Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
des Frühstücks. Erlenborn wird auf eine wie immer geartete Teilnahme seinerseits Wert legen. Dann müßten Sie sich um ihn kümmern. Er darf ruhig etwas glänzen, wenn es sein Förderungsbeitrag verdient.«
    Hedwig Bessener warf ein: »Ich habe Carla schon vorinformiert, soweit es die Sachfragen wie Schirmherrschaft, Stiftung, Biotopenschutz und so weiter angeht.«
    Der Minister lächelte breit und zufrieden. »Mitdenken! Dieser Fall ist sehr lehrreich. Sie werden das schon schaffen, Carla.«
    Hartmut Erlenborn hatte sich bei Marianne Richter durch gezielte Fragen über den Inhalt des Gesprächs im Polizeipräsidium vergewissert. Er ließ ihr keine Zeit, trüben Gedanken nachzuhängen. Die Planungen mußten durchgezogen werden. Sie fühlte sich erleichtert, daß die kurzen Minuten im Ruheraum heute nicht stattfanden. Der Junior analysierte immer wieder die finanzielle Lage seines Unternehmens. Er wußte, daß einiges von ihm erwartet wurde und daß Geld sehr schnell verfügbar gemacht werden mußte.
    »Marianne, du sagtest, die Kreditlinien seien ausgeschöpft. Was darf uns die Schirmherrschaft dieses Herrn Ministers kosten?«
    »Keine zwanzigtausend – und die auch nicht sofort.« Sie sah zum wiederholten Male die Kontostände durch. »Es kneift überall.«
    »Mit den paar Piepen ist in der Politik kein Blumentopf zu gewinnen. Die erwarten mehr. Mit meiner Stiftung Biotopenschutz werden wir in Europas Werbelandschaft konkurrenzlos dastehen. Ich muß es einfach schaffen, diesen Mann für die Schirmherrschaft zu gewinnen.«
    »Bei den Banken ist kurzfristig keine müde Mark locker zu machen, und das Gespräch in der Dornenburg findet bereits Montag statt. Die Lieferanten können noch warten, aber die Löhne müssen pünktlich raus. Sonst ist das Ansehen der Firma Erlenborn im Eimer. Dann läuft auch über die politische Schiene nichts mehr.« Marianne Richter schüttelte bedenklich den Kopf. »Und dazu noch die Lasten des hundertjährigen Jubiläums. Der Werbeetat bringt uns um.«
    Hartmut Erlenborn blickte starr geradeaus und rieb die Zähne aufeinander. »Es gibt kein Zurück. Die Brücken zum Mittelmaß sind abgebrochen. Wir werden die ersten sein – zweiter Platz wäre Niederlage, wie bei den Kennedys: Second place is failure. Ich werde mit den alten Siemanns und mit Barbara sprechen. Trauerjahr oder nicht – die Verlobung muß raus, und ihr Geld muß her!«
    Dieser Satz fraß sich in Marianne Richters Seele fest. Mit diesem Satz schlief sie gegen Mitternacht ein. Mit diesem Satz erfüllte sich ihr Sonntag.
     
     
    Ein anderer Satz ließ Kommissar Freiberg keine Ruhe. Er hatte sich nach dem verwirrenden Plausch am Swimmingpool auf dem kürzesten Weg zur Beethovenstraße abgesetzt. Hier durfte er sich eine Immunisierung durch seine studentische Hilfskraft erhoffen. Ihr Fahrrad hing mit zwei plastikbezogenen Stahlschlingen fest angeschlossen in Kopfhöhe am gußeisernen Gartenzaun. Ein untrügliches Zeichen, daß sie in ihrer mit Büchern vollgestopften Studentenbude hockte und an ihrer Dissertation arbeitete.
    »Sab. Heyden – viermal tüchtig drücken«, stand mit handgeschriebenen Buchstaben auf dem Leukoplaststreifen am Klingelknopf. Er drückte – erst den Knopf und bald darauf sie. Da war nichts vom Back- und Zuckerwerk, mit dem er in den letzten Stunden zu tun gehabt hatte. Ihre dunklen Augen standen groß und klar in einem blassen Gesicht. Sie war wieder schmaler geworden. Nur das winzige Salär aus der studentischen Halbtagsstelle hielt Leib und Seele zusammen.
    »Hilfskraft, da bin ich«, meldete sich der Besucher.
    »Waldi, du kommst? Ich dachte, du liest meine Korrekturen. Die Zeit drängt.«
    Der unausrottbare Waldi ging ihm wie immer tief unter die Haut. Sie legte absichtlich zuviel Dackel hinein. »Erst einmal drängt etwas anderes«, sagte er. »Ich komme direkt von einem nackten blonden Praline aus dem Swimmingpool, prall wie Gott die Venus schuf oder ein Giorgione sie schlummern ließ. Und vorher war da noch eine ›Printe‹, an der schon mehrere knabbern.«
    Sabine schob Walter Freiberg eine Armlänge von sich, um ihn prüfend anzusehen.
    »Du scheinst verwirrt zu sein, Waldi. Das macht der Dienst, nicht wahr? Hm, der Duft! Lebenswasser war auch im Spiel. Komm mit nach oben.«
    Leichtfüßig sauste sie vor ihm die Treppe hinauf.
    »Hast du deinen Holzklunkern entsagt? Die haben im Treppenhaus so schön gepoltert«, rief er und versuchte vergeblich, sie in den Po zu kneifen.
    »Jetzt bin

Weitere Kostenlose Bücher