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Fehlfunktion

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Titel: Fehlfunktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Steilufers angekommen war. Die lange, sanft geschwungene Bucht unter ihnen sah immens verlockend aus. Sie war von Palmen gesäumt, und in der Mitte lag ein Stück weit vom Ufer entfernt eine winzige Insel. In einiger Entfernung erblickte er das Gelände mit den funktionalen Gebäuden des Laymil-Forschungsprojekts.
    »Schon gut«, sagte Ione. »Ich werde dich nicht in Arrest nehmen lassen, weil du unerlaubt hergekommen bist.«
    Joshua zuckte die Schultern und folgte ihr den steilen Weg zum Strand hinunter. Ione rannte bereits, als er den Sand erreichte. Sie schleuderte ihren Badeumhang von sich. »Komm schon, Joshua!« Gischt spritzte auf, als sie in das flache Wasser lief.
    Eine nackte Frau, ein tropischer Strand. Einfach unwiderstehlich. Joshua ließ sein eigenes Badetuch fallen und rannte los. Hinter ihm bewegte sich etwas. Etwas, das massive, dumpfe Geräusche erzeugte, etwas sehr Schweres. Er drehte sich um. »Mein Gott!«
    Ein Kiint rannte geradewegs auf ihn zu. Das Wesen war kleiner als alle Kiint, die Joshua zuvor gesehen hatte, vielleicht drei Meter lang und kaum höher als er selbst. Acht stämmige Beine wirbelten in einem Rhythmus, der unmöglich zu verfolgen war.
    Joshuas Füße weigerten sich zu laufen. »Ione!«
    Sie lachte hysterisch. »Guten Morgen, Haile!« rief sie mit sich überschlagender Stimme.
    Der Kiint kam stolpernd vor Joshua zum Halten. Joshua blickte in ein Paar sanfter dunkel violetter Augen, die halb so groß waren wie sein eigenes Gesicht. Ein Strom warmer feuchter Luft wehte ihm aus den riesigen Atemlöchern entgegen.
    »Äh …«
    Einer der traktamorphen Arme schwang hoch, und die Spitze nahm den Umriß einer menschlichen Hand an – nur ein wenig zu groß.
    »Nun, dann sag mal schön hallo«, sagte Ione. Sie war herangekommen und stand hinter Joshua.
    »Das kriegst du zurück, Saldana!«
    Sie kicherte. »Joshua, das ist meine Freundin Haile. Haile, darf ich dir Joshua vorstellen?«
    – Warum hat er so viel Steifigkeit?
    Ione platzte lachend heraus und wäre fast hingefallen. Joshua drehte sich um und starrte sie wütend an.
    – Will er nicht Händeschütteln? Will er nicht einleiten menschliches Begrüßungsritual? Das Kiint-Junge klang traurig und enttäuscht.
    »Joshua, gib Haile die Hand. Nun mach schon. Sie ist ganz außer sich, daß du sie nicht zur Freundin haben möchtest.«
    »Woher willst du das wissen?« fragte er mit zur Seite gelegtem Kopf.
    »Affinität. Die Kiint können sie nutzen.«
    Er streckte die Hand aus. Hailes Arm kam hoch, und Joshua spürte trockenes, warmes, ein wenig schuppiges Fleisch, das sanft um seine Finger floß. Es kitzelte. Joshuas neurale Nanonik startete eine Prioritätssuche durch die Daten über Xenos in ihren Speichern. Die Kiint besaßen ein Gehör.
    »Mögen deine Gedanken stets erhaben sein, Haile«, sagte er und verbeugte sich höflich.
    – Ich habe viel Mögen für ihn!
    Ione starrte Joshua verblüfft an. Ich hätte wirklich wissen müssen, daß sein Charme auch bei Xenos wirkt, dachte sie.
    Joshua spürte, wie die Kiint-Hand seine eigene warm drückte und sich dann wieder zurückzog. Das Kitzeln, das sie in seiner Handfläche erzeugt hatte, schien sich durch seinen Arm hindurch auszubreiten und wanderte in die Wirbelsäule und den Kopf.
    »Deine neue Freundin also«, sagte er schwer.
    Ione lächelte. »Haile wurde erst vor ein paar Wochen geboren. Und ich staune immer wieder, wie schnell sie wächst!«
    Haile schob Ione auf das Wasser zu, indem sie die Frau mit dem flachen dreieckigen Schädel temperamentvoll in den Hintern stieß, während ihr Schnabel unablässig klapperte. Einer der traktamorphen Arme winkte Joshua eifrig zu.
    Joshua grinste. »Ich komme.« Seine Kopfhaut fühlte sich an, als wäre er zu lange in der Sonne gewesen. Es kitzelte überall.
    »Das Wasser beruhigt ihre Haut, während sie wächst«, erklärte Ione, während sie vor dem lebhaften jungen Kiint hertänzelte. »Haile muß zwei- oder dreimal am Tag baden. Alle Kiint-Häuser verfügen über ihre eigenen Pools, aber Haile ist ganz verrückt nach dem Strand.«
    »Nun ja, ich helfe mit Freuden beim Schrubben, solange ich hier bin.«
    – Viel Dankbarkeit.
    »Ist mir ein Vergnügen«, antwortete Joshua. Er hielt inne. Haile stand direkt am Wasser, und ihre großen Augen musterten ihn aufmerksam. »Das warst du!«
    – Ja.
    »Was ist?« fragte Ione und blickte von einem zum anderen.
    »Ich kann sie hören!«
    »Aber du besitzt kein Affinitätsgen!« sagte sie

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