Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
verbinden Sie mich bitte noch einmal mit dem Zweiten Kommissariat«, bat Freiberg mit moderater Stimme und schob Lupus die Mithörmuschel zu.
    Hauptkommissar Handtke blieb keine Zeit, das Gespräch mit dem üblichen Scherz zu eröffnen. An ihn kam sofort die Frage: »Habt ihr Freunde von Rausch und Sex vielleicht Erkenntnisse über eine Marianne Richter vorliegen?«
    »Richter, Marianne? Ich glaube, da war etwas. Ich sehe die Akten durch und rufe gleich zurück.«
    Freiberg brauchte keine fünf Minuten zu warten, bis der Rückruf erfolgte. »Hier haben wir sie: Marianne Richter, sechsundzwanzig Jahre alt.«
    »Was genau war los?«
    »Seltsamer Fall! Vor einem halben Jahr etwa hat sich ein Knabe in einer Poppelsdorfer Wohngemeinschaft den goldenen Schuß verpaßt. Koma – Exitus. Die fünf anderen Typen hatten immerhin so viel Kokain vernascht, daß sie den Tod des Aussteigers erst am nächsten Morgen bemerkt haben.«
    »Und die Richter?«
    »War offensichtlich nur eine Randfigur. Sie hatte – das ist erwiesen – für einige Nächte Quartier gesucht und ist auch bald wieder ausgezogen. Sie kam von Aachen und wollte sich in Bonn ansiedeln. Ihre Wohnungssuche war wohl nicht so schnell erfolgreich. So kam der Ausflug in die Bonner Boheme gerade recht.«
    »Und die anderen?«
    »Aus den Typen war nichts herauszuholen. Der Stoff stammte angeblich von dem toten Fixer. Verführt fühlten sie sich von dem auch alle. Sie seien sonst brave Bürgerskinder, denen die Gefahren des Rauschgiftes durchaus bekannt seien. Sie wollten es auch nie wieder tun. Die haben eine richtige Geisterschau abgezogen.«
    »Und wo stecken die jetzt?«
    »Nach und nach hat sich der ganze Verein aufgelöst. So läuft das oft, und bei uns verstaubt der Fall in den Akten.«
    »Nicht Hasch, sondern Kokain, sagst du?«
    »Ja, Heroin für den goldenen Schuß und Koks für die verführten Kinder. Kokain ist im Kommen. Im letzten Jahr weit über hundert Kilogramm aus Südamerika. Weiß der Teufel, wie und von wem das Zeug über die Grenze geschafft wird. Wir haben jedenfalls noch keine Ahnung. Aber was hat die Mordkommission mit der Richter zu tun?«
    »Wir starten gerade eine Fahndung. Dieser Guido Siemann, nach dem ich dich zuerst gefragt habe, fuhr regelmäßig in die Benelux-Länder. Zwischen ihm und der Richter bestehen – drücken wir es so aus – gewisse Beziehungen. Beide sind seit einigen Stunden verschwunden. Ob gemeinsam, wissen wir nicht.«
    »Wenn ihr sie erwischt«, sagte Hauptkommissar Handtke, »denkt bitte auch an Rausch und Sex – aber nur, wenn wirklich was dahintersteckt. Hoffnungslose Staubfänger haben wir genug im Regal.«
    Freiberg hatte noch nicht den Hörer aufgelegt, da sang Lupus schon im Falsett:
    »Mutter, der Mann mit dem Koks ist da. – Junge sei stille, ich weiß es ja. – Du hast kein Geld, ich hab’ kein Geld – wer hat den Mann mit dem Koks bestellt?«
    Freiberg summte mit. »Deine Sangeskunst inspiriert. Unserem guten Jungen, dem Guido, scheint es an Geld jedenfalls nicht zu fehlen. Der schnelle Quattro, teure Lokale, Hundefinderlohn mit blauen Scheinen, die kostbare Dame Marianne! – So viel Kaminholz läßt sich im Siebengebirge gar nicht klauen, daß die Rechnung aufgehen könnte.«
    »Hoher Chef, du darfst mich ruhig zitieren. Sagte ich bei der Vernehmung nicht schon, so ein harmloser Bubi sei das nicht? Nun frage ich nochmals: Wer hat den Mann mit dem Koks bestellt?«
    »Wie sollen wir das vom Ersten K. herauskriegen, wenn die beim Zweiten K. nichts wissen und der Zoll möglicherweise auf einer falschen Fährte sitzt. Kleinmengen von Haschisch im Fahrerhaus des Lkw erscheint mir einfach zu primitiv für das ganz große Geschäft. Aber Kokshändler mit Tankfahrzeug – das wäre ein Hammer. Im Brennwein finden die besten Spürhunde nichts.«
    »Puh«, stöhnte Lupus, »noch eine Theorie und schon die erste Leiche im kalten Wasser. Es wird böse enden.«
    »Ich glaube, wir trampeln in einem Porzellanladen herum und wissen es nur noch nicht. Wir müssen den Siemann oder die Richter erwischen.«
    »Und dann Daumenschrauben, Chef. Du wirst mich nicht bremsen. Ich drehe zu, bis sie reden – und sie werden reden, darauf kannst du dich verlassen. – Mord und Rauschgift, da hört meine Lieblichkeit aber ganz und gar auf!«
    »Langsam, langsam. Jetzt keine spekulative Folter. Wir werden uns an den Mast der Kriminalistik klammern und den Sirenen der Illegalität widerstehen – also: Was sagen die Spuren? Was wollte

Weitere Kostenlose Bücher