Feierlaune - Eine Facebook-Party
die Scherben verteilten sich auf dem Boden.
In der Tür zum Wohnbereich tauchten, von dem gewaltigen Scheppern angelockt, neugierige, blasse Gestalten auf.
Dave stieß sie grob beiseite. Er verharrte in der Tür. Seine Augen mussten sich erst an das schummerige Licht gewöhnen.
Aber er wartete auch auf den Hund. Darauf, dass diese Töle wieder auf ihn losging. Diesmal würde er diesem Köter endgültig den Rest geben.
Aber Jozi kam nicht.
Dave konzentrierte sich auf die Tanzenden.
Wo war Mascha? Klar, er würde sie sofort erkennen. Selbst wenn er nur ihre Silhouette sah. Sie hatte diesen eigenen Stil. Sie war was Besonderes. Sie hatte immer eine Menge Platz um sich herum, als trauten sich die anderen nicht dichter an sie heran.
Aber er fand Mascha nicht.
Vielleicht lag sie auf der Couch dort. Oder auf dem Sessel da drüben und knutschte. Mit diesem Goldjungen.
Dave fühlte, wie die Wut wieder in ihm hochstieg. Das Zerschmettern der Spiegelwand draußen hatte sie nur abgekühlt. Aber nicht für lange.
Wo war Mascha?
Sie sollte bloß nicht glauben, dass er hier lange herumfahnden würde. Nicht nach dieser linken Tour im Bigbird.
Hatte sie echt geglaubt, dass sie nur Sonja auf ihn anzusetzen brauchte, um ihn loszuwerden? Was sie wohl gesagt hatte? Kümmere dich mal ein bisschen um ihn? Oder: Ich schenk ihn dir? Mach dir ’ne geile Nacht mit ihm? Oder einfach: Der stinkt mir schon lange, halt ihn mir mal vom Leib?
Die Wut kochte höher in Dave.
Nein, suchen würde er Mascha nicht. Wozu auch? Sie würde schon von selbst kommen. Er musste es nur richtig anstellen. Und ihren kleinen Möchtegernlover würde sie gleich mitbringen.
Dave bahnte sich einen Weg zur Anlage.
Mit beiden Händen packte er den Player. Er spürte einen Widerstand. Anscheinend lösten sich auf der Rückseite die Stecker nicht. Ein kräftiger Ruck und er konnte das Gerät herausheben.
Während er es hoch über seinen Kopf hob, breitete sich abrupte Stille im Haus aus. Ein hässliches Knacken und Knistern kam noch aus den Boxen. Dann war es still.
Jemand schaltete die Deckenlampe an.
Dave wartete noch ein paar Sekunden.
Immer mehr Leute sahen zu ihm herüber, wie er mit erhobenen Armen dastand, den CD -Player hoch über dem Kopf.
Noch konnte er aufhören.
Konnte so tun, als sei alles nur ein Gag gewesen.
Aber es war kein Gag. Dies ist Krieg, dachte er. Und der hat gerade erst angefangen.
Der Gedanke gefiel ihm.
Krieg.
Ich bin im Krieg, dachte er und schmetterte den Player mit aller Kraft auf den Boden.
zwanzig
Ganz plötzlich war die Musik weg. Eine betäubende Stille breitete sich im Haus aus.
Florian und Joke hatten gerade einen der Schreibtische vor den Büroeingang geschoben. Da sich die aufgebrochene Tür nicht mehr abschließen ließ, wollten sie den Zugang zum Bürotrakt auf diese Weise verrammeln.
Mascha und Kevin schleppten einen zweiten Schreibtisch heran. » Den hieven wir auf den anderen«, sagte Kevin. » Dann kommt hier keiner mehr so einfach rein.«
Joke grinste. » Salami-Taktik. Mascha erobert ein Stockwerk nach dem anderen und wir sichern es dann ab. Als Nächstes räumen wir das Dachgeschoss und arbeiten uns dann langsam nach unten vor.«
Florian lauschte immer noch der plötzlichen Stille nach. Er bildete sich ein, sie auf seiner Haut zu spüren. Was da oben wohl los war?
Dann krachte es über ihnen. Florian hatte den Eindruck, dass jemand direkt über seinem Kopf etwas auf den Boden schmetterte.
» Dave!«, sagte er. Es konnte gar nicht anders sein. Schon die ganze Zeit, seit Mascha wieder da war, hatte er dieses mulmige Gefühl gehabt. Irgendwie war die Sache mit Dave noch nicht ausgestanden. Der ließ sich doch nicht so einfach ins Bigbird abschieben.
Mascha versuchte, ihn zurückzuhalten. Dave sei im Bigbird in besten Händen. Eine Freundin kümmere sich um ihn.
» Ich seh trotzdem mal nach.« Florian rannte die Treppe hinauf. Die Tür zur Vorhalle klemmte. Irgendetwas schrammte über den Boden, als er sich gegen sie stemmte. Dann sah er die Spiegelscherben auf dem Marmorboden. Fassungslos starrte er auf die rohe Mauer mit dem Lattengerüst, an dem die Spiegel befestigt gewesen waren. Als ob da jemand mit dem Vorschlaghammer gewütet hatte.
Florian spürte unbändigen Zorn in sich aufsteigen. Jetzt reichte es ihm endgültig. Er stürzte ins Wohnzimmer.
Dave stand mitten auf der Tanzfläche. Er hatte die Murano-Vase in der Hand, in die sich Florians Mutter vor drei Jahren auf einem Venedig-Trip
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