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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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ich schneller! Mokassins kann man anbehalten, wenn Waldi Bewegung braucht. Wenn ich nur wüßte, was dich zur Unzeit zu mir treibt.«
    »Triebe treiben Träge nach Trakehnen.«
    »Und Trampeltiere möchten transfundieren«, ergänzte sie schlagfertig. »Nur Mut, dich tröstet treu dein Trutschel.«
    Erst eine halbe Stunde später kam Sabine dazu, die Kaffeemaschine anzustellen. »Papier ist geduldig«, stellte sie fest und betrachtete einige Manuskriptblätter, denen es nicht gelungen war, rechtzeitig von der Couch zu fallen. »Die werde ich neu schreiben müssen.«
    »Soll ich dir helfen?«
    »Doch nicht schon wieder. Ich tippe lieber selbst. Du bist gut für die Korrekturen.«
    Das letzte Wort holte – klick – den anderen Satz in sein Bewußtsein zurück, den Satz, der dem Kommissar – vor Trakehnen – keine Ruhe gelassen hatte. »Mädchen«, sagte er, »hör zu! Barbara Siemann hat sich korrigiert. Erst meinte sie, den Bruder in der Frühe mit dem Dreitonner gehört zu haben. Das hat sie dann für einen Irrtum gehalten. Die Gartenpforte dürfte sie gegen zehn Uhr abgeschlossen haben. Doch nach dem Einkauf der Steaks war die Pforte wieder offen, und der Bruder war mit dem Tankwagen auf dem Wege nach Antwerpen. Verstehst du das?«
    »Nein, absolut nicht – nur Bahnhof.«
    »Wenn die Venus Barbara sich nun nicht geirrt hat? Die kennt doch Siemanns Fahrzeugpark und kann gewiß Motorengeräusche unterscheiden. Dann ist der Bruder Guido in der Zwischenzeit mit dem Dreitonner unterwegs gewesen. Wozu? – Wohin?«
    »In deinem Kopf scheint ja wohl Chaos zu herrschen. Komm, trink den Kaffee, oder soll ich ihn dir einflößen?«
    »Das könnte durchaus in der fraglichen Zeit gewesen sein.«
    »Ist ja gut, Waldi. Du wirst mir schon alles später irgendwann erklären, langsam, Wort für Wort.«
    »Jetzt bin ich gespannt, was die Rechtsmediziner sagen. Ob der Absturz gestern oder heute morgen passiert ist? Das müßte trotz der Auskühlung durch das Wasser doch festzustellen sein!«
    Sabine schüttelte den Kopf. »Du hast eine beglückende Art, Sex und Crime miteinander zu koppeln, so richtig nett – von Mensch zu Mensch.«
    Walter Freiberg strich mit den mittleren drei Fingern der linken Hand langsam über seine Stirn. »Da müssen wir ansetzen!«
    Sabine wußte, was die charakteristische Geste zu bedeuten hatte. Seine Gedanken mußten ganz schnell in die Gegenwart zurückgeholt werden, sonst würde sie für den Rest des Tages nur noch sein kriminalistisches Medium sein.
    »Wau! Wau!« schreckte sie ihn auf. »Ich glaube, wir sollten erst einmal Gassi gehen.«
    »Ach so, ja, ja – entschuldige bitte. Auf geht’s! Wir essen ein paar Tapas bei Fernando, und wollen dann mit dem Schicksal würfeln, wofür die Nacht noch gut ist.«
    »So ist’s brav! Die venia legendi sagt mir: Doppelt gemoppelt hält besser. Aber morgen wird Korrektur gelesen, Waldi!«

 
    Kapitel 10
     
     
     
    Am Montag vor Dienstbeginn hatte es Kriminalhauptmeister Müller eilig, die Tageszeitungen in die Hand zu bekommen. Er kannte die Männer am Taxistand und stellte seinen Wagen bei ihnen vor dem Bahnhof in Bad Godesberg ab.
    Ein rundes Dutzend Fahrzeuge stand aufgereiht, und einige Fahrer diskutierten in einer lockeren Gruppe wild durcheinander.
    »Der Schlüssel steckt im Schloß«, rief Lupus ihnen zu. »Fahrt die Karre weiter, wenn sie euch im Wege steht.«
    »He, Moment! Sucht die Kripo hier den Mörder vom Siebengebirge? Das ist ja eine tolle Geschichte in der Zeitung – oder glaubt ihr im Präsidium vielleicht, das war ein Unfall?« fragte einer von ihnen laut herüber.
    Lupus antwortete überzeugend: »Wie kann ich wissen, was die Kripo denkt, wenn ich nicht lese, was die Zeitung schreibt.« Mit wenigen Schritten war er in der Abfertigungshalle und ließ sich am Zeitungsstand den General-Anzeiger, die Rundschau, Express und Bild geben. Er sah sofort, der quicke Mauser hatte journalistisch gelaicht wie ein ganzer Heringschwarm.
    In seinem Wagen überflog Lupus die Berichte mit schnellem Blick. Um weiteren Fragen der fahrenden Zunft zu entgehen, gab er Gas und ordnete sich in die allmorgendliche Schlange aus lackiertem Blech ein, die Bonn 2 – Bad Godesberg – mit Bonn 1 – Mitte – verbindet. Ein kurzer Blick zu den Zeitungen auf dem Beifahrersitz, wo ihm die Schlagzeile entgegensprang: »Zerschmettert im Basaltsteinbruch!«, hätte fast zum Blechschaden geführt, als der Lindwurm beim Hochkreuz in konvulsivische Zuckungen geriet,

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