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Feind aus der Vergangenheit

Feind aus der Vergangenheit

Titel: Feind aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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furchtbares Erlebnis für
deine Mutter, Tim. Aber nur ein Erlebnis. Mehr ist nicht zu befürchten. Ihr was
anzutun, widerspräche jeder Logik. Dieser Spähtvolger ist jetzt bekannt. Man
hat sein Foto. Also ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Kerl gefaßt
wird. Und dann verrät er seinen Komplicen. Geiergesicht hat keine Chance mehr.
Eigentlich könnte er sich gleich stellen. Diese Verbrecher sind nicht dumm. Sie
belasten ihr Konto nicht zusätzlich.“
    „Sie nennen sich Terroristen.
Neroisten. Die, Gaby, handeln leider oft so, daß man sich an den Kopf greift.
Gebe der Himmel, daß du recht hast. Und daß sie Mutti noch nichts angetan
haben. Denn was für schlechte Karten sie haben, das merken die beiden erst
morgen — wenn das Fahndungsfoto veröffentlicht wird.“

    „Es geht gut aus, Tim. Ich
fühle es.“
    „Danke, Pfote! Danke für den
Trost.“
    „Die sind in der Panik einen
Schritt zu weit gegangen. Statt deiner Mutter nur die Fotos abzunehmen, haben
sie gleich eine Entführung gemacht. Sicherlich bereuen sie das jetzt. Sie
sitzen da und überlegen, wie sie das ausbügeln können.“
    „Klar tun sie das.“
    „Wann wollt ihr zurückkommen?“
Gaby betonte das ihr. „Bleibt es beim Donnerstag?“
    „Donnerstag ist Abreise.“
    „Ich freue mich auf dich.“
    „Der letzte Ferientag. Die
halbe Strecke fahren Mutti und ich zusammen. Wäre nett, wenn du mit Karl und
Klößchen am Bahnhof wärst. Ihr könntet Mutti begrüßen. Es sind zehn Minuten
Aufenthalt. Dann fährt sie weiter. Heim. Viele Bahnstunden noch. Mein Zuhause
ist das eigentlich nicht mehr. Seit ich im Internat lebe, ist das mein Zuhause.
Deinetwegen, natürlich. Und wegen meiner Freunde. Und weil... Verdammt! Mein
Rennrad!“
    „Was?“
    „Fällt mir eben ein. Ich habe
vergessen, daß es zur Reparatur muß.“
    „Kaputt?“
    „Klößchen ist damit gefahren.
Und gegen die Mauer gecrasht. Mit vollem Tempo. Hat nicht gecheckt, wie man
bremst. Seine Tretmühle funktioniert anders.“
    „Ist es sehr kaputt?“
    „Ich muß die Reparaturkosten
schätzen lassen. Vielleicht kaufe ich mir gleich ein neues.“
    „Unbedingt. Denn am Freitag
müssen wir mobil sein.“
    „Weshalb?“
    „Claudia hat uns eingeladen.“
    „Welche?“
    Es gab drei in der Klasse und
eine in der 9c.
    „Claudia Meier-Micksner.“
    Das war die nette Tochter eines
Pharma-Produzenten. Die TKKG-Bande kannte auch die Eltern — irre nette Leute.
Im übrigen hatten die Meier-Micksner-Werke Weltruf. Von der Halspastille bis
zum lebensverlängernden Zell-Aufbau-Saft wurde alles dort hergestellt.
    „Hat sie Geburtstag?“ fragte
Tim.
    „Nicht Claudia, sondern die
Firma. Irgendein großes Jubiläum. Mit vielen Gästen und so. Klößchen, Karl und
ich haben schon zugesagt. Außerdem habe ich versprochen, daß du kommst. Claudia
ist doch fast meine Freundin. Da müssen wir vollzählig antanzen.“
    „Gebongt, Schatz.“
    „Vielleicht hätte deine Mutter
Lust mitzukommen?“
    „Sobald wir sie befreit haben,
frage ich. Aber ich glaube nicht. Sie hat zu Hause noch was vor. Dazu reicht
ihr das verlängerte Wochenende gerade so.“
    Kann nett werden bei den
Meier-Micksners, dachte er. Und Wexenstein ist ein paradiesischer Ort.
    Der lag im Umfeld der
Großstadt, nahe genug, um von ihr zu profitieren, entfernt genug, um nicht zu
leiden unter Verkehrsdichte, Kriminalität und schlechter Luft.
    „Ich freue mich auf dich“,
sagte Gaby abermals, „und darauf, daß ich am Donnerstag deine Mutter sehe. Gute
Nacht, Tim!“

8. Gefangen in der eigenen
Wohnung
     
    Es gab einen Lift, aber Herbert
Triebel nahm meistens die Treppe, obwohl ihm das Klettern schwerfiel bis hinauf
in den fünften Stock, zu seiner Wohnung.
    Dennoch — Bewegung mußte sein.
Und er war erst 65, allerdings Rentner.
    Er keuchte, als er vor seiner
Wohnungstür ankam.
    In jeder Etage sah’s aus nach
armen Leuten. Ein billiges Mietshaus. Doch die Nachbarn waren nett — besonders
Frau Becker, die ihn am liebsten bemuttert hätte.
    Herbert nahm den Einkaufsbeutel
in die Linke. Vier frische Semmeln, seine Zigaretten und die Tageszeitung, die
er schon durchgeblättert hatte — in der Schlange vor der Supermarkt-Kasse.
    Er zog den Wohnungsschlüssel
hervor.
    In diesem Moment löste sich
eine Gestalt aus der Treppenbiegung, ein teigiger Kerl mit plumpen Zügen und
kleinen, glitzernden Augen, die fast zuwuchsen unter Fettwülsten.
    Herbert wollte den Kopf wenden.
    Ein Arm umklammerte ihn von
hinten, eine

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