwer auf Warlows Gemüt lastend mit seiner glatten Hülle aus Titan und Komposit.
    Sarha hatte ihm einen der von ihr modifizierten und mit zusätzlichen Modulen ausgestatteten edenitischen BiTek-Prozessoren mitgegeben, damit er eine Verbindung zu Aethra hatte – für den Fall, daß die Gramine unerwartet ihre Flugbahn änderte.
    Improvisiert, wie alles an dieser Mission.
    »Kann ich mit dir allein sprechen?« fragte er das Habitat per Datavis.
    »Selbstverständlich«, antwortete Aethra. »Ich würde mich glücklich schätzen, dir Gesellschaft zu leisten. Du hast eine schwere Aufgabe zu erledigen.«
    »Aber es ist meine Aufgabe und niemandes sonst.«
    »Du bist am besten qualifiziert.«
    »Danke. Ich möchte dir eine Frage über die Natur des Todes stellen.«
    »Ja?«
    »Dazu muß ich eine kleine Geschichte erzählen.«
    »Fang an. Ich bin brennend an Geschichten über euch Menschen interessiert. Ich weiß noch so wenig über eure Spezies, obwohl ich über eine gewaltige Menge an Daten verfüge.«
    »Vor zehn Jahren war ich Besatzungsmitglied an Bord des Raumschiffs Harper’s Dragon. Es war ein Frachter im Liniendienst, nichts Besonders, aber der Lohn kam wenigstens regelmäßig. Auf Woolsey kam ein neuer Offiziersanwärter an Bord, Felix Barton. Er war erst zwanzig Jahre alt, aber er hatte seine didaktischen Kurse sehr gut assimiliert. Für mich war er ein kompetenter Partner und ein angenehmer Kamerad. Er war nicht anders als jeder andere junge Mann am Anfang seiner Laufbahn. Und dann hat er sich in eine edenitische Frau verliebt.«
    »Ah. Und daraus hat sich eine Shakespeare’sche Tragödie entwickelt?«
    Warlow bemerkte dünne orangefarben leuchtende Staubbänder, die sich wie ein Korkenzieher um einen Eisbrocken direkt vor ihm wanden. Pinkfarbene Funken sprühten auf seinem gepanzerten Rumpf aus Carbotanium, als er hindurchglitt. Dann war er vorbei und kurvte um einen staubüberkrusteten Brocken. Leitsysteme und Sensoren arbeiteten zusammen und steuerten ihn automatisch um Hindernisse herum.
    »Nicht im geringsten. Es ist eine ganz unkomplizierte Geschichte. Er war wie berauscht von ihr. Ich gebe zu, sie war wunderschön, aber das gilt ja wohl für alle genetisch veränderten Menschen. Die Harper’s Dragon hatte einen Kontrakt mit ihrem edenitischen Habitat und lieferte regelmäßig spezielle Chemikalien für eine ihrer elektronischen Fabrikanlagen. Nach vier Touren erklärte Felix, daß er die Trennung von ihr nicht mehr ertragen konnte. Und er hatte Glück, denn sie empfand genau das gleiche für ihn.«
    »Wie wunderbar.«
    »Ja. Felix musterte von der Harper’s Dragon ab und wurde Edenit. Er ließ sich neurale Symbionten implantieren und erhielt allgemeine Affinität, und er durchlief ein Trainingsprogramm, das ihm helfen sollte, sich an ihre Kultur anzupassen. Als ich das letzte Mal mit der Harper’s Dragon dort war, sprach ich mit ihm. Er war unglaublich glücklich. Er sagte, er hätte sich perfekt an das Leben als Edenit angepaßt, und seine Frau erwartete ihr erstes gemeinsames Kind.«
    »Das ist sehr schön. Wußtest du, daß jedes Jahr mehr als anderthalb Millionen Adamisten zur edenitischen Kultur überwechseln?«
    »So viele? Nein, das wußte ich nicht.«
    »Siebzig Prozent davon aus Liebe, so wie im Fall deines Freundes. Der Rest schließt sich uns an, weil er sich emotional oder intellektuell zu uns hingezogen fühlt. Mehr als die Hälfte der Liebesfälle sind Adamisten, die Verbindungen mit Besatzungsmitgliedern der Voidhawks eingehen – völlig verständlich, wenn man bedenkt, daß die Voidhawks die meisten Kontakte mit Adamisten haben. Bei den Edeniten kursieren zahlreiche Witze über die Voidhawk-Familien und ihr ›wildes Blut‹.«
    »Sag mir eins: Ist die Umwandlung absolut? Transferieren diese neuen Edeniten ihre Erinnerungen in das Habitat, wenn sie sterben?«
    »Selbstverständlich.«
    Warlows neurale Nanonik zeichnete einen Kursvektor und aktualisierte seine Position. Rote und gelbe Linien glitten durch sein Sichtfeld und verdeckten vorübergehend den Blick auf den strahlenden Staub. Er war auf dem richtigen Weg. Seinem Weg. »Dann habe ich folgende Frage: Wäre es möglich, die Erinnerungen einer Person in ein Habitat zu transferieren, wenn diese Person eine neurale Nanonik statt Affinität besitzt?«
    »Ich verfüge über keinerlei Aufzeichnung, daß dies

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