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Fehlfunktion

Fehlfunktion

Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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lebten in fast vollkommener Harmonie mit ihrer Habitat-Umgebung, so sehr, daß wir uns die Frage stellen müssen, ob ihre Habitate überhaupt künstlich waren. Ihre gesamte Biologie, die Art und Weise, wie sie sich lebenden Organismen näherten, unterschied sich grundlegend von der unsrigen. Sie achteten jede lebende Entität. Und ihre Psyche ist für uns fast unverständlich. Sie konnten zur gleichen Zeit höchst individuell sein und sich tief in eine Art mentales Kollektiv versenken. Zwei vollkommen verschiedene Stadien des Bewußtseins. Wir glauben, daß sie möglicherweise echte Telepathen waren. Unter den Genetikern des Forschungsprojekts ist ein hitziger Streit entbrannt, welche genetischen Sequenzen für die Telepathie entscheidend sind. Ihre Begabung ist der edenitischen Affinität ähnlich, doch die Psyche der Laymil ergänzt sie in einer Weise, die selbst den Edeniten unmöglich ist. Die Edeniten behalten einen Kern von Identität, selbst dann noch, wenn sie ihre Erinnerungen beim Tod in die Habitat-Persönlichkeit transferieren, wohingegen die Bereitschaft der Laymil, ihr privatestes Selbst mit anderen zu teilen, das Produkt einer unglaublichen mentalen Reife ist. Und Verhaltensinstinkte kann man nicht in die DNS einbauen.«
    »Und? Habt ihr inzwischen herausgefunden, was für die Zerstörung ihrer Habitate verantwortlich war?« fragte Joshua. Haile erschauerte unter seinen Händen, ein sehr menschlicher Reflex. Er spürte, wie ein Schwall kalter Angst in sein Bewußtsein eindrang. »Heh, tut mir leid.«
    – Furcht. Angst spüren. So viele Tote. Laymil Stärke hatten. Trotzdem geschlagen wurden. Grund fragen?
    »Ich wünschte, ich wüßte es«, sagte Ione. »Die Laymil schienen das Leben zu verehren, weitaus mehr, als es bei uns der Fall ist.«
     
    Die Isakore tanzte antriebslos auf den Wellen des Zamjan wie ein elegant geschnitzter Stamm aus Treibholz. Wellen plätscherten mit leiser Beharrlichkeit gegen den Rumpf. Die vier Marines hatten im Verlauf des ersten Tages ein paar Paddel improvisiert, mit denen sie das Boot halbwegs steuern konnten – das Ruder allein war zu überhaupt nichts nütze. Und sie hatten es geschafft, sich mehr oder weniger in der Mitte des Flusses zu halten. Der Zamjan war inzwischen gut achthundert Meter breit, was ihnen ein wenig Spielraum verschaffte, wenn die Strömung das Boot auf ein Ufer zutreiben wollte.
    Nach Murphy Hewletts Trägheitsleitsystem zu urteilen waren sie vielleicht dreißig Kilometer weit den Fluß hinab getrieben, seit die Angreifer den Mikrofusionsgenerator zerstört hatten. Die ganze Zeit über hatte die Strömung das Boot mit verbissener Hartnäckigkeit weitergetrieben und sie vom Ankerplatz und dem niedergebrannten feindlichen Dschungel weggeführt. Inzwischen lagen nur noch wenig mehr als achthundert Kilometer vor ihnen.
    Jacqueline Couteur hatte keine Schwierigkeiten mehr gemacht. Sie verbrachte die Zeit sitzend unter der Persenning, die am Bug aufgespannt war. Wären nicht die Qualen gewesen, die sie erlitten hatten, und der Preis, den sie in Blut und Schmerz gezahlt hatten, um sie gefangenzunehmen, Murphy hätte ihr den nutzlos gewordenen Fusionsgenerator um den Hals gebunden und sie über Bord geworfen. Er nahm an, daß sie es wußte. Doch sie war der Sinn ihrer gesamten Mission. Und sie waren noch am Leben. Funktionierten noch. Solange sich das nicht änderte, würde Lieutenant Murphy Hewlett seinen Befehlen Folge leisten und die Gefangene nach Durringham schaffen. Sonst gab es nichts mehr, keine Alternative. Es war der einzige Sinn in seinem Leben geworden.
    Niemand hatte mehr versucht sie aufzuhalten, obwohl ihre Kommunikatorblocks definitiv gestört waren. (Keiner der anderen Blocks wies Störungen auf.) Selbst die Dörfer, an denen das Boot vorbeigetrieben war, hatten kein Interesse gezeigt. Ein paar Ruderboote hatten sich am Morgen in die Nähe gewagt, doch sie hatten sie mit Schüssen aus ihren Bradfields vertrieben. Danach war die Isakore nicht mehr belästigt worden.
    Es war eine beinahe friedliche Fahrt. Sie hatten gut und reichlich gegessen, ihre Waffen gereinigt und nachgeladen und ihre Wunden versorgt, so gut es ging. Niels Regehr fing zwischendurch immer wieder an zu phantasieren, doch das nanonische Medipack über seinem Gesicht hielt ihn halbwegs stabil.
    Fast war Murphy bereits geneigt zu glauben, daß sie den Rückweg nach Durringham ungeschoren schaffen könnten. Der still vor ihnen liegende Fluß ließ diese dummen Gedanken in

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