Fehlschlag unzulässig
Temperaturstürze auf minus zehn Grad Celsius und mehr schienen an der Tagesordnung zu sein.
Wir kämpften uns mit heulenden Turbinen über die Zinnen hinweg. Vor einigen Minuten hatte ich zwei Posten geortet. Nun waren sie verschwunden.
Wir sammelten uns jenseits der Mauer. Unter uns lag ein etwa fünfzig Meter breites, gebäudeloses Gelände, hinter dem nochmals Befestigungsanlagen begannen.
Wir überflogen den Todesstreifen, bezwangen auch die zweite Stadtmauer und hingen dann plötzlich über verwinkelten Gassen.
»Nitrabyl die Düstere« war eine Stadt krasser Gegensätze. Urtümliche Kulturen mischten sich mit höherstehenden. Die Art der Bauwerke sagte alles aus.
Wir entdeckten primitive Hütten aus Lehm, Holz und etwas weiter Gebäude aus Steinquadern.
Die Gassen waren unglaublich eng, düster und starrten vor Schmutz. Ich erblickte in diesem alten, abgelegenen Teil der Stadt nur wenige Menschen. Sie suchten alle Schutz und verschwanden mehr oder weniger schnell in lochähnlichen Unterschlüpfen oder hinter geschnitzten Türen.
Trotz des immer stärker werdenden Sturms wehte ein warmer, stinkender Brodem von unten herauf. Hier zu leben, mußte eine Kunst für sich sein.
Nach den Auskünften des Gefangenen sollte es im Zentrum der Stadt aber ganz anders aussehen. Dort stand auch sein Haus; dort mußten wir hin.
Ich winkte. Allison schalt mich wahrscheinlich einen Narren, aber ich dachte nicht daran, den günstigen Witterungsumschwung ungenutzt verstreichen zu lassen.
»Okay, wir folgen dir«, teilte Hannibal auf Psi-Ebene mit. »Denke aber daran, daß sich Ortungsgeräte nicht um das Wetter kümmern. Los schon!«
Ich erblickte im Schneetreiben jenes Gebäude, das uns schon auf den Filmen aufgefallen war.
Es war ein hoher Steinbau mit drei Rundkuppeln. Nebenan erhob sich ein nicht weniger hoher Palast mit spitzem Dach.
Das mußte der »Tempel der Lachenden Dämonen« sein, eine barbarische Kultstätte, in der Menschen geopfert wurden.
Aus Malous Aussagen ging hervor, daß jene Leute, die uns überfallen hatten, in enger Verbindung zu den Priestern dieses Tempels standen.
Das war auch durchaus logisch, denn es hatte in der Vergangenheit der Menschheit wohl niemals eine Epoche gegeben, in der Götzendiener nicht eine wichtige machtpolitische und wirtschaftliche Rolle gespielt hatten.
Ich flog geradewegs über die Dächer hinweg und kümmerte mich nicht um die Leute, die unter uns durch die Gassen eilten.
Allmählich veränderte sich das Bild der Stadt. Die Gebäude wurden größer, Plätze und Gartenanlagen erkennbar.
Zu meiner Überraschung entfernten wir uns aber vom eigentlichen Stadtkern.
Als ich verwirrt anhalten wollte, entdeckte ich des Rätsels Lösung.
Nitrabyl war in erster Linie eine Hafenstadt. Die Marktplätze und Kais, wo Waren aus dem Süden ankamen und jene aus dem dunklen Norden verladen wurden, waren zweifellos nach und nach im Zuge verschiedenartiger Stadterweiterungen entstanden.
Der alte Kern war verwahrlost und diente hauptsächlich dem aus dem Inland kommenden Warenumschlag.
Wir hatten uns zum Hafen zu wenden.
Nitrabyl lag auf einer großen Landzunge, die in der Form eines spitzwinkligen Dreiecks weit in das Meer vorstieß.
Die Landseite war knapp drei Kilometer breit. Dort befanden sich auch die Tore.
Generell gesehen, wurde die Metropole des eisigen Nordens fast vom Meer umschlossen. Überall dort, wo es Wasser gab, existierten auch Hafenanlagen.
Die spätere Bucht von Brest war noch nicht vorhanden. Wir hatten aber einen weiten Binnensee umflogen, der nach dem Absinken der Landbrücken durchaus einmal zu dieser großen Bucht
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