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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Motorgeräusch des kleinen Dreitonners auf dem Hof gehört zu haben. War wohl ein Irrtum, denn Guido mußte mit dem Tankwagen fahren. Dieses Rührstück von Bruder denkt gar nicht daran abzuschließen. Aber ich habe es aufgegeben, ihn erziehen zu wollen.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie die Pforte heute morgen abgeschlossen haben?«
    »Aber ja, sonst hätte ich sie vor dem Bad, ganz mit ohne, noch einmal kontrolliert, und Sie hätten sich nicht reinschleichen können. Sie! – Einen Martini nehme ich noch. Los, Sie auch! Dann haben wir es hinter uns.«
    Freiberg nickte. Die Gläser wurden noch einmal voll, und die Flasche war leer.
    »Ex«, sagte Barbara, »in memoriam.«
    Freiberg zog mit. »Requiescat in pace.«
    Barbara Siemann hatte auf ihre Weise Abschied genommen. Kommissar Freiberg war nicht überrascht, als sie sagte: »Sie können gern ein paar Runden schwimmen. Mich stört es auch nicht, wenn die Polizei mal zeigen will, wie sie im Adamskostüm mit dem Vermummungsverbot fertig wird. Na? Das Becken ist geheizt, 24 Grad. Keine Angst, nach der nötigen Portion Alkohol sehen auch Frauen manches deutlicher und größer.«
    Freiberg wurde blitzschnell klar, daß nicht alle Frauenprojekte der Unabhängigkeitspolitik dienen und die Jungfräulichkeit von Königinnen erfordern.
    Er stand schnell auf, dankte der blonden Barbara für ihre Auskünfte und brummelte leicht verwirrt: »Vielleicht später!« Mit eignem »Auf Wiedersehen« ging er zurück zur Pforte im Palisadenzaun. Barbara hatte schon den Bademantel abgestreift und hechtete in das stille blaue Wasser. Eine Kaskade von Tropfen im Sonnenlicht schoß hoch. Das war Freibergs letzter Eindruck, als er die Pforte hinter sich zuzog. Barbara würde sie jetzt nicht sofort abschließen – da war er ganz sicher.

 
    Kapitel 9
     
     
     
    An diesem Wochenende wurde in der Bundeshauptstadt weder fieberhaft gearbeitet, noch fieberhaft gefahndet. Auch sonst hielten sich die Infekte in Grenzen. Das politische Bonn hatte sich bereits am Freitag aufgelöst und die Staatsmacht in den Händen weniger Beamter mit niedrigen Gehältern und hohen Ambitionen zurückgelassen.
    Eine Resolution über die Verbesserung der Rechtsstellung der Frau nach Auflösung von eheähnlichen Verbindungen der Partner hatte zwar vorab in den Medien für einigen Wirbel gesorgt, war aber an der am Freitagmittag üblichen Beschlußunfähigkeit des Parlaments gescheitert. Damit hatte die schweigende abwesende Mehrheit ihre schöpferische Kraft unter Beweis gestellt. Die Roten hatten es nicht anders erwartet, nur die Grünen waren gelb vor Zorn.
    Einige schnelle Dienstwagen – mit und ohne Rundumpanzerung – waren nach Norden und Süden geprescht, um Minister, Parlamentarische Staatssekretäre und andere Bürdenträger steuerfrei in die heimischen Provinzen zu tragen, wo ehrgeizige Ehefrauen, Gattinen und Gemahlinnen schnell unter die Dunstglocke des politischen Ruhmes des Heimgekehrten schlüpften. Sie hielten den Hauch von Chanel Nr. 5, Madame Rochas oder Ricci in der nicht mehr so ganz weißen Wäsche für den Duft der großen weiten Welt, dem sich im rheinischen Bonn kein Erfolgreicher entziehen konnte.
    Die zurückgelassenen Assistentinnen, Beraterinnen, Sekretärinnen und persönlichen Referentinnen wußten, daß ihre politischen Führungskräfte am Wochenende nicht vor und nicht hinter ihnen oder gar an ihrer Seite stehen konnten, da sie daheim in den Villen und Gärten, oder unterwegs bei Mäzenen und Lobbyisten neu aufgerichtet werden mußten, um wieder für den Einsatz zum Wohle so vieler gerüstet zu sein.
    Sonnabends und sonntags nie und sonst auch nur unregelmäßig, das gehörte zum Rollenverständnis der Zurückgebliebenen, die bereit waren, sich mit Leib und Seele den politischen Kräften hinzugeben.
    Nur im Ministerium am Venusberg hielt der Chef höchstpersönlich die Stellung. Seine Angetraute hatte sich für einige Wochen in die Sanatoriumsstollen von Montecatini bei Florenz zurückgezogen, um gemeinsam mit dem Damen-Clan aus den Vorstandsetagen einiger Großunternehmen eine Heilkur zu zelebrieren und Kontakte zu knüpfen, auf Grund derer sich politische Leistungen reibungslos in Vorstands- und Aufsichtsratposten umwandeln ließen. Das bedurfte sorgfältiger Vorbereitungen und Pflege – galt es doch, die derzeitige Teilhabe an der staatlichen Macht zu gegebener Zeit in einen materiellen Dauernutzen umzusetzen. Wer regelmäßig Wein zum Essen trank und sich humanistisch gebildet

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