Feierlaune - Eine Facebook-Party
winzigen Raum, in dem es nicht einmal ein Fenster gab.
In seinen Träumen hatte er sich manchmal so eine Situation vorgestellt, er allein mit einem wunderschönen Mädchen in einem Zimmer. Nur dass das Mädchen völlig nackt sein würde, so weit war er nie gegangen, aber immer hatte er gedacht, dass nun etwas Großes passieren würde.
Mascha drehte sich wieder zu ihm um. » Augen zu!«, sagte sie in einem Ton, als ob sie das vor einer Weile schon mal gesagt hätte.
Florian machte die Augen zu.
Er hörte den Stoff rascheln. Dann waren da leichte Schritte. Mascha ging hin und her. Es waren Geräusche da, die er nicht einordnen konnte. Als ob dünnes Seidenpapier raschelte.
» Fertig«, sagte sie plötzlich. Florian öffnete die Augen.
Das Kleid sah ein bisschen so aus wie das, das sie auf dem Marktplatz angehabt hatte, fast dasselbe Rot. Nur war sofort klar, dass dieses sehr viel teurer gewesen war, man sah es einfach. Und die Spaghettiträger waren länger. Sehr viel länger. Sie zeigten den Ansatz ihrer Brüste und das tiefe Tal dazwischen.
Dazu hatte sie rote Schuhe mit hohen, dünnen Bleistiftabsätzen angezogen.
Mascha lächelte ihn erwartungsvoll an. Sie schüttelte ihre blonde Lockenmähne und ging ein paar Schritte auf und ab. Zuerst stöckelte sie ein wenig unsicher, knickte zweimal um, dann setzte sie die Füße energischer und sah mit einem Mal aus, als habe sie ihr Leben lang nichts anderes getragen.
» Na? Sag doch mal was!«
Florian schluckte zweimal. Seine Stimme war weg. Er musste sie erst wieder in Gang bekommen.
» Umwerfend«, sagte er rau. » Als ob du zum nächsten Casting unterwegs wärst.«
Mascha sah ihn an. Ihre grünen Augen wirkten nachdenklich. Vielleicht eine Zehntelsekunde lang tauchte die steile Falte zwischen ihren Augen wieder auf. Plötzlich grinste sie frech.
» Bin ich das denn nicht?«
Er hatte keine Ahnung, wie sie das meinte.
neun
Schon als sie die weiße Marmortreppe hinunterstiegen, Mascha inzwischen noch perfekter auf ihren hohen Stöckeln, spürte Florian, dass etwas nicht stimmte.
Die Haustür war nur angelehnt. Florian wollte sie zudrücken, aber das ging nicht. Ein Stück Holz lag im Türspalt. Florian kickte es nach draußen und schloss die Tür.
Jemand hatte die Hi-Fi-Anlage abgestellt und Joke sang wieder. Julia begleitete ihn auf dem Klavier. Sie schien sich mächtig ins Zeug zu legen, trotzdem blieb sie weit unter der Phonstärke der Anlage.
Und doch war es lauter geworden im Haus.
Mascha freute sich über ihr neues Kleid und die atemberaubenden Stöckelschuhe.
Sie stellte sich vor die Spiegelwand, zupfte an den Spaghettiträgern, dann an dem roten Stoff. Sie warf den Kopf zurück, stellte sich ein wenig schräg hin, das eine Bein vorgeschoben, und musterte sich prüfend.
» Wow!«, sagte sie.
Drinnen sang Joke:
» Ja, was will, ja, was will dieses Mädel von mir?
Ja, was will, ja, was will ich denn selber von ihr?
Ihr Kleidchen, ihr gelebes, duftet nach Celebes.
Ja, was will, ja, was will dieses Mädchen von mir?«
» Bravo!«, rief jemand und klatschte.
Etliche andere fielen ein. Zwei Zuhörer pfiffen anerkennend.
Irgendwas stimmte nicht.
Florian zog die Tür zum Wohnbereich auf. Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Aber niemand hatte Licht angemacht. Nur der kleine Strahler neben dem Klavier warf einen schmalen Lichtkegel auf Julias Hände, die sich jetzt von den Tasten lösten, und auf Julias Gesicht, das merkwürdig frustriert wirkte. Ungläubig starrte Florian in den fast dunklen Raum. Wo kamen denn all diese Leute her?
Mindestens ein Dutzend Mädchen und Jungen umlagerte das Klavier. Auch auf den Sesseln und Sofas saßen welche. Vor dem Kamin hatte es sich jemand auf dem Fußboden bequem gemacht.
Joke verbeugte sich steif. » Danke, danke, Leute. Ihr seid klasse. Jetzt kommt was wirklich Schlüpfriges. Aber das mögt ihr ja, oder?«
Er wandte sich Julia zu, die sich gerade energisch von ihrem Klavierhocker erhoben hatte. Irgendwas schien sie zu stören. Joke redete ziemlich lange auf Julia ein. Schließlich setzte sie sich doch wieder hin und legte die Finger auf die Tasten. Sie wirkte nicht glücklich dabei.
» Also weiter im Programm. Ich hab Juli überredet, doch noch drei Lieder für euch… Moment, Leute!«
Joke hatte Florian entdeckt und kam zu ihm herüber.
» Wo steckst du denn, Mann? Deine Gäste werden langsam sauer.«
Florian hatte einen Schritt in den Raum gemacht. Völlig fassungslos sah er sich um. Da
Weitere Kostenlose Bücher