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Fehltritt Im Siebengebirge

Titel: Fehltritt Im Siebengebirge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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war Guido Siemann in wenigen Sekunden bundesweit elektronisch präsent. Das unsichtbare Netz war zum Fang ausgelegt. Die Ringfahndung versprach keinen Erfolg. Zuviel Zeit war verstrichen.
    »Kuhnert, das Zweite K. bitte gleich!« rief Freiberg. Die launigen Begrüßungsworte des Kollegen für Rauschgift- und Sexualdelikte blieben unbeantwortet. Dafür war Freibergs Frage nach Guido Siemanns Part in der Bonner Rauschgiftszene knapp und genau.
    Ohne zu zögern antwortete Hauptkommissar Handtke: »Nein – gegen den liegt nichts vor. Absolut nichts. Niemals in Erscheinung getreten.«
    »Aber an der Grenze…«
    »Das Problem ist bekannt. Wir haben die INZOLL-Meldung nachrichtlich erhalten und Siemann überprüft. Keine Erkenntnisse. Aber was nicht ist, kann ja noch werden«, fügte der Chef des 2. Kommissariats hinzu.
    »Danke«, sagte Freiberg kurz. »Wir haben Druck. Der Mann ist getürmt. Mordverdacht! Fahndung läuft!«
    »Petri Heil!« wünschte Handtke.
    »Kuhnert!« ließ sich der Kommissar wieder mit voller Lautstärke vernehmen. »Firma Erlenborn, bitte!«
    Die Verbindung war im Nu hergestellt.
    Freiberg drückte auf den Knopf zum Mithören; damit war Fräulein Kuhnert im Vorzimmer zugeschaltet. Sie würde die wichtigsten Fakten stenografisch festhalten. Für die Aufnahme auf Band schien noch keine Notwendigkeit zu bestehen.
    Auf der Durchwahlnummer meldete sich in der Firma Erlenborn eine fremde Stimme.
    »Ich hätte gern Fräulein Richter gesprochen«, sagte Freiberg.
    »Die ist nicht mehr hier«, kam die Antwort.
    »Wann wird sie zurück sein?«
    »Überhaupt nicht. Die arbeitet nicht mehr bei uns.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Fräulein Richter ist ausgeschieden – im gegenseitigen Einvernehmen. Sie hat vor ein paar Stunden das Haus verlassen.«
    Kommissar Freiberg zeigte Wirkung. Sein Solarplexus zog sich zusammen. Er fragte kurz und unhöflich: »Wo ist sie jetzt?«
    »Hier hat sie nichts hinterlassen, und Herr Erlenborn hat geäußert, die Angelegenheit sei für ihn erledigt. Der ist auch außer Haus«, fügte die Dame hinzu, bevor Freiberg um eine Weitervermittlung des Gesprächs bitten konnte.
    Mit einem »Verdammt – danke!« legte er den Hörer zurück.
    Fast gleichzeitig traten Lupus und Fräulein Kuhnert ins Zimmer. Lupus setzte zu einem kurzen Bericht an: »POLTRANSIT scheint harmlos…«
    Freiberg winkte ab. »Laß gut sein. Jetzt ist die Sau los. Guido Siemann ist auf und davon. Die Richter hat ihren Job geschmissen und scheint auch verduftet zu sein.«
    »Halleluja«, tönte Lupus. »Wir haben zwar noch keinen Täter, aber Bewegung im Darm. Bald werden wir auch wissen, wo es stinkt!«
    »Kuhnert!« rief Freiberg abermals.
    Er hatte nicht gemerkt, daß sie seitlich von ihm im Raum stand und zuckte zusammen, als sie ebenso laut mit »hier« antwortete.
    »Entschuldigung – ich wähnte Sie noch nebenan an der Strippe.
    Jetzt bitte die Privatwohnung von Marianne Richter.«
    Der Ruf ging ab, wurde aber am anderen Ende der Leitung nicht angenommen. Die Wildkatze meldete sich nicht.
    »Jetzt reicht mir’s aber«, wütete Freiberg. »Ich bin ein Hornochse!«
    »Chef«, beruhigte Lupus, »laß den Tieren Gerechtigkeit widerfahren. Wir sind alle nur Menschen.«
    »Wie bist du wieder edel, hilfreich und gut. Verdammt noch mal! Was wissen wir eigentlich von den Figuren, die in Klattes Umfeld auftauchen und verschwinden? Da muß es Zusammenhänge geben. Wir sind nur zu gutgläubig oder zu dämlich, um sie zu erkennen. Was wissen wir zum Beispiel von dieser Marianne Richter? He, was?«
    »Sie kann Auto fahren, und häufig bumst es auch.«
    »Du meinst, um es ganz fein und diskret auszudrücken, in ihr laufen vielleicht die Fäden zusammen?«
    Lupus grinste. »Gewisse Fäden bestimmt. Das hat sie doch im Hinblick auf Klatte und Siemann eingeräumt. Den cleveren Erlenborn dürfen wir uns getrost hinzudenken.«
    »Tres faciunt collegium«, überlegte Freiberg. »Aber die drei waren Konkurrenten – vielleicht auch ohne voneinander zu wissen. Entweder ist die Richter jetzt mit dem Guido davon, oder es hat bei Erlenborn den Urknall der Erkenntnis gegeben. Nur welche Erkenntnis? Diese Puppe sollten wir uns mal gründlich zur Brust nehmen.«
    »Chef, Vorsicht, keine Intimitäten im Amt. Erst einmal hat sie sich nicht nur deinem Zugriff entzogen.«
    »Dame Kuhnert!« schrie Freiberg unvermittelt, so daß Lupus sich die Ohren zuhielt.
    »Hilfe!« tönte es aus dem Vorzimmer zurück.
    »Liebes Fräulein Kuhnert,

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