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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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je geschehen wäre. Obwohl ich keinen Grund wüßte, warum es nicht gehen sollte. Der Prozeß würde länger dauern; Datavis ist längst nicht so effizient wie Affinität.«
    »Ich möchte Edenit werden, Aethra. Ich möchte, daß du meine Erinnerungen aufnimmst.«
    »Warlow, aber warum?«
    »Ich bin sechsundachtzig Jahre alt, und meine Gene sind nicht verbessert. Meine Schiffskameraden wissen es nicht, aber von meinem einstigen Körper ist außer dem Gehirn und ein paar Nervensträngen nichts mehr geblieben. Der Rest von mir ist schon lange tot. Ich habe zuviel Zeit im freien Fall verbracht, weißt du?«
    »Das tut mir leid.«
    »Das muß es nicht. Ich hatte ein erfülltes Leben. Aber jetzt sterben meine Neuronen mit einer Geschwindigkeit, die selbst die besten Gentherapien der Konföderation nicht aufhalten oder regenerieren können. Verständlicherweise denke ich aus diesem Grund in letzter Zeit ziemlich häufig über den Tod nach. Ich habe sogar überlegt, ob ich meine Erinnerungen nicht in einen Prozessorcluster laden soll, aber das wäre nur ein Echo meines einstigen Selbst. Du auf der anderen Seite bist eine lebendige Entität, und in dir könnte ich weiterleben.«
    »Ich würde mich freuen und es als eine Ehre betrachten, deine Erinnerungen aufzunehmen, Warlow. Aber der Transfer kann erst im Augenblick des Todes stattfinden. Nur auf diese Weise kann Kontinuität erreicht werden. Alles andere wäre nur dieses Echo deiner selbst, von dem du gesprochen hast. Deine Persönlichkeit würde wissen, daß sie unvollständig ist, weil der letzte Augenblick des Lebens, der Abschluß fehlt.«
    Warlow steuerte an einer Klippe aus pechschwarzem Felsen vorbei. Ein wahrer Berg von Ringpartikel, verwittert und geglättet von Äonen vorüberziehenden Staubs, die tödlichen schwarzen Spitzen entblößt von den weicheren Formationen, die dem Staub nachgegeben hatten, eine Moorlandschaft aus Wellen, deren Berge die einzigen Reste der einstigen Jugendhaftigkeit. »Ich weiß«, sagte er.
    »Machst du dir vielleicht Gedanken, daß Kommandant Joshua Calvert die Flucht durch den Lagrange-Punkt nicht gelingen könnte?«
    »Nein. Von allen Kommandanten, die ich kenne, ist Joshua als einziger imstande, dieses Manöver zu schaffen, und zwar mit Leichtigkeit. Meine Sorge ist vielmehr, daß er vielleicht keine Chance zur Flucht haben könnte.«
    »Du meinst die Eliminierung der Gramine?«
    »Ganz genau. Meine Mission, den Ring zu verminen, ist der schwächste Punkt im ganzen Plan. Joshua geht davon aus, daß die Gramine im Verlauf der nächsten zwei Stunden nicht weiter als fünfhundert Meter von ihrem jetzigen Orbit abweicht. Das ist zu knapp kalkuliert. Ich möchte den Sprengkopf so deponieren, daß er genau in der Flugbahn der Gramine liegt, und ihn erst im letzten Augenblick zünden, wenn das Schiff nicht mehr ausweichen kann. Nur so bin ich sicher.«
    »Warlow, weder die Gramine noch die Maranta sind seit Beginn ihrer Suche um mehr als hundert Meter von ihrem Kurs abgewichen. Ich bitte dich dringend, dir deinen Plan noch einmal zu überlegen.«
    »Warum? Ich habe bestenfalls noch ein paar Jahre zu leben, und die meiste Zeit davon würde ich damit verbringen, daß meine Erinnerungen und meine Vernunft nach und nach erlöschen. Unsere medizinische Wissenschaft hat einfach zuviel erreicht. Mein synthetischer Körper kann noch jahrzehntelang ununterbrochen Blut durch mein komatöses Gehirn pumpen. Würdest du mir ein solches Schicksal wünschen, angesichts der Tatsache, daß du mir ein Fortbestehen ermöglichen kannst, das den Namen verdient hat?«
    »Das nennt man, glaube ich, eine Suggestivfrage.«
    »Ganz recht. Mein Entschluß steht fest. Auf diese Weise habe ich sogar zwei Chancen, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Das können nur wenige von sich behaupten.«
    »Zweimal? Wieso?«
    »Besessenheit impliziert ein Leben nach dem Tod, oder? Einen Ort, von dem die Seelen zurückkehren können.«
    »Du glaubst also, daß Lalonde dieses Schicksal ereilt hat?«
    »Weißt du, was ein Katholik ist?« Eine massive Gletscherwand aus Eis schälte sich aus dem Staub. Die Düsen von Warlows Jetpack feuerten Mengen von kaltem Gas. Einen Augenblick lang sah er den wachsbleichen Dampf, bevor er sich in der blauen und smaragdfarbenen Phosphoreszenz des Staubes auflöste.
    »Der Katholizismus ist eine der Stammreligionen, aus denen die Vereinigte Christliche Kirche hervorgegangen ist«, sagte Aethra.
    »Fast. Offiziell wurde der Katholizismus durch

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