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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Dekret des Papstes absorbiert. Aber der katholische Glaube ist stark, und man kann eine so verinnerlichte Hingabe und Überzeugung nicht einfach verwässern, indem man hingeht und Gebete und Gottesdienste verändert, damit sie einheitlich werden und mit denen der restlichen christlichen Glaubensrichtungen übereinstimmen. Ich bin auf dem Asteroiden Forli groß geworden, einer italo-ethnischen Siedlung. Ich wurde im katholischen Glauben großgezogen, inoffiziell natürlich, und ich kann versuchen, was ich will, ich kann die Lehren meiner Kindheit nicht einfach über Bord werfen. Ich bin überzeugt davon, daß die göttliche Gerechtigkeit etwas ist, dem alle lebenden Wesen eines Tages von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen.«
    »Auch ich?«
    »Auch du, Aethra. Und Lalonde bestärkt mich noch in meinen Glauben.«
    »Du meinst, Kelly Tirrel hat die Wahrheit gesagt?«
    Warlows Manöverjets schoben ihn mit sanften Stößen um den gefurchten Eisbrocken herum und folgten exakt den Erhebungen und Senken der ausgedehnten Fläche. Die Oberfläche war transparent-kristallin, doch darunter herrschte eine Schwärze, als hätte sich im gefrorenen Zentrum ein Wurmloch aufgetan. Die Anzugsensoren tasteten den umliegenden Weltraum ab, und nach und nach kehrten die Konstellationen der Sterne durch den dünner werdenden Staub zu ihrer vollen, leuchtenden Erhabenheit zurück. »Das tue ich, jawohl. Ich bin fest überzeugt, daß sie die Wahrheit erzählt hat.«
    »Und warum?«
    »Weil Joshua ihr glaubt.«
    »Eine merkwürdige Rationale.«
    »Joshua ist mehr als nur ein phantastischer Kommandant. In all meinen Jahren habe ich nie jemanden wie ihn kennengelernt. Er hat eine scheußliche Art, mit Frauen und Geld umzugehen und manchmal selbst gegenüber seinen Freunden. Aber, bitte entschuldige meine stümperhafte poetische Ausdrucksweise, Joshua befindet sich im Einklang mit dem Universum. Er kann die Wahrheit hinter den Dingen sehen. Ich vertraue Joshua blind, vom ersten Tag an, seit ich auf der Lady Macbeth angeheuert habe, und ich werde es weiterhin tun.«
    »Dann gibt es also ein Leben nach dem Tod.«
    »Und wenn nicht, lebe ich weiter als Teil deiner Multiplizität. Aber Kelly Tirrel war fest überzeugt, daß es so ist. Kelly ist eine harte, zynische Persönlichkeit, und es braucht eine Menge, um jemanden wie sie zu überzeugen. Und falls es, wie es nun scheinen will, tatsächlich ein Leben nach dem Tod gibt, dann besitze ich eine unsterbliche Seele. Der körperliche Tod ist nichts, das man fürchten müßte.«
    »Und? Fürchtest du den Tod?«
    Warlow schob sich aus dem nachtschwarzen Schatten des Eisbergs. Es war fast, als würde man aus dem dunklen Schatten einer Regenwolke in den klaren Abendhimmel treten. Nur ein ganz schwacher Schimmer von durchscheinendem Staub trennte ihn noch vom freien Raum. Die Gramine schimmerte wie ein Stern der Größenordnung zwei, kaum vierzig Kilometer von ihm entfernt. Sie trieb langsam auf ihn zu. »Sehr.«
     
    Das Hovercraft bockte und schüttelte sich auf dem Fluß, umhergeschleudert von heftigen Stromschnellen, die über halb untergetauchte Steine spritzten. Theo hatte alle Hände voll zu tun, um das Fahrzeug auf Kurs zu halten. Kelly erinnerte sich nicht, daß die Fahrt auf diesem gleichen Flußabschnitt nur einen Tag zuvor so schwierig gewesen war. Sie saß zusammen mit Shaun Wallace auf der rückwärtigen Bank und klammerte sich krampfhaft fest, während das Hovercraft mit dem Fluß kämpfte. Hinter ihr dröhnte der Propeller.
    »Jetzt schon spüre ich die Strapazen unseres Unternehmens, bin eingeschüchtert von dem, was wir uns vorgenommen haben. Es geht nicht darum, die Niederlage im letzten Augenblick doch noch in einen Sieg zu verwandeln, es ist allerhöchstens ein letzter Versuch, die Würde des Trupps zu retten. Wir kamen mit solchem Selbstvertrauen und so hohen Zielen zu dieser Welt; wir wollten die bösen Invasoren vernichten und den zwanzig Millionen Einwohnern Lalondes Recht und Ordnung zurückbringen und ihnen ihr einstiges Leben wiedergeben. Und jetzt haben wir nichts mehr außer der Hoffnung, daß wir vielleicht mit dreißig Kindern entkommen können. Und selbst das wird unsere Kräfte bis zum Zerreißen beanspruchen.«
    »Ihr seid vielleicht ein Pessimist, Mrs. Kelly«, sagte Shaun und grinste freundlich.
    Das Hovercraft schwang herum, drückte sie gegen ihn – für einen Sekundenbruchteil brach die Verbindung zu ihrem Sensorium-Flek-Recorder zusammen – und er lächelte

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