Feierlaune - Eine Facebook-Party
praktisch eingeladen. Ich hab den ganzen Kram einfach gelöscht. Okay?«
Florian hätte sie vor Freude am liebsten geküsst, doch er traute sich nicht, weil Joke dabei war.
» Aber viel nützt das nicht«, sagte sie dann.
Florian sah auf ihren großen Mund. Ihre Lippen hatten jetzt eine andere Farbe. Genau passend zum Rot des Kleids. Vielleicht hätte ich sie doch küssen sollen, dachte Florian. Aber jetzt war es zu spät.
» Die, die heute Nacht losziehen wollen, haben das längst gelesen«, sagte Mascha. » Aber manche schauen auch erst unterwegs auf ihrem Smartphone nach, was in der Gegend so los ist. Die haben wir jedenfalls schon mal ausgebremst.«
» Danke«, sagte Florian. Entschlossen setzte er hinzu: » Und ich geh jetzt runter und schmeiß alle raus, die schon da sind. Danach stellen wir einfach die Klingel ab.«
zehn
Dave machte seine fünfte Runde durchs Bigbird. Er hatte die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, Mascha zu treffen.
Ein paarmal ging er auf die Tanzfläche, mal tanzte er allein, mal mit irgendeiner Tussi. Konnte nicht schaden, wenn Mascha ihn mit einer anderen sah, wenn sie doch noch auftauchte. War überhaupt die Frage, ob er sie dann nicht cool abservieren würde.
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, oder?
Doch dann ertappte er sich wieder dabei, dass er überlegte, ob er nicht endlich hinfahren sollte zu dieser verdammten Party.
Aber allein? Er hatte keine Ahnung, was ihn dort erwartete.
Dave begann eine neue Runde durch den Klub. Ganz gezielt sprach er bestimmte Leute an. Beiläufig erwähnte er die Party, zu der übrigens die meisten hier bald aufbrechen würden. Nein, nicht alle natürlich, nur die, die halt wussten, was angesagt war.
Dave sah sich schon an der Spitze von einigen Dutzend Leuten in Feierlaune vor dem Haus von Florian Geller aufkreuzen.
Aber dann kam doch alles ganz anders.
» Na, Alter, immer noch solo?« Mehmed stand plötzlich neben ihm. Er hielt eine dicke Rolle Banknoten in Gürtelhöhe und zählte die Scheine diskret.
» Ey!« Dave war ehrlich empört. » Vorhin hast du noch versucht, mich anzupumpen.«
Mehmed grinste. » Da war ich ja auch noch pleite.«
» Und woher hast du jetzt das da?« Dave kniff die Augen zusammen. Er versuchte, in dem blitzenden Klublicht die Farben der Scheine zu erkennen. » Das sind doch mindestens 300 Euro.«
» Geschäfte«, sagte Mehmed.
Dave kapierte endlich. » Du dealst.«
Mehmed grinste wieder. » Brauchst du was? Ich mach dir ’n Freundschaftspreis.«
» Was hast du denn da?«
» Was du willst, Junge. E, Speed, Koks, Hasch.«
» Kein Heroin?«
» Ist hier im Bigbird nicht so angesagt. Besorg ich dir aber. Wie viel willst du haben?«
» Und das andere hast du alles hier?« Dave konnte nicht anders. Er sah immer noch wie hypnotisiert auf die Banknotenrolle in Mehmeds Hand.
» Quatsch.« Mehmed schob das Geld in die Hosentasche. » Ich rühr das Zeug nicht an. Jedenfalls nicht hier. Ich kassier nur. Aber heute…« Er sah sich missbilligend um. » Heut läuft hier nichts. Monatsende. Die kratzen ihre letzte Kohle für ’n Drink zusammen. Schätze, ich versuch’s mal auf deiner Party. Willst du mitfahren?«
» Da haben die Leute doch erst recht kein Geld«, wandte Dave ein. » Das sind doch lauter Schnorrer, die umsonst saufen wollen.«
» Falsch.« Mehmed boxte ihn in den Bauch. » Wenn sie für die Drinks nicht zahlen müssen, können sie ihre letzte Kohle für was anderes ausgeben. Was ist? Fährst du mit in meinem Mercedes?«
Mercedes? Seit wann hatte der Türke denn ein Auto? Plötzlich stutzte Dave. » Du hast doch noch gar keinen Führerschein.«
» Brauch ich auch nicht.«
Dave hatte auf einmal wieder Oberwasser. » Das glaubst du doch nicht im Ernst, dass die Bullen hier irgend so ’nen Lappen aus Istanbul anerkennen.«
Mehmed winkte einen hageren Kroaten heran, der seine langen dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Er hatte die ganze Zeit ein Stück entfernt gewartet.
» Das ist Zoran«, stellte Mehmed vor. » Mein Fahrer.«
elf
Florian hatte einen entscheidenden Fehler gemacht. Er hätte natürlich zuerst das Deckenlicht anschalten müssen. Aber vielleicht hatte er sich nicht getraut. Er hatte sich im schummerigen Licht der Klavierlampe zwischen den Tanzenden hindurchgezwängt und forsch auf den Aus-Knopf der Anlage gedrückt.
Ganz plötzlich war es still.
In seinen Ohren dröhnten noch die Bässe nach. Die Stille tat ihm fast weh.
» Ey!«, brüllte
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